Wie schaffe ich es, trotz Krisen die Freude am Studium nicht aus den Augen zu verlieren? Ein Gastbeitrag von Wissenschafts- und Karriereberaterin Erika Haas.
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Mein Studienratgeber „Krisensicher durch das Studium“ ist aus guten Gründen geschrieben worden und hat selbst eine krisenhafte Entstehungsgeschichte – das heißt, Krisen gehören für uns alle zum Leben und sind ein wichtiges Element zur persönlichen und menschlichen Entwicklung.
Die Krisenlage im Studium liegt faktisch und besorgniserregend auf dem Tisch:
Es gibt Studienfächer, in denen die Abbruchquote 50% beträgt und allgemein gesagt brechen durchschnittlich circa ein Drittel der Studierenden ihr Studium ab. Für dieses Phänomen haben wir in der empirischen Forschung und aus der Beratungserfahrung eine Reihe von Erklärungen, die wichtige Ratschläge geben können, wenn man das Studium souverän meistern will. Krisen sind offensichtlich in jedem Fall vorprogrammiert, sie gehören substanziell dazu und sind ein Teil des Bildungsprozesses.
Studienkrisen sind nicht nur individuell und strukturell, sondern auch global
Diese Krisen treffen uns persönlich, individuell, aber auch strukturell und global:
Kurz nachdem ich selbst zum Beispiel anfangen wollte, dieses Buch zu schreiben und jede Menge über die Studiensituationen von jungen Menschen wusste, kam Corona und die Studienlagen haben sich dramatisch verändert und es war nicht abzusehen, was nach der Pandemie und der nachhaltigen Veränderungen der Situation von Studierenden passieren würde.
Die langfristigen Auswirkungen von Corona auf (studierende) junge Menschen ist noch nicht aufgearbeitet – und das wird wohl auch noch dauern – aber wir haben erste Hinweise, die ich natürlich auch in dem vorliegenden Ratgeber an verschiedenen relevanten Stellen ausgeführt habe.
Die Corona-Krise hat uns durch ihr weltumspannendes Ausmaß alle sehr getroffen und über drei Jahre in ihrem Bann gehalten, ist aber längst nicht die einzige Krise, die Studierende in Nöte bringt. Es gibt strukturelle und individuelle Krisen, die in das Leben von jungen Menschen eingreifen und ein strukturelles oder individuelles Scheitern nach sich ziehen können.
Studienkrisen beginnen vor dem Studium
Individuelle und strukturelle Probleme von Studierenden fangen weit vor dem Studium an und deshalb können Sie diesen Ratgeber durchaus auch an Ihre jüngeren Geschwister weitergeben, die noch in der Schule sind, aber mit der Idee spielen, ein Studium zu beginnen. Denn ja, Studienprobleme beginnen schon im Elternhaus und setzen sich in der Schule fort. Familien- und Bildungspolitik sind ein Teil der Struktur, die wir in der Situation an Universitäten sehen und auch die Studierenden sind ein Teil dieser Individuen und Strukturen, die zu den unterschiedlichsten Problemlagen führen können.
Die Krise als Lebens- und Entwicklungselexir
In diesem Studienratgeber geht es also nicht nur darum, Krisen als wichtiges Entwicklungselement positiv anzunehmen, sondern auch darum, sich selbst als Individuum zu analysieren, welches in gesellschaftspolitische Strukturen eingebunden und davon geprägt ist – dieser Studienratgeber soll aber auch möglichst viele von diesen individuellen und strukturellen Fallstricken beschreiben, benennen und Sie somit studienfit zu machen.
Fit dafür, souverän und erfolgreich durch eine einzigartige und luxuriöse Zeit zu gehen, die Sie menschlich (aus)prägen und Sie beruflich optimal aufstellen soll. Über den Luxus, sich eine Zeit des Ausprobierens und Optimierens nehmen zu dürfen, können immerhin viele in Ihrer Gleichaltrigengruppe nur träumen – sie steigen nach dem Schulabschluss in die Arbeitswelt ein und müssen einen ziemlich schnellen Übergang zwischen Schule und beruflichem Werdegang schaffen.
Sie haben also mehr Spielraum, was aber auch bei Ihnen nicht ohne Disziplin und Leistungsbereitschaft zu schaffen ist. Welche Hard- und Softskills Sie darüber hinaus einbringen und/oder entwickeln müssen ist natürlich ein wichtiger Teil der Ausführungen in diesem Studienberater.
Strukturelle Faktoren, die Krisen im Studium bedingen können
Dass Ihre Ausgangschancen ungleich sind, haben wir schon angesprochen, muss allerdings im Gesamtverlauf bis zum Studium und dessen erfolgreichem Abschluss nachvollzogen und verstanden werden, weshalb wir nach der Klärung der zentralen Begriffe „Studium“ und „Krise“ sukzessive die entscheidenden Elemente anschauen müssen.
