Einführung in die Hochschul-Lehre: Erfolgreich Lehren lernen

Interview Böss Ostendorf Senft Einführung in die Hochschul-Lehre 4. Auflage

Schritt für Schritt durch die Herausforderungen moderner Lehre: Interview mit Andreas Böss-Ostendorf und Holger Senft zu ihrem neuen Buch Einführung in die Hochschul-Lehre. Der Didaktik-Coach.

 

Interview zu „Einführung in die Hochschul-Lehre“

 

Lieber Andreas Böss-Ostendorf, lieber Holger Senft, worum genau geht es in Einführung in die Hochschul-Lehre?

Das lässt sich in drei Worten zusammenfassen: um einen Perspektivwechsel. Meistens geht es in der Lehre an der Hochschule nur darum, Fachinhalte so mühelos wie möglich den Studierenden digital oder in Präsenz zur Verfügung zu stellen.

Dass sie diese irgendwie „lernen“, wird dabei einfach vorausgesetzt. Wer studiert, muss schließlich lernen können. Dahinter verbirgt sich die Haltung: Didaktik und Pädagogik gehören an die Schulen, nicht aber an die Hochschulen. Die Verantwortung für diesen Part des „Wissenstransfers“ wird also gerne an die Studierenden delegiert. Lernen wird als autonomer Akt behandelt, der ausschließlich in den studentischen Verantwortungsbereich fällt.

Hochschullehre ist aber eine komplexe Tätigkeit. Im Prinzip unterliegt sie von der Planung über die Ausführung bis zu der sich anschließenden Handlungsreflexion einem hochkomplexen Interventionsdesign. Ähnlich wie bei Beratungsprozessen, die alle darauf hinzielen, bei den Studierenden das auszulösen, was man Lernprozesse nennt.

Das Lernen ist unserer Erfahrung nach noch immer der blinde Fleck in der Hochschullehre. Hier setzt unser Buch an. Wer in der Hochschullehre als Lehrkraft erfolgreich sein möchte, muss sich auch mit dem Lernen befassen. Erfolgreiche Lehre gelingt dann, wenn man weiß, wie bei Studierenden Lernprozesse ausgelöst werden können. Lehren und Lernen sind nun mal die beiden Seiten ein und derselben Medaille. Wer das berücksichtigt, wird leichter lehren.

 

Wie kamen Sie auf die Idee, die 1. Auflage dieses Buches zu schreiben? Gab es einen „Stein des Anstoßes“?

Im Grunde genommen verdankt unsere Einführung in die Hochschul-Lehre Barbara Budrich ihre Existenz. Sie brachte 2005 den Stein ins Rollen, als wir unseren ersten Prüfungsratgeber für Studierende veröffentlichten.

Wir kamen mit ihr in Kontakt, als sie gerade dabei war, ihren eigenen Verlag zu gründen. Sie brachte uns auf die Idee, auch einen Ratgeber für Dozierende zu schreiben. Sie wusste, dass wir uns intensiv mit Lernprozessen von Studierenden beschäftigt hatten. Damals sagte sie sinngemäß: Schreibt auf, was Studierende brauchen, um gut und erfolgreich lernen zu können – und macht daraus einen Ratgeber für Dozierende.

Die Idee erschien uns so einleuchtend, dass wir gleich loslegten und erste Workshops zum Thema Hochschullehre anboten. Aus den Erfahrungen daraus haben wir dann das Konzept zur Einführung in die Hochschul-Lehre entwickelt.

 

Ratgeber für die Hochschullehre gibt es einige. Was macht Ihr Buch besonders?

Unser Buch ist im Grunde genommen eine Dienstleistung für Dozierende. Wir gehen darin konsequent vom Lernen aus – für nicht wenige Lehrkräfte an Hochschulen ist das tatsächlich Neuland.

Unsere Einführung ist so geschrieben, dass sie bei Dozierenden Lernprozesse auslöst. So gesehen ist sie tatsächlich ein Didaktikcoach in Buchform, der Dozierende dabei begleitet, ihre eigene Entwicklung zu einer effizienteren und besseren Lehrkraft voranzutreiben.

Inhaltlich setzt das Buch bereits im ersten Kapitel bei grundlegenden Lernhindernissen an, mit denen sich Studierende konfrontiert sehen, und gibt sehr konkrete Anregungen, diese Hindernisse in Lehrstrategien zu transformieren.

Dann geht es um die Frage der professionellen Kontaktaufnahme der Lehrenden zu den Lernenden. Erst dadurch entsteht ein wechselseitiger Lehr-Lern-Prozess, der zu viel mehr Effizienz in der Lehr-Lern-Kommunikation führt.

