Ein Grundlagenwerk, das Überblick und Tiefenschärfe verbindet: Interview mit Ulrich Deller und Roland Brake zu ihrem neuen Buch Soziale Arbeit. Grundlagen für Theorie und Praxis – frisch erschienen in der 2., aktualisierten und erweiterten Auflage.
Interview zu „Soziale Arbeit“
Worum geht es in Ihrer aktuellen Publikation Soziale Arbeit?
Das Buch bietet eine systematische Einführung in die theoretischen und praktischen Grundlagen Sozialer Arbeit. Es zeigt, wie sich professionelle Soziale Arbeit als eigenständige gesellschaftliche Instanz entwickelt hat – mit einer spezifischen Handlungslogik, die auf soziale Integration zielt.
Uns war wichtig, deutlich zu machen: Soziale Arbeit handelt nicht einfach „helfend“, sondern professionell – sie vermittelt zwischen unterschiedlichen Wissensformen, zwischen Alltagslogik, beruflichem Wissen, Moral und Theorie.
Im Zentrum steht deshalb nicht die „Anwendung von Theorie“, sondern die Reflexion von Praxis. Wir zeigen, dass professionelles Handeln darauf beruht, komplexe Situationen verstehend zu strukturieren, Deutungsmuster zu erkennen und reflexives Wissen als Bedingung guten Handelns zu nutzen.
Für wen ist das Buch gedacht?
Es richtet sich an Studierende, Lehrende und Praktiker:innen der Sozialen Arbeit – aber auch an Menschen, die verstehen wollen, was professionelle Soziale Arbeit in unserer Gesellschaft eigentlich leistet.
Studierende begleitet das Buch von der ersten Vorlesung bis zum Berufseinstieg: Es bietet Orientierung in zentralen Theorien und zugleich praxisnahe Zugänge. Praktiker:innen finden darin eine theoretisch reflektierte Sprache für ihr eigenes Tun.
Uns war wichtig, dass das Buch verständlich bleibt, ohne zu simplifizieren – also Theorie so vermittelt, dass sie für die Praxis produktiv wird.
Inwiefern unterscheidet sich die 2. Auflage von Soziale Arbeit konkret von der vorherigen?
Die 2. Auflage ist keine bloße Aktualisierung, sondern eine grundlegende Erweiterung. Wir haben zentrale Kapitel neu geschrieben – etwa zur Professionalisierung, zu Kompetenzmodellen, zu reflexivem Wissen und zur Selbsterfahrung als Bestandteil professioneller Bildung.
Zudem haben wir neue Themen integriert:
- die muslimische Wohlfahrtspflege als Teil des pluralen Sozialstaats
- sowie aktuelle empirische Daten zur Beschäftigungslage, Trägerlandschaft und Sozialpolitik.
Das Buch bildet damit die gegenwärtige Theoriediskussion und die Praxisrealität von 2025 ab – nicht nostalgisch, sondern zukunftsorientiert.
Gab es besondere Herausforderungen bei der Überarbeitung und Aktualisierung?
Ja, vor allem die Balance zwischen Kontinuität und Innovation. Die Soziale Arbeit hat sich in den letzten zehn Jahren tiefgreifend verändert: durch Digitalisierung, Ökonomisierung, Fachkräftemangel, aber auch durch eine neue Sensibilität für Macht- und Anerkennungsfragen.
Wir wollten diese Entwicklungen ernst nehmen, ohne dem schnellen Diskurs hinterherzulaufen. Die eigentliche Herausforderung war, den Begriff des Professionellen nicht im Kompetenz- oder Managementdenken aufzulösen, sondern ihn reflexiv zu erneuern: Profession heißt nicht nur „können“, sondern auch „verstehen, was man tut – und warum“.
Darum sind wir Autoren bei Budrich
Weil Budrich als Verlag den Anspruch teilt, Wissenschaft als gesellschaftlichen Beitrag zu verstehen – nicht als akademische Nische. Wir schätzen die editorische Sorgfalt, die wissenschaftliche Unabhängigkeit und die langfristige Zusammenarbeit.
Die Möglichkeit, Theorie und Praxis in einem Band zu verbinden, der zugleich Studierende anspricht und Kolleg:innen ernst nimmt, finden wir hier besonders gut aufgehoben.
Prof. em. Dr. Ulrich Deller: Professor für Soziale Arbeit an der KatHO NRW, Abteilung Aachen. Forschungsschwerpunkte: Profession und Reflexivität, Theorien Sozialer Arbeit, Wohlfahrtsverbände, Internationales.
Prof. em. Dr. Roland Brake: Professor für Soziale Arbeit an der KatHO NRW, Abteilung Aachen. Forschungsschwerpunkte: Supervision, Theorien des Sozialer Arbeit, Geschichte der Sozialen Arbeit, Methoden der Sozialen Arbeit.
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