Seit 2019 wird der Verlag Barbara Budrich von einem engagierten Nachwuchsbeirat unterstützt. Die Mitglieder dieses Beirats sind vertraut mit einem unserer Fachbereiche (Erziehungswissenschaft, Gender Studies, Politikwissenschaft, Soziale Arbeit, Soziologie, Schlüsselkompetenzen des wissenschaftlichen Arbeitens/Hochschuldidaktik) und helfen aktiv bei unserer Programmentwicklung. Heute stellen wir Ihnen unser Beiratsmitglied Dr. Jasmin Donlic vor.
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Name: Dr. Jasmin Donlic
Fachbereich: Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt der Migrationsforschung
Kurzvita:
Jasmin Donlic ist Assistenzprofessor am Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung im Arbeitsbereich Allgemeine Erziehungswissenschaft und diversitätsbewusste Bildung an der Universität Klagenfurt. Er promovierte und habilitierte an der Universität Klagenfurt im Fach Pädagogik. Auslandsaufenthalte führten ihn an die Boğaziçi Üniversitesi in Istanbul, die Humboldt-Universität zu Berlin und die Columbia University in New York.
Als Koordinator für Internationale Beziehungen und stellvertretender Ambassador der Alpen-Adria Rektorenkonferenz (AARC), Mitglied des Diversitätsbeirats der Universität Klagenfurt, Vorsitzender der Weiterbildungskommission, Mitglied des Lehrgangsteams des Universitätslehrgangs „Global Citizenship Education“ sowie Vorstand im Rat für Migration und Sektionssprecher gemeinsam mit Veronika Kourabas (Postmigrantische Gesellschaft) im Rat für Migration setzt er sich aktiv für die transnationale Verzahnung von Wissenschaft und Praxis ein. Er ist Gründungsmitglied des UNESCO Chair „Global Citizenship Education – Culture of Diversity and Peace”, seit 2021 Young Science Botschafter (OeAD)/Wissenschaftsbotschafter.
Durch seine wissenschaftliche Arbeit wurde Donlic mit Preisen ausgezeichnet. Donlic hat langjährige Erfahrung in der Akquise und Durchführung von partizipativen Forschungsprojekten und Trainings (u.a. gefördert durch ERASMUS+ und die Austrian Development Agency). In seiner Forschung entwickelt er innovative methodische Designs mit einem Fokus auf kreative Methoden. Donlic ist Mitherausgeber des peer-reviewed Jahrbuchs Migration und Gesellschaft. Seine Forschungsschwerpunkte sind: Diversität, Postmigration, Inklusion, Rassismus sowie die Arbeit mit transformativen Methoden wie Photo Voice, World Café, Rap und Slam zur eigenen Biographie etc.
Mein Forschungsbereich
In meiner Forschung beschäftige ich mich mit dem gesellschaftlichen Zusammenhalt aus postmigrantischer Perspektive, insbesondere mit konvivialen Alltagspraktiken und Artikulationsformen. Die postmigrantische Denkweise, die in deutschsprachigen Ländern entstanden ist und international immer mehr Beachtung findet, bietet eine alternative Sichtweise zu den alltäglichen rassistischen und ethnischen Diskussionen über Migration und Integration. Im Mittelpunkt meiner Arbeit stehen die Erfahrungen und Perspektiven von Mitgliedern postmigrantischer Allianzen. Durch Interviews mit diesen Personen analysiere ich ihre Erlebnisse von Diskriminierung und Rassismus. Dabei wird deutlich, dass die postmigrantische Generation zwar von rassistischen, nationalistischen und ethnisierenden Diskursen betroffen ist, sich ihnen aber nicht unterwirft. Trotz teilweise restriktiver Bedingungen entwickeln sie aktivierende, konviviale Alltagspraktiken und Artikulationsformen, die wesentlich zum Zusammenhalt superdiverser Gesellschaften und einem entnationalisierten, inklusiven Demokratieverständnis in einer globalisierten Welt beitragen.
Zusammen mit Erol Yildiz von der Universität Innsbruck arbeite ich zudem das Konzept des Postmuslimischen in Anlehnung an das Postmigrantische heraus. Hierbei konzentrieren wir uns auf die Positionierungsprozesse und Lebensentwürfe der Nachkommen der ersten Generation von Muslim*innen in Österreich. Diese junge Generation beginnt, ihre eigenen Perspektiven und Formen der Religiosität zu entwickeln. Nach der kritischen Auseinandersetzung mit den dominanten öffentlich-medialen und wissenschaftlichen Diskursen über den Islam rücken wir die Erfahrungen und gesellschaftlichen Verortungsprozesse der postmuslimischen Generation ins Zentrum.
