Über die Reihe
Die Buchreihe „Zugänge zur Geschichte der Pädagogik der frühen Kindheit“ sucht die bisherigen historischen Erkenntnisse zu erweitern und durch neuere Forschungsergebnisse zu ergänzen. In der Buchreihe werden drei Schwerpunkte (Begriffs- und Ideengeschichtlicher Zugang, neuere Forschungsergebnisse, Internationale Perspektiven) gesetzt, die den Blick auf die institutionellen und professionellen Rahmungen der Pädagogik der frühen Kindheit richten. Diese Zusammenhänge werden immer wieder überlagert von normativen Diskursen, die zu einer institutionellen wohlfahrtsstaatlichen Verwaltung von Familien geführt haben, eingelagert in ideale Vorstellungen von Eltern-Kind-Verhältnissen sowie Bildungs- und Erziehungsarrangements. Vor dem Hintergrund der historisch-kulturell variablen Konzepte und Praktiken der Pädagogik der frühen Kindheit werden diese aufgeschlüsselt und diskutiert.
Liebe Rita Braches-Chyrek, liebe Diana Franke-Meyer, liebe Dagmar Kasüschke, gemeinsam haben Sie „Zugänge zur Geschichte der Pädagogik der frühen Kindheit. Eine Einführung“ (Band 1) und „Geschichte der Pädagogik der frühen Kindheit. Vergessene Zusammenhänge“ (Band 2) herausgegeben. Womit setzen sich die beiden Bände auseinander und wie ergänzen sie sich?
Beide Bände setzen sich aus einer historischen Perspektive mit der Pädagogik der frühen Kindheit auseinander. Der erste Band versteht sich als Einführungsband in die neue Buchreihe „Zugänge zur Geschichte der Pädagogik der frühen Kindheit“. Dabei geben wir einen Einblick in sozial- und problemgeschichtliche Zugänge, in ideen-, konzeptions- und personengeschichtliche Zugänge sowie in institutions- und berufsgeschichtliche Zugänge zur Pädagogik der frühen Kindheit. Mit dem zweiten Band, einem Sammelband, möchten wir vergessene Zusammenhänge zur Geschichte der Pädagogik der frühen Kindheit aufzeigen. Dabei geht es um problem- und rechtsgeschichtliche Zusammenhänge, um konzeptions- und institutionsgeschichtliche Zusammenhänge sowie um professionsgeschichtliche Zusammenhänge. Der erste Band bildet die Grundlage für den zweiten Band. Verschiedene Autorinnen und Autoren greifen hier die Struktur des ersten Bandes auf und verdeutlichen bisher wenig bis gar nicht berücksichtigte Aspekte der Geschichte der Pädagogik der frühen Kindheit.
Ziel war es, das Interesse für die historische Bedingtheit der Begriffe, Strukturen, Prozesse und Organisierung der Betreuung, Erziehung und Bildung in der frühen Kindheit zu wecken. Die Entwicklung von zentralen theoretischen Fragen, Methoden, didaktischen Konzepten und Forschung wird anhand ausgewählter Quellen nachgezeichnet, um bestehende „geschichtliche Mythen“ reflektieren und kontextualisieren zu können.
Wie ist das Konzept für die beiden Bände entstanden?
