Inszenierung von Wissenschaft und Identifikation rechter Dynamiken in wissenschaftsnahen Kontexten

ZQF – Zeitschrift für Qualitative Forschung 1-2024: Rechte Dynamiken (auch) in der Wissenschaft. Überlegungen zu den Herausforderungen bei der Identifikation problematischer Ablehnungskonstruktionen in wissenschaftlichen Texten

Rechte Dynamiken (auch) in der Wissenschaft. Überlegungen zu den Herausforderungen bei der Identifikation problematischer Ablehnungskonstruktionen in wissenschaftlichen Texten

Julian Sehmer, Stephanie Simon, Julia Besche

ZQF – Zeitschrift für Qualitative Forschung, Heft 1-2024, S. 16-33.

 

Zusammenfassung: Im vorliegenden Beitrag diskutieren wir anhand der Recherche zum rechten „Meta-Projekt“ als Revitalisierung einer „Konservativen Revolution“, wie rechte Akteur*innen über die Inszenierung von Wissenschaft neue Legitimationsgrundlagen für Ideologien der Ungleichwertigkeit konstruieren und daher eine Identifikation rechter Dynamiken auch in wissenschaftsnahen Kontexten notwendig ist. Anhand der rekonstruktiven Analyse solcher (pseudo)wissenschaftlicher Artikulationen von rechts gehen wir der Frage nach, wieso sich diese rekonstruktive Identifikation rechter Dynamiken und kultureller Brücken in der Wissenschaft sowohl begrifflich als auch forschungsmethod(olog)isch herausfordernd gestaltet.

Schlagwörter: rechte Dynamiken in der Wissenschaft, kulturelle Brücken, problematische Ablehnungskonstruktionen, Neue Rechte, Ungleichwertigkeitsideologien

 

Right-Wing Dynamics (also) in Science? On the difficulty of empirically identifying problematic constructions of devaluation in the context of science

Abstract: In this article, based on research into the right-wing „meta-project“ as a revitalization of a „conservative revolution“, we discuss how right-wing actors use the staging of science to construct new bases of legitimacy for ideologies of inequality. Based on the reconstructive analysis of such (pseudo)scientific articulations from the right, we pursue the question of why a reconstructive identification of right-wing dynamics and cultural bridges in science is both conceptually and research-methodologically challenging.

Keywords: right-wing dynamics in science, cultural bridges, problematic constructions of devaluation, New right, ideologies of inequality

 

1 Rechte Dynamiken – Verschiebung der Legitimationsgrundlagen und deren Folgen für die Wissenschaft

Mit der Veröffentlichung der Leipziger Autoritarismus Studie (Decker et al. 2022a) im Herbst 2022 wurde medial insbesondere der Befund aufgegriffen, dass Zustimmungen zu dem, was die Autor*innen als „manifeste rechtsextreme Einstellungen“ vor allem i. S. einer Zustimmung zur „Neo-NS-Ideologie“ bezeichnen, gegenüber der Studie aus dem Jahr 2020 zurückgegangen sind. Auch die Autor*innen schränken unmittelbar ein, dass dieser Befund die Entwicklung rechts-autoritärer Einstellungen in Deutschland nur unzulänglich abbildet.1 Im gleichen Zeitraum ist etwa die Zustimmung zu rassistischen Ablehnungskonstruktionen vor allem in den neuen Bundesländern gestiegen und auch antifeministische Einstellungen finden deutlich gestiegene Verbreitung (Decker et al. 2022b, S. 12). Die Autor*innen der Autoritarismus-Studie deuten den Rückgang der Zustimmung zur Neo-NS-Ideologie daher nicht als Zeichen für die Abnahme rechter Dynamiken, sondern als Verschiebung der Legitimationsgrundlage für entsprechende Dimensionen des Syndroms der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit2. Tendenziell an Bedeutung verlieren demnach klar identifizierbare Anschlüsse an den Nationalsozialismus, während zugleich die Ablehnungen und Anfeindungen gegenüber bestimmten Personengruppen (etwa als be_hindert3, queer, migrantisch oder armutserfahren gelesene Menschen) weiter vorhanden sind oder sogar ansteigen. Nachzufragen und zu identifizieren sind daher die an ihre Stelle rückenden Legitimationsgrundlagen für diese Narrative und Deutungsmuster.

