Wie denkt die Mehrheitsgesellschaft in Deutschland eigentlich? Wie lebt sie? Was will sie? Was fürchtet sie? Der Mehrheitsgesellschaft eine Stimme für die Zukunft geben: Das möchte Horst Opaschowski mit seinem neuen Buch Das Opaschowski Zukunftsbarometer. Wegweiser für eine nachhaltige Entwicklung von 2025 bis 2045.
Interview zum Buch „Das Opaschowski Zukunftsbarometer“
Lieber Horst Opaschowski, worum geht es im Opaschowski Zukunftsbarometer?
In anhaltend unsicheren Zeiten ist der Hunger nach Sicherheit so groß wie der Durst nach Freiheit. Es wächst die Sehnsucht der Menschen nach gesellschaftlicher Stabilität und nach verlässlichen Antworten auf Fragen wie: Was kommt? Was geht? Und was bleibt? Empirisch abgesichert auf der Basis repräsentativer Umfragen liefert das Zukunftsbarometer für den Zeitraum 2025 bis 2045 Analysen und Prognosen, auf die man sich verlassen und mit denen man fest rechnen kann.
Was war der Stein des Anstoßes zum Schreiben dieses Buches?
Mein Stein des Anstoßes zum Schreiben dieses Buches war die wachsende Unzufriedenheit mit dem politischen Krisenmanagement: Der Staat verliert zusehends seine Rolle als Kümmerer, die Parteien haben keine Visionen mehr, die Politiker wirken überfordert und die Regierung regiert am Lebensgefühl der Bevölkerungsmehrheit vorbei. Mit dem Zukunftsbarometer bekommt die Mehrheitsgesellschaft ihr Gesicht, ihr Profil und ihre Stimme wieder. Die Bürger sagen selbst, was sie persönlich bewegt und wohin sich die Gesellschaft in Zukunft bewegen soll.
Für wen ist Das Opaschowski Zukunftsbarometer gedacht?
Das Buch gehört auf den Schreibtisch eines jeden Bürgermeisters. Es muss eine Pflichtlektüre für Kommunalpolitiker in Städten und Gemeinden sein und handlungsleitend für Entscheider in Wirtschaft, Kultur und Medien werden. Das Zukunftsbarometer gibt verlässliche Antworten auf die Frage: Wohin steuert Deutschland in anhaltenden Krisenzeiten?
Lieber Horst Opaschowski, wie gelingt es Ihnen, in diesen anhaltenden Dauerkrisenzeiten Ihre positive Sicht auf die Zukunft nicht zu verlieren?
Ich bin ein Kriegs- und Krisenkind. 1941 in Oberschlesien inmitten einer weltweiten Polykrisenzeit geboren, als die deutsche Wehrmacht trotz Nichtangriffspakt die Sowjetunion überfällt, Japan Pearl Harbour angreift und Deutschland den USA den Krieg erklärt. Nach Kriegsende habe ich zehn Jahre meiner Kindheit elternlos in Heimen verbracht und im Alltag mit dem Satz „Hunger ist Einbildung“ zu leben gelernt. Wider Willen wurde ich so zum Pionier einer neuen „Generation Krise“. Wenn Chinesen für „Krise“ und „Chance“ heute nur ein Schriftzeichen kennen, so lebe ich von Kindheit und Jugend an vom Prinzip Hoffnung und der festen Zuversicht: Es kann nur besser werden!
Ist Ihr Zukunftsbarometer auch ein Fortschrittsbarometer für die weitere gesellschaftliche Entwicklung?
Wer den Gedanken an Zukunft und Fortschritt verliert, kann gleich zu leben aufhören. Es ist doch kein Zufall, dass meine erste wissenschaftliche Abhandlung in einer germanistischen Fachzeitschrift 1970 den Titel trug: „Der Fortschrittsbegriff im sozialen Wandel“. Meine Kronzeugen für die Fortschrittsidee waren seinerzeit Rousseau, Condorcet und Immanuel Kant – getragen von der Überzeugung, dass Mensch und Gesellschaft geradezu unendlich entwicklungsfähig sind. Trotz radikaler Kritik an Kultur und Zivilisation muss im Kant’schen Sinne immer ein „Fortschritt zum Besseren“ (1798) erkennbar sein.