Unsere Forschung basiert auf Interviews mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus muslimischen Migrationsfamilien in Tirol und Kärnten. Diese Gespräche offenbaren nicht nur Erfahrungen von Fremdheit und Ausgrenzung, sondern auch die vielfältigen Wege und Strategien, mit denen sie selbstbestimmt agieren und sich positionieren.
Zu dieser konkreten Fragestellung forsche ich derzeit
In meiner Forschung habe ich mich intensiv mit postmigrantischen und postmuslimischen Fragestellungen auseinandergesetzt. Derzeit konzentriere ich mich auf die Weiterentwicklung meiner partizipativen Projekte, insbesondere auf das Schreiben von Rap-Texten als Ausdruck postmigrantischer Selbstkonstitution. In diesem Projekt wird untersucht, welche Prozesse des Aushandelns, der Partizipation und der gesellschaftlichen Positionierung sichtbar werden, wenn Jugendliche ihre biografischen Erfahrungen in Rap-Texten verarbeiten. Die selbst verfassten Rap-Texte und die begleitenden semi-narrativen Interviews zeigen, wie sich die Jugendlichen mit Religion, Heimat, Ausgrenzung und Alltag auseinandersetzen. Dabei entwickeln sie postmigrantische Strategien und positionieren sich aktiv in der Gesellschaft. Durch die kreative Auseinandersetzung mit den eigenen Geschichten finden die Jugendlichen neue Wege, ihre Identität zu definieren und ihre Stimme in der Gesellschaft zu erheben. Mein Ziel ist es, diese Prozesse zu unterstützen und sichtbar zu machen, um so zu einem besseren Verständnis und einem stärkeren gesellschaftlichen Zusammenhalt beizutragen.
Meine Publikationen
Donlic, Jasmin (2024): From postmigrant articulations to political subjectification. Ethnic and Racial Studies, 1–23. https://doi.org/10.1080/01419870.2024.2347992
Donlic, Jasmin (2023): Qualitative Methoden in der Forschungspraxis. Perspektiven, Erfahrungen und Anwendungsfelder. Opladen & Toronto: Verlag Barbara Budrich.
Donlic, Jasmin/Yildiz, Erol (2022): Postmuslimische Generation und ihre Lebensentwürfe. In Forum Islamisch-Theologische Studien, 1. Jahrgang, 2022/Heft 1, pp. 83-106.
→ alle Publikationen von Jasmin Donlic bei Budrich
Das möchte ich in den nächsten 5 Jahren erreichen
Mit der Habilitation habe ich einen wichtigen Meilenstein in meiner wissenschaftlichen Laufbahn erreicht. In den kommenden fünf Jahren möchte ich transnationale Projekte initiieren und gemeinsam mit internationalen Partnern an Themen, Fragestellungen und Methodenentwicklungen in der erziehungswissenschaftlichen Migrationsforschung arbeiten. Dabei möchte ich innovative Forschungsansätze entwickeln, die sowohl theoretische als auch praxisorientierte Perspektiven integrieren. Ich plane, interdisziplinäre Konferenzen und Workshops zu organisieren, die Forscher*innen aus verschiedenen Ländern und Disziplinen zusammenbringen, um gemeinsam an den Herausforderungen der Migrationsforschung zu arbeiten.
Darum bin ich Mitglied im wissenschaftlichen Nachwuchsbeirat des Verlags Barbara Budrich
Meine erste Publikation erschien im Verlag Barbara Budrich, wo ich eine außergewöhnlich unterstützende und professionelle Betreuung erfahren habe. Diese positive Erfahrung hat mich inspiriert, anderen Wissenschaftler*innen zu helfen, ihre wissenschaftlichen Arbeiten zu veröffentlichen und ihre Forschungsthemen in der Migrationsforschung sichtbar zu machen.
Ich möchte dafür sorgen, dass Themen, die in Österreich bearbeitet werden, auch international wahrgenommen werden. Mein Ziel ist es, Fragen der erziehungswissenschaftlichen Migrationsforschung vom Rand ins Zentrum der wissenschaftlichen Diskussion zu rücken.
Es erfüllt mich mit Freude, Wissenschaftler*innen in Qualifizierungsphasen dabei zu helfen, ihre innovativen und wertvollen Beiträge zu veröffentlichen. Durch meine Tätigkeit im Beirat möchte ich dazu beitragen, dass die vielfältigen Themen der Bildungs- und Migrationsforschung die Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdienen.
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