Die im Kontext der Corona-Pandemie gestiegene Ausbreitung von antisemitischen Verschwörungsnarrativen, die insbesondere von rechtspopulistischen Akteur*innen und rechten Gruppierungen teilweise strategisch für die Ausgrenzung und Anfeindung bestimmter als abweichend markierter „Anderer“ eingesetzt wurden (u.a. Thole et al. 2021; Decker et al. 2022b, S. 13; Nachtwey et al. 2021, S. 32f.), kann die Dynamiken noch nicht vollends aufklären, sondern scheint eher Begleiterscheinung dieser.

Anteil an der zunehmenden Bedeutung alternativer Legitimitationsgrundlagen kann möglicherweise in einem Strategiewechsel rechter Akteur*innen gesehen werden, die zunehmend Anschluss an hegemoniale4 bürgerliche Diskurse suchen und so „Brücken“ (Greiffenhagen 1985, S. 75–76) zwischen konservativ-autoritären und völkisch-rechten Positionen nutzen oder neu konstruieren (auch Heitmeyer et al. 2020). Bestandteil dieses Agierens sind nicht nur rechtspopulistische Diskursstrategien (Wodak 2016), etwa der rechtsextremen Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD), um gesellschaftlich herausfordernde Krisen und deren Thematisierung für die Verbreitung rechtsextremer Positionen und Feindbilder zu nutzen.

Teil dieser Strategie scheinen auch Versuche der Theoretisierung und intellektualistischen Rahmung rechter Narrative, um diesen unter dem Deckmantel der Wissenschaft Reichweite und Autorität zu verschaffen (dazu auch Adorno 2019 [1959]). Gefährlich scheinen diese Versuche insbesondere dann, wenn sie von etablierten Wissenschaftler*innen ausgehen, wie etwa dem ehemaligen Professor der Universität Kassel, U. Kutschera, der mit der Autorität eines Evolutionsbiologen (für Pflanzenphysiologie) mehrfach queerfeindliche Thesen gegenüber rechtskonservativen Medien vertrat und gleichgeschlechtliche Paare zu kriminalisieren versuchte (Parade/Thole/Wittig 2020).

Für rechte Akteur*innen scheinen dabei insbesondere gesellschaftstheoretische und sozialwissenschaftliche Argumentationen interessant, wenn diese genutzt werden können, ihre Positionen als auch von „der“ Wissenschaft gestützt auszuweisen. Diese zu identifizieren und Anschlussversuche etwa auch an erziehungswissenschaftliche Diskurse5 aufzudecken, stellt sich, so unsere These, bisweilen als auch forschungsmetho(dolog)isch herausfordernd dar.

Während für die Handlungspraxis Sozialer Arbeit etwa zunehmend Befunde über die Einflussnahmen rechter Akteur*innen vorliegen (u.a. Schäuble 2017; Gille/Jagusch/Chehata 2022; Schuhmacher/Schwerthelm/Zimmermann 2021; Krüger/Gille/Wéber 2022), konnten diese Untersuchungen bisher nur punktuell auf das Feld der Forschung und Theoriebildung ausgeweitet werden. Weiter zu untersuchen wäre hier, ob auch in der erziehungswissenschaftlichen respektive sozialpädagogischen Empirie und Theorie Einflussnahmen durch rechte Akteur*innen zu finden sind, bzw. Schnittstellen konstruiert werden, die rechte Narrative und Deutungen in den sozialpädagogischen Wissenskanon einzuführen und dadurch zu normalisieren versuchen. C. Haker und L. Otterspeer (2020, 2021) verweisen diesbezüglich auf die „epistemische Dimension der Neuen Rechten“ und stellen heraus, welche Rolle Wissenschaft im autoritär-nationalistischen Milieu spielt und umgekehrt, dass sich „rechtspopulistisches Denken […] als Teil des Bildungs- und Wissenschaftsbereichs versteht“ und daher auch als „boundary-work“ markiert werden kann (Haker/Otterspeer 2021, S. 249).

