Der wissenschaftliche Beirat: Prof. Dr. Ingrid Miethe

Portraitfoto von Budrich-Beirätin Ingrid Miethe

Seit vielen Jahren wird der Verlag Barbara Budrich von einem engagierten wissenschaftlichen Beirat unterstützt. Die Mitglieder dieses Beirats sind mit einem oder mehreren unserer Fachbereiche (Erziehungswissenschaft, Gender Studies, Politikwissenschaft, Soziale Arbeit, Soziologie) sehr vertraut und stehen uns aktiv bei unserer Programmentwicklung zur Seite. Im Rahmen dieser Rubrik stellen wir in unregelmäßigen Abständen die Mitglieder unseres Beirats vor. Heute: Prof. Dr. Ingrid Miethe.

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Name: Prof. Dr. Ingrid Miethe

Fachbereich: Erziehungswissenschaft

Kurzvita: Studium der Erziehungswissenschaft, Soziologie und Politikwissenschaft an der TU Berlin, Aufbaustudium Qualitative Methoden in den Sozialwissenschaften an der FU Berlin, Promotion in Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin, Habilitation in Erziehungswissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 2002-2010 Professorin für Allgemeine Pädagogik an der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt; seit 2010 Professorin für Allgemeine Erziehungswissenschaft an der Justus-Liebig-Universität Gießen

 

Mein Forschungsbereich

Meine aktuellen Forschungen bewegen sich im Bereich Bildung und soziale Ungleichheit sowie der internationalen Bildungszusammenarbeit. Dies deshalb, da ich dies als zentrale Themen für die Weiterentwicklung demokratischer Gesellschaften halte. Bildung sollte allen Menschen gleichermaßen zugänglich sein – unabhängig davon welcher sozialen Gruppe sie angehören und in welcher Region der Welt sie leben. Außerdem beschäftige ich mich mit Fragen der Bildungsgeschichte. Dieser Bereich interessiert mich, da unsere heutige Gesellschaft nur verstanden werden kann, wenn wir auch wissen warum sie so geworden ist wie sie ist – genau dies kann in einer historischen Perspektive aufgezeigt werden.

 

Zu dieser konkreten Fragestellung forsche ich derzeit

Aktuell forsche ich zum pädagogischen und bildungspolitischem Wirken Clara Zetkins. Sie hat ganz maßgeblich die sozialistische Pädagogik mitgeprägt, wurde aber im Osten sehr einseitig und im Westen so gut wie gar nicht rezipiert. Hier eine Neurezeption vorzunehmen ist mir ein wichtiges Anliegen. Außerdem forsche ich fortgesetzt zu Bildungsungleichheit. Hier ist es mir inzwischen ein Ziel, dass die soziale Herkunft in der intersektionalen Verschränkung mit anderen Dimensionen betrachtet wird, d.h. dass beispielsweise nicht einfach ausgehend von der sozialen Herkunft Bildungsaufsteiger*innen eine Fremdheit und Nicht-Passung mit dem akademischen System unterstellt wird. Im Bereich Bildungszusammenarbeit forsche ich in einer historischen Perspektive gemeinsam mit meinem Kollegen Tesfaye Kukem Semela (Hawassa University, Äthiopien) zur Bildungszusammenarbeit zwischen der DDR und Äthiopien. Wir beforschen dieses Thema gemeinsam, weil es hier wichtig ist, dass nicht nur einseitig die deutsche, potenziell eurozentristische Perspektive in den Blick kommt, sondern solche Forschungen gemeinsam mit Kolleg*innen des Globalen Südens durchgeführt werden.

 

Meine letzten Publikationen im Verlag Barbara Budrich

Aktuellste Publikation: Miethe, Ingrid/ Wagner-Diehl, Dominik/ Kleber, Birthe (2021) Bildungsungleichheit. Von historischen Ursprüngen zu aktuellen Debatten. Ein Lehrbuch

Dieses Buch finde ich ausgesprochen wichtig, da es die Diskussion um Bildung und soziale Ungleichheit um die Frage ergänzt, warum eigentlich diese Forderung gestellt wird. Hier kann man aufzeigen, dass bereits historisch diese Frage sehr unterschiedlich beantwortet wurde und teilweise auch in aktuellen Diskursen noch diese Begründungsmuster mitschwingen. Das Buch ergänzt die soziologische Ungleichheitsforschung um eine wichtige erziehungswissenschaftliche und bildungshistorische Perspektive.

 

Was ich dem wissenschaftlichen Nachwuchs mit auf den Weg geben möchte

Durchhalten! Vernetzen! Eigene Interessen nicht aus dem Blick verlieren!

Durchhalten: Das Wissenschaftssystem hält wenig halbwegs sichere Beschäftigungsbedingungen und Karriereaussichten bereit. Hier braucht es den ‚langen Atem‘. Jeder und jede, die nicht auf halben Wege aufgegeben hat, hat nach meiner Erfahrung irgendwann auch eine Professur oder eine andere attraktive Stelle im Wissenschaftssystem bekommen. Aber dazu muss man durchhalten.

Vernetzen: Vernetzen vor allem mit den eigenen Peers ist ein ganz wesentliches Erfolgsrezept. Betrachten Sie die Mitstreiter*innen nicht als potenzielle Konkurrent*innen, sondern als potenzielle Unterstützer*innen. Natürlich bewirbt man sich manchmal auch in Konkurrenz zu einem/ einer Kollegen/ Kollegin. Das ist unvermeidbar. Darüber sollte man offen reden und wer die Stelle bekommt, lädt den/ die andere hinterher zum Essen ein und überlegt, ob und wie er/ sie jetzt seinerseits den Kollegen/ die Kollegin fördern kann.

Eigene Interessen nicht aus dem Blick verlieren: Bei Tätigkeiten als Wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in wird die Forschung oft durch Interessen der Vorgesetzten oder der Drittmittelprojekte vorbestimmt. Das ist auch okay, schließlich wurde man dafür eingestellt. Sollten diese Themen aber nur begrenzt den eigenen Interessen entsprechen, ist es genauso wichtig sich Freiräume zu suchen, in denen man sich mit Themen beschäftigen kann, für die man selbst „brennt“. Das ist vor allem nötig um das oben benannte „Durchhalten“ zu bewerkstelligen. Wissenschaft braucht Herzblut und Lust – ansonsten hält man nur schwer durch.

 

Publikationen und Beiträge von Ingrid Miethe bei Budrich …

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Eine Übersicht der Beiratsmitglieder …

Glühbirne © Pixabay 2020 Foto: LoveYouAll… finden Sie auf unserer Website.

 

© Titelbild gestaltet mit canva.com; Autorinnenfoto: privat