Glauben Sie nur im Hinblick auf Zukunft an den steten Fortschritt zum Besseren oder leben Sie ihn auch als Antriebskraft für Ihr positives Zukunftsdenken?
Meine Tochter Irina, von Haus aus Erziehungswissenschaftlerin, nannte mich einmal „Mr. Positiv“. Als Empiriker würde ich mich eher „Mr. 51 Prozent“ nennen. Bei aller notwendigen Objektivität bleiben Hoffnung, Zuversicht und positives Denken immer handlungs- und erkenntnisleitend auf meiner Seite. Dies trifft auch für die Mehrheitsgesellschaft in Deutschland zu. Tendenziell mag es gesellschaftlich bergab gehen, ganz persönlich aber geht es immer wieder weiter. Auf jedes Tief folgt ein Hoch. Diese doppelte Sichtweise spiegelt sich auch im Zukunftsbarometer wider: Gesellschaftliche „Herausforderungen“ werden mit ganz persönlichen „Chancen“ konfrontiert. Am Ende dominieren – gefühlt – die Chancen. Die Deutschen mögen objektiv ärmer werden, subjektiv aber gleichen sie die wahrgenommenen Verluste durch einen Gewinn an verstärktem Generationenzusammenhalt wieder aus.
In der Inhaltsbeschreibung zum Buch heißt es „Die Bevölkerung sagt selbst, wohin die Reise gehen soll“. Ist es wirklich so einfach?
Parteien bekommen die Mehrheitsfähigkeit der Bevölkerung auf Straßen und Plätzen und in Bürgerinitiativen zu sehen und zu spüren. Ein Ende der Schweigespirale deutet sich an. Und eine neue Solidarität der Generationen sorgt für den Zusammenhalt und sozialen Kitt in einer multiaktiven Mitmachgesellschaft.
Wie würden Sie in maximal drei Sätzen die Ergebnisse des Opaschowski Zukunftsbarometers zusammenfassen?
Das Opaschowski Zukunftsbarometer ist …
- … ein verlässliches Navigationssystem in Dauerkrisenzeiten als Argumentations- und Entscheidungshilfe für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
- … ein wegweisender Kompass für die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Er gibt der Mehrheitsgesellschaft eine Stimme: So wollen und werden „wir“ morgen leben!
- … eine orientierende Leitwährung für die Zukunftsplanung, due Herausforderungen der Gegenwart beim Namen nennt und Chance als Handlungsoptionen für die Zukunft aufzeigt.
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Horst Opaschowski:
Das Opaschowski Zukunftsbarometer. Wegweiser für eine nachhaltige Entwicklung von 2025 bis 2045
Der Autor: Horst Opaschowski
Prof. Dr. Horst Opaschowski ist Gründer und Wissenschaftlicher Leiter des Opaschowski Instituts für Zukunftsforschung (OIZ) in Hamburg. Er lehrte und forschte über dreißig Jahre lang als Professor für Erziehungswissenschaft an der Universität Hamburg. Als wissenschaftlicher Berater für Politik und Wirtschaft hat er sich im In- und Ausland einen Namen als „Mr. Zukunft“ (dpa) und „Futurist“ (XINHUA/China) gemacht. In Kooperation mit dem IPSOS-Institut erstellt er seit 2012 regelmäßig den Nationalen WohlstandsIndex für Deutschland (NAWI-D). Mit der Realisierung des Zukunftsbarometers wird er seiner Rolle als „Voraussager vom Dienst“ (Deutschlandfunk) gerecht. Opaschowski wurde mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Sein Buchtitel „Generation @“ war 1999 Wort des Jahres in Deutschland.
Über das Buch
Das Opaschowski Zukunftsbarometer erweitert die technologie- und wirtschaftszentrierte Prognoseforschung um eine human-soziale Perspektive. Auf der Basis aktueller Repräsentativumfragen gibt Horst Opaschowski empirisch fundierte Antworten auf die Fragen: Wie werden wir in zwanzig Jahren leben, wie arbeiten und wohnen? Das Buch analysiert Änderungen in den Werten und Lebensgewohnheiten der Deutschen und projiziert auf solidem Fundament die Entwicklungen der Jahre 2025, 2035 und 2045. Nah am Menschen wird das Bild einer nachhaltigen Zukunft Deutschlands gezeichnet.
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© Foto Horst Opaschowski: privat | Titelbild gestaltet mit canva.com