Im vorliegenden Beitrag zeichnen wir zunächst nach, wieso gerade intellektualistische und (pseudo-)wissenschaftliche Inszenierungen seit längerem hohe Attraktivität für das „Meta-Projekt“ der Revitalisierung einer „Konservativen Revolution“ durch die Akteur*innen des autoritär-nationalistischen Milieus (Kap. 2) haben. Daran anschließend gehen wir der Frage nach, worin die Herausforderung auf method(olog)ischer und begrifflicher Ebene liegt, rechte Dynamiken innerhalb wissenschaftlicher Beiträge rekonstruktiv zu identifizieren (Kap. 3). Anhand eines Ankerfalls erläutern wir die Schwierigkeit der rekonstruktiven Identifikation in Bezug auf sich wissenschaftlich gebende Argumentationen sowie Strategien, Deutungsmustern und „(kultureller) Brücken“ (Greiffenhagen 1985, S. 75–76; Lob-Hüdepohl 2018) erziehungs- und sozialwissenschaftlicher Positionen zu rechten Argumentationsstrategien, die aus dem Ankerfall auch im Kontrast zu anderen Texten deutlich werden (Kap. 4). Diese bilanzierend greifen wir erneut unsere These auf, dass die Identifikation rechter Anschlussversuche in wissenschaftlichen Diskursen forschungspraktisch nicht nur durch die genutzten Strategien herausfordernd sind (Kap. 5).

2 Das „Meta-Projekt“ und die „Konservative Revolution“ der national-autoritären Milieus6

Die Recherchen und Analysen zum Projekt einer „Konservativen Revolution“ bestätigen den Befund einer sich wandelnden Legitimationsgrundlage von Ungleichwertigkeitsideologien. Rechts-nationale, autoritäre Positionierungen ausschließlich mit dem Etikett „faschistisch“7 zu belegen, wäre daher ebenso fatal, wie Hinweise ernst zu nehmen, deren Argumenten in einer demokratischen Gesellschaft im öffentlichen Diskurs Raum zu geben. Beide Argumentationsfolien ignorieren, dass sich Ästhetik, Stile, Rhetoriken und Narrative der rechts-nationalen Milieus seit drei Jahrzehnten verändern (dazu auch Bruns et al. 2015; Fücks/Becker 2020). Bislang eindeutig erkennbare national-völkische und rassistische Positionen werden durch verdeckter argumentierende Beiträge ergänzt.

Wahrnehmbar sind zudem veränderte Diskursstrategien im sich als „konservativ-revolutionär“ verstehenden Milieu (Fedders 2019) und gesteigerte Bemühungen, rechts-autoritäre Gewissheiten und Erzählungen „pseudointellektuell“, z.T. wissen(schaft)sbasiert, aufzuladen. Diese Initiativen können als Versuche verstanden werden, praktische, kulturelle wie rhetorische Hegemonie sog. neurechter Ideen und Ideologien in möglichst vielen gesellschaftlichen Bereichen und Milieus zu erringen, um das selbsterklärte Projekt der „konservativen Revolution“ zu befördern. Mit dem Begriff der „konservativen Revolution“ wird an antidemokratische wie -liberale, rechts-nationale, konservative Strömungen und Politiken der Weimarer Republik angeknüpft (vgl. Pfahl-Traughber 1998), wie sie sich erstmals in dem von Armin Mohler (2005 [1949]) verfassten Handbuch „Die Konservative Revolution in Deutschland 1918–1932“ zeigt. Das Handbuch kann als Versuch gelesen werden, ideologische Denkfiguren und Rhetoriken vom Denken und Handeln der nationalsozialistischen faschistischen Politik bis 1945 zu entkoppeln aber auch zu konservieren. Zentrale Rolle spielen u.a. die kulturverfallsphilosophischen Ideen O. Spenglers und die rechtsdogmatischen, völkischen Ideen C. Schmitts (dazu auch Funke 2020). Reanimiert respektive weitergedacht wird diese programmatische Idee spätestens seit dem neuen Jahrtausend von unterschiedlichen Initiativen und Projekten im Milieu der Neuen Rechten, unter anderem durch K. Weißmann, der das Handbuch 2005 für die sechste Auflage gemeinsam mit A. Mohler verantwortet.

