„Das Augenmerk liegt auf Innovativität und Originalität.“ – Interview mit Redakteurin Susanne Haldrich zur Zeitschrift „ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung“

Zeitschrift ZRex Cover Heft 1-2023

Wie ist die Beitragsauswahl bei unserer Zeitschrift ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung strukturiert und organisiert? Worauf legt die Redaktion bei eingereichten Beiträgen Wert? Wir haben mit Redakteurin Susanne Haldrich über die Zeitschrift gesprochen.

 

Über die Zeitschrift ZRex

Ziel der ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung ist es, der wissenschaftlichen Forschung zur illiberalen, populistischen bzw. extremen Rechten ein Forum zu geben und damit das strukturelle Defizit einer fehlenden wissenschaftlichen Plattform für kritische Rechtsextremismusforschung zu beheben.
Die Zeitschrift soll Entwicklungen der illiberalen, populistischen bzw. extremen Rechten analysieren, gesellschaftstheoretisch erklären sowie Forschungsmethoden und -ethik sowie Handlungsfelder (Prävention, Intervention, Repression) in diesem Forschungsfeld einer Reflexion zugänglich machen. Die Zeitschrift steht interdisziplinären Zugängen sowie dem Austausch mit überschneidenden Forschungsfeldern offen – wie der Antisemitismus- und Rassismusforschung. Außerdem soll sie den Anschluss an internationale Forschungsdebatten und gesellschaftliche Diskurse ermöglichen.

 

Liebe Susanne Haldrich, womit befasst sich die Zeitschrift ZRex thematisch?

Die ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung ist eine internationale wissenschaftliche Zeitschrift, die sich dem Phänomen des Rechtsextremismus in seinen politischen, ökonomischen, kulturellen, medialen und sozialen Dimensionen widmet. Ziel der ZRex ist es, der wissenschaftlichen Forschung zur illiberalen, populistischen bzw. extremen Rechten ein Forum zu geben und damit die Strukturschwäche kritischer Rechtsextremismusforschung zu beheben. Die ZRex lädt dazu ein, aus unterschiedlichen theoretischen Perspektiven und mit der Bandbreite der methodischen Zugänge zu einer genauen Beschreibung und zum Verstehen der zahlreichen Dimensionen von Rechtsextremismus auf lokaler und nationaler, aber auch auf transnationaler und globaler Ebene beizutragen. Dabei ist die Zeitschrift offen für Theorie, Methodologie und Empirie und konzentriert sich im Unterschied zu politischen Interventionen, Meinungen und Praxisratgebern auf wissenschaftliche Zugänge, der Blick kann sich überdies auch auf wissenschaftliche Beiträge zur Präventions-, Interventions- und Repressionspraxis (staatliche, pädagogische, zivilgesellschaftliche Akteur*innen inkl. Aktivismus) richten. Konkret geht es unter anderem um Theorien und Akteur*innen der extremen Rechten, um internationale Entwicklungen, um ideologische Elemente wie Antisemitismus oder Antifeminismus und um den Umgang mit dem Rechtsextremismus.

 

Welche Rolle und Aufgaben haben Sie innerhalb der Redaktion inne? Seit wann sind Sie dabei, welche Bereiche betreuen Sie etc.?

Die ZRex ist eines meiner Herzensprojekte, das ich seit Entstehung und Gestaltung des ersten Heftes im Sommer 2020 begleite. Als Redakteurin der ZRex habe ich vielfältige Aufgaben: Ich bin u.a. mit Textakquise, Verwaltung, Kommunikation und Koordination/Prozessmanagement, Gutachtenakquise, Rückmeldung zu Manuskripten, Lektorat/Korrektorat und Öffentlichkeitsarbeit betraut. Dabei arbeite ich eng mit den Herausgeber*innen zusammen.

 

Wie ist die Beitragsauswahl bei der ZRex strukturiert und organisiert? Worauf legen Sie und die Redaktion/Herausgeber*innen bei eingereichten Beiträgen besonderen Wert?

