Anregungen, wie Sie die Veröffentlichung Ihrer Dissertation finanzieren können, gibt Verlegerin Barbara Budrich in diesem Blogpost.
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In vielen Fällen kostet das Veröffentlichen einer monografischen Dissertation Geld. Warum das so ist, erläutere ich zum Beispiel in dem Blogpost „Die Vollkostenkalkulation: Was ein Buch erwirtschaften muss“ (Budrich 2023)1. Kurz gesagt: Wenn die Erlöse aus dem Verkauf eines Buches nicht ausreichen, um dessen Gesamtkosten zu finanzieren, muss das Defizit ausgeglichen werden. Aber wie können Sie die Veröffentlichung Ihrer Dissertation finanzieren?
Open Access – ja …
Ein eBook Open Access zu veröffentlichen, führt für gewöhnlich dazu, dass eine etwaige Druckausgabe dieses Buches nahezu unverkäuflich ist. Deshalb müssen Open-Access-Publikationen grundsätzlich finanziert werden, selbst dann, wenn es sich beispielsweise um Lehrbücher handelt, die andernfalls vielfach gekauft würden.
Zur Finanzierung von Open-Access-Publikationen gibt es unterschiedliche Modelle. So kann es sein, dass Sie bei einem Verlag Open Access veröffentlichen, ohne dass Sie sich selbst um die Finanzierung kümmern müssen. In diesen Fällen werden die Publikationskosten von bestimmten Einrichtungen getragen, mit denen der jeweilige Verlag eine Vereinbarung geschlossen hat.
Open Access wird derzeit wissenschaftspolitisch favorisiert, was zur Folge hat, dass für die Anschaffung von Literatur in vielen Hochschuletats weniger Mittel zur Verfügung stehen, während die Mittel zur Förderung von Open-Access-Publikationen aufgestockt wurden.
… oder nein?
Wenn Sie sich gegen Open Access entscheiden, müssen Sie die Veröffentlichung Ihrer Dissertation anders finanzieren: Aller Voraussicht nach wird ein Druckkostenzuschuss fällig. Dieser berechnet sich zumeist auf der Basis des Umfangs. Beachten Sie dabei bitte unbedingt, dass der Umfang in Manuskriptseiten in der Regel nicht dem Umfang in Druckseiten entspricht – und es sind Letztere, die zumeist zur Berechnung des Zuschusses herangezogen werden.
Bei unserem Standardformat A5 gehen wir davon aus, dass im Schnitt etwa 2.700 Anschläge inklusive Leerzeichen auf eine Druckseite passen, bzw. 400 Wörter. Viele Fußnoten, eine Vielzahl an Überschriften und Abbildungen können diese Rechnung verzerren. Während Ihr Textverarbeitungsprogramm Ihnen also dabei helfen kann, die Anzahl von Zeichen oder Wörtern zu erfassen, kann es Ihnen nicht sagen, dass die 80 ganzseitigen Abbildungen im Manuskript auch im Buch jeweils ein bis zwei Seiten einnehmen werden. Sind nur wenige Abbildungen in Ihrer Dissertation, arbeiten Sie nur gelegentlich mit Fußnoten und haben nicht auf jeder Seite Überschriften, dann passt die „Pi mal Daumen“-Kalkulation für eine Umrechnung in Druckseiten im Format A5.
Es ist möglich, dass der von Ihnen anvisierte Verlag ein anderes Buchformat und damit auch andere Zeichen- oder Wörterzahlen zu Grunde legt: Das sollten Sie freilich prüfen, bevor Sie sich auf meine Rechnung verlassen, die sich an den Standards des Verlags Barbara Budrich orientiert.
Da die Veröffentlichung gedruckter Bücher mit einem eBook hinter der Paywall nurmehr selten gefördert wird, sind die Möglichkeiten der Förderung weniger geworden.
Wofür Sie zur Veröffentlichung Ihrer Dissertation darüber hinaus Geld benötigen könnten
Viele Early Career Academics wünschen sich vor der Veröffentlichung ihrer Dissertation ein Lektorat. Wie Sie eine*n für Sie und Ihren Text geeignete*n Lektor*in finden, hat Isabelle Romann (2021)2 aufgezeigt. Wollen Sie eine*n Lektor*in engagieren, werden Sie dafür Geld benötigen.