Konkret wird im „Meta-Projekt“ angestrebt, rechts-nationale, völkisch-autoritäre, autoritative, antisemitische, antifeministische, queerfeindliche und rassistische, ethnozentristische Positionen auf möglichst vielen gesellschaftlich relevanten Diskursbühnen zu Fragen von Kultur und Identität, Bildung sowie Sozial- und Migrationspolitik zu etablieren und über die „Modernisierung historischer Ideologien“ (Heitmeyer/Freiheit/Sitzer 2020, S. 266) zu „normalisieren“. Über Publikationen, eine selbstkontrollierte Verlagslandschaft, Veranstaltungen, Instituts-, Akademie- und Vereinsgründungen, Tagungen und Projekte im Bereich der Aus-, Fort- und Weiterbildung sollen neurechte Rhetoriken, Deutungsangebote und Bilder im zivilgesellschaftlichen und politischen Diskurs implementiert werden, um konservative Sichtweisen und Positionen in öffentlichen Diskursen sichtbar und kommunizierbar werden zu lassen sowie diese über national-autoritäre Narrative zu ideologisieren (vgl. Strobl 2021; Brumlik 2018).

Die neueren Verlage (u.a. Antaios, Karolinger) ergänzen inzwischen die ältere völkisch-nationalistische Verlagslandschaft (u.a. Deutsche Stimme Verlagsgesellschaft, Junge Freiheit). Insbesondere in den Verlagsneugründungen erscheinen prominente, auch online zugängliche Zeitschriften, wie Blaue Narzisse, Sezession oder das österreichische Magazin Info-DIREKT, die anstreben, das Vorhaben der „Konservativen Revolution“ inhaltlich zu füllen. Mit den Publikationsorten verbunden finden sich Akademien und Institute, wie das unter anderem von G. Kubitschek und K. Weißmann mitgegründete und heute von Erik Lehnert geleitete „Institut für Staatspolitik“ (IfS), Schnellroda, oder die „Bibliothek des Konservativismus“, aber auch kleinere Zentren wie das „Castell Aurora“, Linz. Eine besondere Bedeutung bezüglich der „Förderung des akademischen Nachwuchses“ reklamiert die 2021 gegründete digitale „GegenUni“. Ihre Gründung wird damit argumentiert, dass der „patriotischen Bewegung ein verbindendes Dach in Form einer einheitlichen Weltsicht und einer verbindlichen Theorie“ fehle, auch, weil „die ideologische Überlegenheit“ bei den „Gegnern“ liege. Über die „GegenUni soll Konservativen und Patrioten qualitativ hochwertige Theoriearbeit kostenpflichtig zugänglich“ gemacht werden, denn „rechte Intellektuelle halten […] die rechte Theorie am Leben“, da die „regulären Universitäten […] fest in linker und liberaler Hand“ seien (GegenUni 2022).

Neben den Verlagsgründungen und Tagungen, wird die akademische „Unterrichtung“ als eine bedeutsame Aufgabe angesehen wie G. Kubitschek (2022) formuliert. Herausgestellt wird die Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit Texten des Konservativismus und die Bedeutung von Zeitschriften und Austausch, sowie die „konstruktive Denkarbeit für alle, die Interesse an konservativen, nonkonformen, freiheitlichen, rechten, ‚reaktionären‘, solidarischen Ideen haben und über die Tages- und Parteienpolitik hinausdenken wollen“.

Ergänzt wird diese intellektualistische Offensive durch Aktivitäten in oder am Rande von fachwissenschaftlichen Kontexten und über Blogs wie „ScienceFiles“, die vorgeben, „kritische Wissenschaft“ zu betreiben8. Diese Initiativen und Beiträge können einerseits als Hinweise dafür gesehen werden, dass in wissenschaftlichen Diskursen und Publikationen durchaus rechte, national-autoritär inspirierte Positionen anzutreffen sind. Andererseits weisen diese Beiträge zugleich darauf hin, dass sich Indizien dafür zeigen, in welcher Form und in Bezug auf welche Themen es den rechts-konservativen, national-autoritären Milieus gelingt, ihre Deutungen zu „normalisieren“ und im wissenschaftlichen Diskurs als eine diskussionswürdige Thematisierungsweise zu etablieren, wie u.a. am „Netzwerk Wissenschaftsfreiheit“ sichtbar wird9.