Das war tatsächlich ziemlich spontan. Eine Absolventin hatte eine exzellente Abschlussarbeit aus historischen Dokumenten der Diakonie Neuendettelsau zu den evangelischen Kleinkinderschulen geschrieben und Dagmar Kasüschke suchte nach einer Publikationsmöglichkeit. Als wir drei nun auf einer Tagung zufällig gemeinsam an einem Tisch saßen, haben wir uns darüber unterhalten, und kamen relativ schnell zu dem Schluss, wie schade es ist, dass seit den Publikationen von Erning, Neumann & Reyer, Aden-Grossmann und Konrad keine größeren historischen Werke in unserer Disziplin mehr entstanden sind. Hinzu kommt, dass es trotz eines enormen Forschungs- und Publikationsaufkommens zur Pädagogik der (frühen) Kindheit kaum Arbeiten gibt, die sich aus einer historisch-systematischen Perspektive mit diesem pädagogischen Feld beschäftigen. Wir haben uns dann sehr schnell dafür begeistert, etwas selbst auf die Beine zu stellen. Bei der Entwicklung des Konzepts haben wir uns an einer Struktur orientiert, die Jürgen Reyer 2006 in seiner Publikation „Einführung in die Geschichte des Kindergartens und der Grundschule“ vorgestellt hat. Maßgeblich für die Konzeptentwicklung war unsere gute Zusammenarbeit, ein kontinuierlicher Austausch, gegenseitiger Respekt und Achtung vor den wissenschaftlichen Leistungen der jeweils anderen. Dies ist eine wesentliche Grundlage für eine gemeinsame Konzeptionierung.
Hatten Sie beim Schreiben und Editieren eine bestimmte Zielgruppe vor Augen? An wen richten sich die Publikationen?
Die neue Buchreihe „Zugänge zur Geschichte der Pädagogik der frühen Kindheit“ und damit auch die ersten beiden Bände dieser Reihe richten sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Pädagogik der frühen Kindheit und der Kindheitspädagogik, aber auch an Studierende und Lehrende der Studiengänge Elementarpädagogik, Bildung und Erziehung in der Kindheit, Kindheitspädagogik, Grundschulpädagogik, Sozialpädagogik und Soziale Arbeit.
Darum sind wir Herausgeberinnen bei Budrich:
Wir haben bereits in unterschiedlicher Weise mehrfach mit dem Verlag Barbara Budrich publiziert. Unsere Erfahrungen sind, dass der Verlag sich sehr um seine Autor*innen kümmert und den Buchprozess sehr sorgfältig begleitet. Was uns immer wieder begeistert, ist die sehr persönliche, unkomplizierte und sorgfältige Betreuung seitens der Redaktion und des Lektorats. So begann unser Buchprojekt mit einem persönlichen Treffen mit Barbara Budrich auf dem DGfE-Kongress in Essen, bei dem wir sie von unserem Konzept überzeugen konnten. Diese persönliche Begleitung ist ein besonderes Merkmal des Verlags. Positiv fanden wir auch die innovativen Vorschläge zur Gestaltung der Buchcover, die dadurch zu etwas Besonderem geworden sind. Vielen herzlichen Dank dafür!
Kurzvitae der Herausgeberinnen in eigenen Worten
Dagmar Kasüschke: Neben meinem historischen Interesse an der Pädagogik der frühen Kindheit forsche und publiziere ich verstärkt im Bereich der internationalen Pädagogik der frühen Kindheit. Mit Kolleg*innen aus Irland und Norwegen haben wir jetzt ein europäisches Projekt begonnen, das sich mit dem Thema Kulturelle Sensibilität in Studienprogrammen in der Kindheitspädagogik weltweit beschäftigt.
Diana Franke-Meyer: Ausgehend von aktuellen Problemen im Bereich der Elementarpädagogik richte ich meinen Forschungsblick immer wieder auf die Geschichte der Pädagogik der frühen Kindheit, um aus einer historischen Perspektive zur Erhellung der Gegenwart beizutragen. Dabei interessiert mich u.a. das Verhältnis von Kindergarten und Schule, aber auch die Professionsgeschichte der Kindergärtnerin.
Rita Braches-Chyrek: Seit meiner Promotion ist das Thema Kindheitsforschung überaus wichtig für mich. Mich interessieren neben einer kritischen Befragung des Verhältnisses von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auch die sozialen Bedingungen die historische Sinnbildung ermöglichen. Meine Buchreihen beim Budrich Verlag markieren die wichtigen Stationen meiner wissenschaftlichen Karriere.
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