von Josefine Heusinger, Sarah Poppe, Lisa Reifert (Hrsg.)
Über das Buch
Die Wohnung und der Sozialraum sind für die Soziale Arbeit mit älteren und alten Menschen zentral. Anders als Jüngere sind die Älteren nach der Erwerbsphase für Angebote Sozialer Arbeit kaum zuverlässig über Institutionen wie Schule oder Arbeitsplatz erreichbar. Dieser Sammelband bietet einen interdisziplinären Einblick in sozialraumbezogene Forschung rund um Altersthemen und vermittelt grundlegendes Wissen über Lebenslagen und -situationen alter Menschen. Die Autor*innen geben Impulse für die Weiterentwicklung der Sozialen Altenarbeit und von Versorgungsstrukturen mit einem besonderen Fokus auf Alter und Altern im ländlichen Raum.
Liebe Herausgeberinnen, worum geht es in Altern in ländlichen Räumen?
In unserem Sammelband Altern in ländlichen Räumen haben wir Beiträge von Wissenschaftler*innen aus Sozialer Arbeit, Bildungswissenschaften, Sozial- und Gesundheitswissenschaften vereint, um aus den verschiedenen Blickwinkeln Einblicke in die Soziale Altenarbeit im ländlichen Raum zu ermöglichen. Die Beiträge im Buch geben einen grundlegenden Überblick über Soziale Arbeit auf dem Land und das Altern in ländlichen Räumen, präsentieren differenzierte Forschungsergebnisse und reflektieren Erfahrungen aus der Praxis, wie beispielsweise von Pflegebauernhöfen oder einem dörflichen Quartiersmanagement.
Uns war es wichtig, eine Vielzahl an Beiträgen zu vereinen, die aus ganz unterschiedlichen Bereichen stammen, jedoch im Kern das Altern im ländlichen Raum erfassen. Welche Herausforderungen, aber auch Chancen bietet der ländliche Raum für ältere Menschen? Gibt es Konzepte, die den Sozialraum älterer Menschen im ländlichen Raum nachhaltig beeinflussen können? Und welche Faktoren beeinflussen die soziale Altenarbeit und die Forschung im ländlichen Raum maßgeblich? Dieser und vielen weiteren Fragen sind wir in unserem Sammelband auf den Grund gegangen.
Wie kamen Sie auf die Idee, dieses Buch herauszugeben? Gab es einen „Stein des Anstoßes“?
In unserem Forschungsprojekt AWiSA – Altersgerechtes Wohnen im ländlichen Raum Sachsen-Anhalts (2019-2022) ist die Buchidee zu diesem Sammelband entstanden. Für uns kam die Perspektive auf den ländlichen Raum in der Sozialen Altersforschung bisher zu kurz, weshalb wir uns dazu entschlossen verschiedene Beiträge zu diesem Oberthema zusammenzufassen und einen umfangreicheren Einblick in die ländliche Altersforschung zu schaffen. Außerdem wollten wir fähigen Wissenschaftler*innen aus ganz unterschiedlichen Feldern eine Möglichkeit zur Publikation bieten und so die Sichtbarkeit unserer Projekte und Forschungen erhöhen.
Welchen Herausforderungen steht die sozialraumbezogene Forschung zu Altersthemen derzeit gegenüber?
Eine Herausforderung für die sozialraumbezogene Forschung zu Altersthemen ist die Vielfalt der Lebenslagen und der Menschen im Alter. In Kombination mit der Vielfalt der Sozialräume ergeben sich daraus zahllose Einflussfaktoren, die es klug auszuwählen und in ihren Wechselwirkungen zu analysieren gilt, um sinnvolle Schlussfolgerungen für nötige und wünschenswerte Weiterentwicklungen zu geben. Das alles geht nicht ohne die Älteren selbst, und wenn das Ziel mehr soziale Gerechtigkeit und Lebensqualität im Alter für alle ist, gilt es gerade diejenigen Älteren zur Mitarbeit an Forschung und Entwicklung zu gewinnen, die besonders benachteiligt sind. Für derartige partizipative Forschung Geld, Geduld und geeignete Methoden zusammenzubringen, ist nicht einfach, aber entscheidend.
Aus der Perspektive der Sozialen Arbeit ist die sozialraumbezogene Altersforschung besonders wichtig, weil Menschen nach der Erwerbsphase weniger über Institutionen, sondern viel mehr über ihre Wohnumgebung und die Sozialräume zu erreichen sind. Gerade bei weniger privilegierten Senior*innen konzentriert sich der Aktionsradius im Alter zunehmend auf die Wohnumgebung und das nähere Umfeld. Soziale Arbeit ist deshalb besonders gefordert, sich mit den Anforderungen an altengerechte Sozialräume zu befassen.
Welche Aspekte der Lebenssituationen alter Menschen werden in der Sozialraumforschung Ihrer Einschätzung nach künftig stärker in den Fokus rücken?
Ein gutes Leben und eine selbstbestimmte Alltagsgestaltung beruhen auf der Verfügbarkeit von echten Wahlmöglichkeiten und Ressourcen. Zu letzteren gehört vor allem ein angemessenes Einkommen, aber auch ein hilfreiches und inspirierendes soziales Netzwerk und der Zugang zu Wissen und Informationen in der sich rasant verändernden Welt. Die – sozialpolitisch durchaus vermeidbare – zunehmende Altersarmut bedeutet viele Einschränkungen im Alltag, die Gefährdungen der Gesundheit, der sozialen Teilhabe und der Versorgung bei Hilfe- und Pflegebedarf mit sich bringen. Wie und mit welchen konkreten Maßnahmen hier auf sozialräumlicher Ebene Kompensationen ermöglicht werden können, nicht nur, aber besonders in ländlichen Regionen, bedarf dringend weiterer Forschung.
Darum sind wir Autorinnen bei Budrich
Die Reihe Beiträge zur Sozialraumforschung ist ein schönes Beispiel für das überzeugende Verlagsprogramm und bietet einen tollen Rahmen für unser Thema! Die Qualität der Betreuung und die Sorgfalt, mit der das Verlagsteam uns begleitet hat, haben uns sehr unterstützt und zum schnellen und pünktlichen Erscheinen beigetragen.
Kurzvitae in eigenen Worten
Prof. Dr. Josefine Heusinger, Professorin für Grundlagen und Handlungstheorien der Sozialen Arbeit, Fachbereich Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien
Sarah Poppe, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien
Lisa Reifert, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien
alle: Hochschule Magdeburg-Stendal
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Beiträge zur Sozialraumforschung, Band 26
© Fotos Sarah Poppe und Lisa Reifert: Matthias Piekacz; Foto Josefine Heusinger: privat | Titelbild gestaltet mit canva.com