„Die Kommunikation Trumps war in vielerlei Hinsicht besonders.” – Interview mit Sebastian Egelhof, Autor von „Faking the News?”

 von Sebastian Egelhof

 

 

 

 

Über das Buch

Donald J. Trumps Präsidentschaft kann in vielerlei Hinsicht als historisch beschrieben werden. Das trifft auch auf seinen Kommunikationsstil über soziale Medien, insbesondere Twitter, zu, den er einst selbst als Teil einer modernen Ausübung des Präsidentenamts bezeichnete. Doch welche Auswirkungen hatte dieser präsidentielle Kommunikationsstil? Welchen Einfluss konnte Donald Trump durch seine Tweets auf die Berichterstattung ausüben? Das Buch sucht Antworten auf diese Fragen. Hierfür orientiert sich der Autor am Phänomen des Agenda Buildings, das unter anderem das Zustandekommen medialer Agenden unter politischen Einflüssen beschreibt. Anhand von fünf konkreten Untersuchungsfällen aus Trumps erstem Amtsjahr wird exemplarisch dargestellt, welche Einflüsse und Auswirkungen seine Tweets auf die mediale Berichterstattung hatten.

 

Lieber Sebastian Egelhof, bitte fassen Sie den Inhalt Ihrer aktuellen Publikation Faking the News? für unsere Leser*innen zusammen.

In meiner Dissertation beschäftige ich mich mit der Frage, welche Auswirkungen die Tweets des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump auf die Berichterstattung in den Massenmedien hatten. Unter den über 2.500 Tweets in Trumps erstem Amtsjahr habe ich sogenannte „Trigger Tweets“ ausfindig gemacht, die durch gewisse Eigenschaften besonders hohe Resonanzen erreicht haben. Daraus habe ich eine Stichprobe von fünf Untersuchungsfällen gezogen und näher analysiert. Der Titel spielt mit dem Gedanken, ob Trump durch den Effekt seiner Trigger Tweets nicht auch einen gewissen Einfluss auf die Nachrichten nehmen konnte, die er selbst als „fake“ bezeichnet hat – womöglich war er an der ein oder anderen Stelle also in der Lage, die News absichtlich oder unabsichtlich durch seine präsidentielle Kommunikation gefaked zu haben!

 

Wie kamen Sie auf die Idee, dieses Buch zu schreiben? Gab es einen „Stein des Anstoßes“?

Die Kommunikation Trumps während seines Wahlkampfes und später seine präsidentielle Kommunikation waren in meinen Augen in vielerlei Hinsicht besonders. Kein Präsident vor Trump erreichte mit dem einfachen, kostengünstigen Instrument Twitter so große Reichweiten. Es gab Radiosender in den USA, die immer morgens – einer präferierten Twitter-Zeit Trumps – sogar ihre Sendungen unterbrochen haben, um die neuesten Tweets zu verkünden! Diese Reichweite geht natürlich auch auf die polarisierenden Inhalte seiner Botschaften zurück und die mediale Präsenz Trumps ließ in mir die Frage aufkommen, wie Medien mit Trump und seinen Tweets umgehen und welche Effekte er damit eigentlich erzielt. Als ich während seiner Amtszeit merkte, dass sich die Berichterstattung an manchen Stellen mehr auf Trumps eigene Issues als auf allgemeine Issues aus Politik und Zeitgeschehen zu konzentrieren schien, war der Stein des Anstoßes zur Konzeption eines theoretischen Gerüsts für diese Fragestellungen im Rollen.

 

Anhand von fünf konkreten Untersuchungsfällen aus Trumps erstem Amtsjahr stellen Sie dar, welche Einflüsse und Auswirkungen seine Tweets auf die mediale Berichterstattung hatten. Würden Sie uns einen dieser Fälle exemplarisch beschreiben?