Sollten Sie neben einem „gewöhnlichen“ Lektorat ein muttersprachliches Lektorat benötigen, weil Sie Ihren Text in einer anderen als Ihrer eigenen Muttersprache verfasst haben, finden Sie an manchen Hochschulen zu diesem Zweck separate Töpfe oder Service-Angebote. Lassen Sie sich beraten: Das spart Geld und Mühe!
In vielen Fällen erwarten Verlage von Ihnen, dass Sie für Ihre Dissertation eine fertige PDF-Datei abgeben. Diese wird im Verlag für Druck und digitale Publikation aufbereitet, aber die Basis muss stimmen und den Vorgaben des jeweiligen Verlages entsprechen. Sie können selbst diese finale Formatierung vornehmen. Haben Sie selbst aber weder die Zeit noch ausreichende Kompetenz dafür, können Sie jemanden beauftragen, diese PDF-Datei für Sie zu erstellen. Auch das kostet Geld.
Wenn Sie sich also ohnehin aufmachen, um Fördermittel zur Publikation Ihrer Dissertation einzuwerben, können Sie prüfen, ob Sie diese Dienstleistungspakete gleich mit beantragen können bzw. ob es entsprechende Angebote Ihrer Hochschule gibt.
Veröffentlichung der Dissertation finanzieren: Wie Sie Fördermittel finden
Zynisch gesprochen gehört das Einwerben von Drittmitteln zu den Kompetenzen, die Akademiker*innen unbedingt beherrschen sollten, weil sie immer wieder gebraucht werden. Sie können also bei der Finanzierung Ihrer Dissertationsveröffentlichung gleich mehrfach profitieren: zum einen direkt durch die Förderung Ihrer Publikation, zum anderen indirekt durch den Nachweis Ihrer Kompetenz in diesem Feld.
Sofern Sie an einer Hochschule angestellt sind, können Sie prüfen, ob Gelder für die Publikation Ihrer Dissertation an Ihrer Einrichtung zur Verfügung stehen. Fragen Sie, ob Ihr Institut, Ihr Fachbereich, Ihre Fakultät, die Bibliothek bzw. die Hochschule über entsprechende Fördertöpfe verfügen. Und erfragen Sie die Rahmenbedingungen: Sind Sie gehalten, unter einer spezifischen CC-Lizenz Open Access zu publizieren? Sollten Sie sich an einen spezifischen Verlag wenden?
Wie finanzieren Sie die Veröffentlichung Ihrer Dissertation? Für das Open-Access-Publizieren gibt es zumeist eher eine Förderung als für reine Druckkostenzuschüsse. Hochschulen haben eigens Open-Access-Beauftragte bestimmt, die über die Verwaltung der entsprechenden Budgets befinden. Sprechen Sie die Zuständigen an Ihrer Hochschule direkt an. In Österreich und der Schweiz ist es häufig möglich, über das Wissenschaftsministerium (Österreich) bzw. den Schweizer Nationalfonds Förderungen zu bekommen.
Ähnliches gilt, wenn Sie im Rahmen eines Forschungsprojekts promovieren: Bereits im Forschungsantrag sollten Publikationsmittel enthalten sein, da eine spätere Förderung nur der Publikationskosten in der Regel nicht mehr bewilligt wird. Finden Sie heraus, ob entsprechende Mittel zur Veröffentlichung Ihrer Dissertation verfügbar sind.
Versiegte Quellen
Viele Wege, die früher zur Publikationsförderung führten, existieren derzeit nicht oder nicht mehr. So hatte zum Beispiel die VG Wort in früheren Jahren einen Förderfonds, bei dem sich immer ein Antrag lohnte. Da es nicht ausgeschlossen ist, dass dieser Fonds eines Tages wieder zur Verfügung steht: Bei der VG Wort gehörte zu den Antragsvoraussetzungen, dass dieser Antrag an keiner anderen Stelle zuvor abgelehnt worden war. Mithin lohnt sich also die Prüfung, ob dieser Fonds wieder aufgelegt wurde, um einen allerersten Förderantrag dort einzureichen. Wie gesagt, aktuell (2024) gibt es von der VG Wort keine Förderung mehr. Die Webseite VGWort.de informiert sicherlich darüber, falls doch wieder ein entsprechender Topf eingerichtet werden kann.