Annahmen, die davon ausgehen, dass Wissenschaftler*innen aus dem sozial- und erziehungswissenschaftlichen Feld sich durchgehend gegenüber migrations-, gender- und queerfeindlichen, rassistischen und autoritären Ideen distanziert verhalten, sind damit als korrektur-, zumindest jedoch überprüfungsbedürftig anzusehen (Andresen 2018; Weiß 2017). Quantitativ betrachtet, beziehen sich Wissenschaftler*innen in einem überschaubaren Umfang zustimmend offen auf queerfeindliche, rassismusaffine, ethnozentristische, antisemitische Argumentationsfiguren. Doch die Recherchen deuten an, dass Positionen, die dem Milieu derjenigen entsprechen, die das Projekt der Konservativen Revolution betreiben, sich zunehmend deutlicher in wissenschaftsaffine Diskurse einzumischen beginnen respektive von diesen übernommen werden.

1 So stellt auch die aktuelle Mitte-Studie im Jahr 2023 einen erneuten Anstieg der Werte zum „geschlossen rechtsextremen Weltbild“ fest, hier dokumentieren die Zahlen einen Anstieg von 2-3 % auf 8 % und die Autor*innen identifizieren weitere 20 %, die diesbezüglich einem Graubereich, also keiner Ablehnung, zuzuordnen sind (Zick et al. 2023, S. 71).
2 Das Konzept der Ungleichwertigkeitsideologien schließt auch an das Konzept der „Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“ (GMF) von W. Heitmeyer (2002) an. Die Autoritarismus-Studien nutzen hierzu ein quantitatives Studiendesign zur Abfrage der Zustimmung in den sechs Dimensionen „Affinität zu diktatorischen Regierungsformen“, „einer Verharmlosung […] des Nationalsozialismus“ sowie „chauvinistische, antisemitische, fremdenfeindliche und sozialdarwinistische Einstellungen“ (Decker et al. 2022c, S. 33).
3 Die Schreibweise verweist auf den sozialen Konstruktionscharakter von Be_hinderung.
4 Das kulturelle Hegemonie-Projekt der autoritären Milieus aktualisiert einen Vorschlag des neurechten Philosophen A. Benoist (1985), der, eine ursprünglich von dem Kommunisten und Philosophen A. Gramsci (1991) in den 1920er Jahren entwickelte Konzeption aufgreifend, vorschlägt, nicht nur darauf abzuzielen, über politische Wahlen und Bewegungen die eigenen Positionen zu artikulieren, sondern Narrative und Deutungen zu entwickeln, die in den zivilgesellschaftlichen Räumen Zustimmung finden, um Diskurse zu dominieren als bedeutsam wahrgenommen zu werden.
5 Dass Anschlussmöglichkeiten existieren, lässt sich über verschiedene Einblicke deutlich machen: so äußern sich rechte Akteur*innen zum Thema Erinnerungskultur an die Shoa (dazu kritische Beiträge in Andresen/Nittel/Thompson 2019), zum Thema Erziehung allgemein (vgl. u.a. kritisch Andresen 2018; Baader 2020; Simon/Thole 2021), zu Kinderschutz und Sexualität (u. a kritisch Glaser/Rahner 2022; Sehmer 2022), zu Sozialpolitik (Simon 2022; Thole/Simon 2022) usw.
6 Die in diesem Kapitel vorgestellten Systematisierungen verdanken wir den Recherchen und Analysen, sowie des Gießens dieser in Textform, durch Werner Thole in der AG rechte Dynamiken des Instituts für Theorie und Empirie des Sozialen (ITES).
7 Wobei deren eigener Aussage zufolge, „unter der Fahne des Konservativen die Grenzen bis weit ins faschistische Gelände hinein“ verschoben werden sollen (Weiß 2017, S. 39).
8 Beispiele für solche prominent platzierten Beiträge finden sich in Bezug auf H. Diefenbach zu Beginn des vierten Kapitels. Zur Selbstbeschreibung als „kritisch“: https://sciencefiles.org/grundsatzprogramm/ [Letzter Zugriff am 29.01.2024]
9 Dazu auch Reutlinger (2022): https://www.praefaktisch.de/002e/wissenschaftsfreiheit-nur-dem-namen-nach-ein-kritischer-kommentar-zum-netzwerk-wissenschaftsfreiheit/

* * *

Sie möchten gerne weiterlesen? Dieser Beitrag ist in Heft 1-2024 unserer ZQF – Zeitschrift für Qualitative Forschung erschienen.

 

 

 

Mehr Leseproben …

… finden Sie auf unserem Blog.

 

© Unsplash 2024, Foto: Nejc Soklič