Die Neue Rechte im Blick pädagogischer und bildungspolitischer Angebote

Kaufmann Sierts Neue Rechte

Wie ist es möglich, online in die Neue Rechte zu intervenieren, obwohl sie gar nicht adressiert werden will? Leseprobe aus Medienpädagogische Interventionen im Feld der Neuen Rechten. Theoriebasierte Analysen, praktische Methoden und Reflexionen von Fabian Kaufmann und Lena Sierts (Hrsg.).

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Medienpädagogische Interventionen im Feld der Neuen Rechten: Einleitung

Das Internet besteht aus unterschiedlichsten Sozialräumen, in denen auch gestritten wird, Meinungen gebildet und Haltungen gefestigt werden; dabei handelt es sich um Orte, die einen wichtigen Teil im Alltag junger Menschen darstellen. Diese sind nicht losgelöst von politischen Auseinandersetzungen und gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen – im Gegenteil: Ausgrenzende und menschenfeindliche Tendenzen bilden sich auch dort stark ab. Eine neurechte Agitation junger Menschen im vorpolitischen Raum spielt sich primär innerhalb Sozialer Medien ab. Über Bilder und kurze Videos wird dort ein Life-Style, losgelöst von Klischees der „klassischen“ extremen Rechten, verkauft und für Adressat*innen leichter konsumierbar gemacht. Pädagogische Ansätze sind bislang nicht auf eine Auseinandersetzung mit diesen strukturell gut integrierten Menschen und ihrem sich als modern inszenierenden Auftreten ausgerichtet. Das Feld zu vernachlässigen kann katastrophale Konsequenzen nach sich ziehen. Die Infragestellung der als „natürlich“ wahrgenommenen Privilegien dieser Zielgruppe dient als Mobilisierungsfaktor neurechter Propaganda, die trotz der Suggestion eine „friedliche Bewegung“ zu sein, zu Widerstand aufruft und in Gewalt mündet.

Dieses Buch stellt den Abschluss des Modellprojekts Prisma dar. Innerhalb der fünfjährigen Laufzeit des Bundesprogramms Demokratie leben! wurden verschiedene Interventionsmöglichkeiten im Feld erprobt. Die Medialisierung im Kontext von politischer Bildungsarbeit und Sozialer Arbeit im Zusammenhang mit der (extremen) Rechten war zu Beginn im Jahr 2020 kaum im Fokus angewandter Wissenschaft und zivilgesellschaftlicher Praxis. Noch viel zu häufig wurden von Zivilgesellschaft, Regelstrukturen und Multiplikator*innen die digitale und analoge Welt getrennt betrachtet. Das was im Internet passierte, wurde selten als relevant für die eigene Praxis eingestuft. Durch die Corona-Pandemie sind digitale Ansätze im Bereich von Beratung, Lehre und Bildungsarbeit zwar (meist ungewollt) zum Teil der eigenen Praxis geworden. Grundlegende Fragestellungen gerade im Hinblick auf die Prävention und Intervention im Kontext (extrem) rechter Einstellungsmuster und Handlungen wurden bis dato jedoch noch nicht gestellt.

Die folgenden Kapitel geben einen Einblick in die Entwicklung rund um das Projektgeschehen und werfen Schlaglichter auf Inhalte, die sich im Laufe der Zeit als elementar herausgestellt haben.

Der erste Beitrag von Dr.ʼin Johanna Sigl leitet ein in die Rechtsextremismusprävention mit Fokus auf die Neue Rechte in den Sozialen Medien. Dabei wird die Mediennutzung der Neuen Rechten analysiert und das rare pädagogische Feld von Projekten die im digitalen Feld tätig sind beschrieben.

Anschließend stellt sich das Modellprojekt Prisma vor und benennt vorläufige erste Ergebnisse aus dem Feld. Gesammelte Erfahrungen werden mit Herausforderung von digitaler und analoger bildungspolitischer Praxis kontextualisiert.

Antifeminismus hat sich in der Projektpraxis als das Themenfeld herausgestellt, dass die meisten und heftigsten Reaktionen ausgelöst hat. Rebekka Blum und Julia Haas analysieren dieses Agitationsfeld und Betätigungsmöglichkeit für neurechte Aktivist*innen ausführlich.

Im Laufe der Jahre gab es signifikante Veränderungen im Feld der Neuen Rechten. Dr. Volker Weiß beschreibt diese in seinem Kapitel und verdeutlich die Profilverluste dieser Strukturen.

Dr. Fabian Virchow widmet sich (extrem) rechten Narrativen und ihren unterschiedlichen Medienorganen. Dabei wird deutlich, dass sich (extrem) rechte Inhalte und Deutungsmuster stark ähneln, auch wenn das publizistische Angebot der metapolitischen Rechten eine nicht zu unterschätzende Vielfalt aufweist.

In dem abschließenden Beitrag berichten David Begrich und Pascal Begrich von (extrem) rechten Angriffen auf den Träger Miteinander e.V. Diese Angriffe und das dabei orchestrierte Zusammenspiel zwischen neurechten Akteur*innen und der rechtsextremen Partei AfD ist dabei worst-practise für die Situation von Zivilgesellschaft in Sachsen-Anhalt und darüber hinaus.

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Kaufmann Sierts Neue Rechte 150 pxFabian Kaufmann, Lena Sierts (Hrsg.):

Medienpädagogische Interventionen im Feld der Neuen Rechten. Theoriebasierte Analysen, praktische Methoden und Reflexionen

 

 

 

 

 

Die Herausgeber*innen

Fabian Kaufmann, Christliches Jugenddorfwerk Deutschland e.V., Team Prisma

Lena Sierts, Christliches Jugenddorfwerk Deutschland e.V., Team Prisma

zur Website des CJD

 

Über „Medienpädagogische Interventionen im Feld der Neuen Rechten“

Wie ist es möglich, online in ein Feld zu intervenieren, welches gar nicht adressiert werden will? Die Autor*innen setzen sich mit der Neuen Rechten auseinander und analysieren ihre Strukturen, Inhalte und Strategien in Hinblick auf die genannte Frage. Denn: Die Neue Rechte ist bisher kaum im Blick pädagogischer und bildungspolitischer Angebote. Angesichts dieser Leerstelle hat das Projekt Prisma verschiedene Handlungsoptionen im Feld praktisch erprobt. Wichtige Erfahrungswerte werden in diesem Buch verfügbar gemacht.

 

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