Alternative: Finanzierungspuzzle
Auch wenn es schön ist, von einer einzigen Stelle die vollständige Fördersumme zu erhalten, ist es grundsätzlich möglich, „mit dem Hut herumzugehen“ und Teilbeträge von unterschiedlichen Stellen einzuwerben.
Zu diesem Zweck könnten Sie auf der Seite des Stifterverbands der deutschen Wissenschaft (stifterverband.org) nach Förderung suchen. Die dort versammelten Stiftungen fördern Bildung und Wissenschaft, sodass Sie abprüfen können, ob der Zweck einer (oder mehrerer) der dort organisierten Stiftungen mit dem übereinstimmt, was Sie in Ihrer Arbeit abdecken.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, nach Unternehmen zu schauen, zu denen Sie eine Verbindung herstellen können: Durch persönliche Beziehungen über inhaltliche Berührungspunkte bis hin zu geografischen Übereinstimmungen können Sie Verbindungen aufbauen, die möglicherweise in einer (Teil-)Förderung Ihrer Publikation münden.
Für einen Verlag ist es weder ein Problem, mehrere Logos von Fördernden aufzunehmen, noch wird er intervenieren, wenn in Ihrer Danksagung unterschiedliche Zuwendende bedacht werden. Allein bei der Anzahl der Freiexemplare, die Sie Ihren Gönnenden ggf. versprechen, dürfen Sie darauf achten, dass diese Zahl Ihr eigenes Kontingent nicht übersteigt. Im schlimmsten Falle müssen Sie zusätzlich Exemplare Ihres eigenen Buches erwerben: Das ist weder ungewöhnlich noch dramatisch, wenn Sie im Gegenzug mehrere Hundert oder gar Tausend Euro von jemandem bekommen.
Abschluss und noch eine Anregung
Bevor Sie nun in Ihre Stiefel schlüpfen, um nach Fördertöpfen zu bohren: Halten Sie Ausschau nach Auszeichnungen und Preisen. Neben dem Dissertationswettbewerb promotion des Verlages Barbara Budrich (budrich.de/promotion-dissertationswettbewerb) gibt es weitere Ausschreibungen, die für Sie interessant sein könnten. Sowohl Fachgesellschaften als auch andere Organisationen vergeben regelmäßig Preise für herausragende Arbeiten. Vielleicht sind Sie selbst der Meinung, dass Ihre Dissertation gar nicht so herausragend ist? Bewerben Sie sich des ungeachtet, sofern Ihre Arbeit die formalen Kriterien erfüllt: Sie haben nichts zu verlieren, denn nicht gewonnen haben Sie bereits!
Lassen Sie sich nicht entmutigen, falls Sie Absagen bekommen. Wie so oft im Leben gilt auch hier, dass Hartnäckigkeit belohnt wird. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!
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1 Budrich, Barbara (2023): Die Vollkostenkalkulation: Was ein Buch erwirtschaften muss. https://budrich.de/news/vollkostenkalkulation/.
2 Romann, Isabelle (2021): Wer sucht, der findet. So finden Sie eine*n gute*n Lektor*in, Exposé – Zeitschrift für wissenschaftliches Schreiben und Publizieren, 2-2021, S. 24–27. https://doi.org/10.3224/expose.v2i2.06
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Dieser Beitrag über die Finanzierung der Dissertationsveröffentlichung wurde erstmalig in der Exposé – Zeitschrift für wissenschaftliches Schreiben und Publizieren 1+2-2024 mit dem Schwerpunktthema „Bildungsaufsteiger*innen“ veröffentlicht.
Die Autorin
Barbara Budrich arbeitete über zehn Jahre im Verlag Leske + Budrich ihres Vaters, bevor sie 2004 den Verlag Barbara Budrich gründete. Sie hat zahlreiche Bücher und Aufsätze publiziert, übersetzt und geschrieben. Seit 2012 geben sie und ihr Team im von ihr etablierten Unternehmen budrich training (www.budrich-training.de) ihr Know-how zum wissenschaftlichen Publizieren und Schreiben systematisch in Vorträgen, Workshops und Coachings weiter.
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© Titelbild: pexels.com | Mikhail Nilov; Foto Barbara Budrich: privat