Das wichtigste Gremium sind die Treffen der Herausgebenden. Sie entscheiden über Ausrichtung, ggf. Schwerpunkte sowie die Standards und den Umgang mit Einsendungen. Beiträge für die ZRex können als full paper jederzeit eingereicht werden. Die Qualitätssicherung wird mehrstufig über die fachliche Expertise der Herausgeber*innen sowie durch Begutachtungen im Verfahren des Double-Blind-Reviews gesichert. Der Auswahlprozess insgesamt läuft also anonymisiert, d.h. auch die heftverantwortlichen Herausgeber*innen prüfen die eingegangenen Beiträge anonymisiert und entscheiden dann, ob die Beiträge für das Reviewverfahren mit je zwei Gutachtenden geeignet sind. Wichtig ist den Herausgeber*innen u.a.: In der Zeitschrift sollen nur Originalbeiträge publiziert werden, das Augenmerk liegt auf Innovativität und Originalität – mit der Einsendung des Manuskripts erklären die Autor*innen folglich, dass ihr Betrag nicht bereits an einem anderen Ort erschienen oder eingereicht worden ist.

 

Wie beurteilen Sie die aktuelle Lage und die Zukunft von wissenschaftlichen Zeitschriften? Wo sehen Sie hierbei die ZRex?

Ich kann nur für die sozialwissenschaftlichen Zeitschriften sprechen und hier lassen sich u.a. prekäre Arbeitsbedingungen und Finanzierungsstrukturen konstatieren. Das gilt auch für die ZRex. Die Zeitschrift wird als Transferprojekt im Rahmen des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt gefördert und ist am FGZ-Standort Jena angesiedelt: Die Förderung läuft noch bis 2024, eine Weiterförderung für die Jahre 2024 bis 2029 ist beantragt. Verweisen möchte ich mit Blick auf die Zukunft sozialwissenschaftlicher Zeitschriften unbedingt auf das Projekt Scholar-Led Plus – dort haben sich Marcel Wrzesinski, u.a. Redakteur beim „Open Gender Journal“ und Leiter des Projekts, und Kolleg*innen zwei Jahre lang mit Fragen des wissenschaftsgeleiteten Publizierens beschäftigt und Empfehlungen für dringende Problemlagen entwickelt.

 

Die Zeitschrift ZRex erscheint seit Beginn ihrer Veröffentlichung im Jahr 2021 im Open Access und ist kürzlich auch in das Directory of Open Access Journals (DOAJ) aufgenommen worden. Wie wichtig ist (Ihnen) die freie Verfügbarkeit der Beiträge?

Dass alle Beiträge vollständig Open Access erscheinen und damit eine umfassende Verbreitung von Forschungsergebnissen gewährleistet wird, ist den ZRex-Herausgeber*innen überaus wichtig – und war einer der entscheidenden Gründe dafür, dass sich die Herausgeber*innen für die Veröffentlichung im Verlag Barbara Budrich entschieden haben. Insgesamt war der Verlag von Beginn an außerordentlich offen und unterstützend für die Zeitschriftenidee und bietet uns auch mit Open Access die Möglichkeit, unterschiedliche Zielgruppen zu erreichen. Das ist vor allem wichtig, weil die Rechtsextremismusforschung im Wissenschaftssystem lange keinen Platz hatte und ihre Beiträge zugleich für verschiedene Öffentlichkeiten sehr relevant sind.

 

Kurzvita von Susanne Haldrich in eigenen Worten

Foto von Susanne Haldrich, Redakteurin bei der Zeitschrift ZRexIch bin 1981 geboren und habe ein Magisterstudium (Germanistische Literaturwissenschaft, Psychologie und Politikwissenschaft) an der Friedrich-Schiller-Universität Jena abgeschlossen. Nach verschiedenen Stationen, u.a. als Jugendbildungsreferentin der Gewerkschaftsjugend, habe ich mich 2011 als freie Lektorin selbstständig gemacht, seit Oktober 2014 zertifiziert als „Freie Lektorin ADM“. Seit Juni 2020 bin ich als wissenschaftliche Redakteurin am Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) Jena angestellt und betreue neben der ZRex weitere wissenschaftliche Publikationen, u.a. die IDZ-Schriftreihe „Wissen schafft Demokratie“; nebenbei bin ich weiterhin als Lektorin freiberuflich tätig.

 

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© Foto Susanne Haldrich: privat | Titelbild gestaltet mit canva.com