Weil viele Dozierende von großen Lerngruppen gestresst sind und ihnen häufig die Souveränität im Umgang mit Gruppen fehlt, widmen wir der Gruppenleitung in der Hochschullehre genügend Raum. Das ist auch deshalb wichtig, weil Lerngruppen kräftige „Lernbooster“ sein können.

Zudem befassen wir uns auch grundlegend mit der Planung von Lehrveranstaltungen, die nicht nur zur Abwechslung mit einigen „Aktivierungen“ garniert werden sollten, sondern eine konsequente Kombination von Lernprozessen und Gruppenprozessen sein können.

Zuletzt werfen wir einen Blick auf die Frage nach der Evaluation von Lehrveranstaltungen und auf die Ergebnissicherung mit Prüfungen.

 

Inwiefern unterscheidet sich die 4. Auflage von Einführung in die Hochschul-Lehre konkret von der vorherigen?

Die erste Auflage der Einführung in die Hochschul-Lehre ist 2010 erschienen. In den letzten 15 Jahren hat sich an den Hochschulen viel verändert – und wir haben uns in den nachfolgenden Neuauflagen immer wieder mit den neuen Entwicklungen beschäftigt.

Mittlerweile hat die sogenannte digitale Lehre den Lehr- und Lernprozessen in der Hochschullandschaft eine neue mediale Form gegeben. Daraus ergeben sich viele neue Fragen:

  • Wie verändert sich die Didaktik durch die Arbeit am Bildschirm und das „Schreiben“ mit Tastatur?
  • Wie wird heute mit Lernhindernissen umgegangen?
  • Sind Lehr-Lern-Prozesse überhaupt „kontaktlos“ möglich?
  • Können alle professionellen Kompetenzen am Bildschirm gelernt werden?
  • Kann die Hochschullehre vielleicht sogar an KI übertragen werden?

Für die 4. Auflage haben wir das gesamte Buch einer kritischen Relektüre unterzogen, um die didaktischen und lerntheoretischen Grundlagen herauszuarbeiten, welche die Hochschullehre in digitalen Zeiten braucht, um Lernen zu provozieren.

 

Darum sind wir Autoren bei Budrich

Es macht einfach Spaß, mit dem Team des Verlags Barbara Budrich zusammenzuarbeiten. Der Verlag ist innovationsfreudig und förderte unsere Kreativität als Autoren. Wir wurden im Schreibprozess von dem professionellen Lektorat sehr gut begleitet. Die Erstellung des Satzes mit zahlreichen Verbesserungen verlief reibungslos und zuverlässig. Wir fühlen uns hier gut aufgehoben.

 

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Cover Böss-Ostendorf Einführung in die Hochschul-Lehre 4. AuflageAndreas Böss-Ostendorf, Holger Senft:

Einführung in die Hochschul-Lehre. Der Didaktik-Coach

4., überarbeitete Auflage

 

 

 

 

Die Autoren

Andreas Böss-Ostendorf und Holger Senft 2025Holger Senft (links im Bild) ist Germanist (M.A.), Coach und Supervisor(M.A.), Personzentrierter Berater, Lehr-, Lern- und Lebensberater. 2012 erschien von ihm ein Artikel zum Thema Email-Coaching.

Andreas Böss-Ostendorf (rechts im Bild) ist Diplompädagoge, Diplomtheologe, Gruppenanalytiker, Lehr- und Lernberater. Seit 2018 beschäftigt er sich schwerpunktmäßig mit den Themen Beratung und Seelsorge.

Gemeinsam veröffentlichten sie:

 

Über „Einführung in die Hochschul-Lehre“

Ob Sie gerade erst in die Hochschullehre starten oder Ihre Methoden auf das nächste Level heben wollen: Dieser Lehrcoach begleitet Sie Schritt für Schritt durch die Herausforderungen moderner Lehre – von der ersten Kontaktaufnahme mit Ihren Studierenden und der souveränen Leitung von Gruppen über die Auswahl der passenden Methoden und der effizienten Nutzung digitaler Lehrformate bis hin zur Prüfungsplanung sowie der Evaluation abgeschlossener Lehrveranstaltungen. Die komplett überarbeitete 4. Auflage stellt wertvolles Handwerkszeug bereit, um eine erfolgreiche Lehrkraft zu werden.

 

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© Foto Andreas Böss-Ostendorf und Holger Senft: privat | Titelbild gestaltet mit canva.com