Im Juli 2017 befand sich der US-Präsident auf dem G20-Gipfel in Hamburg. Zu diesem Zeitpunkt sah er sich starker innenpolitischer Kritik ausgesetzt, unter anderem wegen seines Umgangs mit der Russlandaffäre und möglichen Einmischungen Russlands zur Beeinflussung seiner Wahl. Trump entschied sich am Rande des Gipfels für ein Treffen mit dem russischen Präsidenten Vladimir Putin, aber verlagerte die Issues in seinen anschließenden Tweets. So twitterte er über das Gespräch, er wolle mit Putin eine gemeinsame Cyber-Sicherheits-Einheit aufbauen und erhob schwere, teils konstruierte Vorwürfe gegen die demokratische Partei. Im Themengebiet der Sicherheitspolitik steigerte sich der Anteil der Untersuchungseinheiten, welche die Issues des US-Präsidenten in der Berichterstattung aufgriffen, daraufhin um 20 Prozent. Ein großer Teil der medialen Agenda drehte sich im Nachhinein also dezidiert um die Vorwürfe, die Trump erhob – auf Kosten anderer, vorwiegend innenpolitischer und Trump-kritischer Issues, die dafür natürlich in den Hintergrund rücken mussten.

 

Haben die Social Media-Aktivitäten Trumps aus Ihrer Sicht die Social Media-Strategien anderer Regierungsführer nachhaltig beeinflusst?

Die Nutzung sozialer Medien im politischen Kontext ist tatsächlich stark landesabhängig. Darum konzentriere ich mich in meinem Buch auch auf den US-Präsidenten und lege den Fokus auf ein Land und ein politisches System, welches mich schon lange Zeit fasziniert. Mit Blick auf Joe Biden, den Amtsnachfolger Trumps, lässt sich durchaus feststellen, dass auch er in seiner präsidentiellen Kommunikation vermehrt auf soziale Medien setzt. Wenngleich er dies nicht in derselben Intensität und Frequenz tut, so hat er von Begin an entsprechende politische Entscheidungen wie etwa die Besetzung von Kabinettsposten via Twitter verkündet. Der Wandel der präsidentiellen Kommunikation wie auch der politischen Kommunikation insgesamt wird weitergehen und soziale Medien spielen hier etwa in den USA schon einige Jahre eine zentrale Rolle, auch unabhängig von Trump. Gleichwohl, die präsidentielle Kommunikation Trumps kann hier wohl als Katalysator bezeichnet werden, der diese Entwicklung hervorgehoben und weiter beschleunigt hat.

 

Darum bin ich Autor bei Budrich

Mir war wichtig, einen Verlag zu finden, der neben dem klassischen Renommee auch ein modernes Portfolio mit spannenden Themen mitbringt, die zu einem Thema wie US-präsidentieller Kommunikation ebenso passen wie zur Auswirkung sozialer Medien. Beides habe ich im Verlag Barbara Budrich gefunden. Dass diese erste Wahl gut war, hat sich schlussendlich auch an der unkomplizierten, transparenten und hilfsbereiten Begleitung von mir als Erst-Publizisten gezeigt. Vielen Dank dafür an das gesamte Team!

 

Kurzvita des Autors

Sebastian Egelhof 2022

Sebastian Egelhof besitzt einen Bachelorabschluss in Politik und Gesellschaft mit dem Schwerpunkt Politik und Kommunikation sowie einen interdisziplinären Masterabschluss mit dem Hauptfach Politikwissenschaft von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Dabei absolvierte er auch ein Auslandssemester an der Anglo American University in Prag. „Faking the News? Die präsidentielle Kommunikation Donald J. Trumps. Agenda Building mithilfe sozialer Medien“ stellt seine Dissertationsschrift dar, welche an der Geschichts- und Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt anfertigte. Während seiner Promotionsphase arbeitete Sebastian Egelhof dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft und ist heute als Leiter der Stabstelle Planung und Public Affairs sowie als Abteilungsleiter für Technologie-, Digitalisierungs- und Innovationspolitik beim Baden-Württembergischen Handwerkstag in Stuttgart tätig.

 

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Sebastian Egelhof:
Faking the News? Die präsidentielle Kommunikation Donald J. Trumps. Agenda Building mithilfe sozialer Medien

 

 

© Autorenfoto: privat