- Die Schule als zentrale Vorbereitungsinstanz für den Erwerb der Studierfähigkeit ist ein wichtiges Thema, was zentral für das Gelingen eines Studiums ist. Viele angehende Studierende bringen wesentliche Grundvoraussetzungen leider nicht mit. Um diesen fehlenden Qualifikationen begegnen zu können, sie verstehen zu können und daraus lernen zu können, werden potenzielle Problemlagen nicht nur benannt, sie werden auch in Form von konkreten Beispielen aus meiner Beratungspraxis mit Leben erfüllt und natürlich mit verschiedenen Lösungswegen versehen.
- Die gleiche Vorgehensweise wird angewendet, wenn es um die zentralen Einflusskategorien Familie, Schicht, Geschlecht und Herkunft geht. Sie beeinflussen Ihre jeweilige Studienentscheidung wesentlich und werden an Beispielen dargestellt und mit vielen Ratschlägen zum weiteren Reflexionsprozess bedacht. Immerhin beeinflussen Sie mit Ihrer Entscheidung für ein bestimmtes Studienfach Ihre gesamte weitere Zukunft.
- Beide Reflexionsangebote helfen Ihnen übrigens nicht nur in der jeweiligen Situation, sondern auch, wenn Sie im Verlauf des Studiums in Krisen geraten. In dieser Phase können Sie noch relativ problemlos das Studiengeschehen insofern beeinflussen, als Sie Ihre Entscheidungen überdenken, revidieren und Ihren eigenen Weg daraus machen.
Der Beginn des Studiums – die entscheidende Phase im Studium
Danach sind wir dann aber in medias res – mitten im größten Krisenfeld des Studiums, in der Studieneingangsphase – gelandet. Sie ist zentral, wenn es um das Gelingen oder Misslingen geht:
In der Regel ist es nämlich so, dass schon im ersten Semester die Weichen zwischen Erfolg und Misserfolg gestellt werden. Sie werden sehr schnell merken, ob Sie sich in Ihrem Studium „richtig“ fühlen oder nicht. Je früher Sie das merken oder es sich eingestehen, umso besser. In der Regel dauert es allerdings quälend lange drei bis vier Semester, bis Sie Ihre Konsequenzen ziehen. Zu viel verlorengegangene Zeit, zu viel verlorengegangene Energie – von der verlorengegangenen Lebensfreude ganz zu schweigen.
Die Studieneingangsphase muss also sitzen oder es muss umgesteuert werden – eine mögliche wertvolle Krisenerfahrung in Ihrem jungen Leben, die Sie stark machen kann. Dafür brauchen Sie alle diejenigen Einsichten und Erkenntnisse, die in den Vorkapiteln ausgeführt und mit Beispielen konkretisiert wurden. Lesen Sie im Zweifel noch einmal nach: Ein Schritt zurück nach vorn ist nicht selten eine sinnvolle Bewegung.
Der weitere Studienverlauf: Konsolidierung, Etablierung und neue Herausforderungen
Wenn Sie die Studieneingangsphase geschafft haben, kann dann zwar weniger schiefgehen, aber die Herausforderungen bleiben – es werden neue sein.
Sie müssen noch einmal Ihre spezifischen Weichenstellungen verfeinern und im jeweiligen individuellen Studienprozess nachjustieren. In dieser Phase geht es dann um eine konkretere Vorbereitung auf den Abschluss genauso, wie um wichtige Entscheidungen für Ihre konkreteren beruflichen Vorstellungen: Wichtig ist hier zum Beispiel, ob Sie so schnell wie möglich das Studium beenden wollen, oder doch noch ein Auslandsstudium absolvieren, was durchaus empfehlenswert sein kann. Hierzu bietet der Ratgeber wichtige Hinweise, Beispiele, Tipps und Tricks.
In dieser weiteren Studienverlaufsphase haben Sie sich nunmehr akklimatisiert und etabliert, müssen aber dennoch mit zahlreichen weiterführenden Entscheidungen, aber auch mit mehr oder minder schwierigen Interventionen von außen zurechtkommen.
Nicht selten ist das die Zeit, in der viele Studierende Kinder bekommen, in die häusliche Pflege mit eingebunden werden und/oder mit mentalen Problemen zu kämpfen haben. Das sind relativ neue Themen an den Hochschulen, mit denen sich unterschiedlich stark und unterstützend beschäftigt wird. Aus diesem Grund finden diese Themen in diesem Studienratgeber angemessenen Platz. Konkrete Tipps, konkrete Beispiele und immer wieder Hilfestellungen im Umgang mit den zwangsläufig auftauchenden Problemen werden geboten, um auch diese herausfordernden Aufgaben zu meistern und das Hauptziel nicht aus den Augen zu verlieren: den erfolgreichen Studienabschluss.
Der Studienabschluss: Schritt für Schritt zum Ziel
Und nachdem dieser dennoch auch souverän erreicht werden soll, ist es umso wichtiger, dass Sie sich mit diesem Ratgeber dafür fit machen, die Nerven zu behalten und die Freude am Studium nicht aus den Augen zu verlieren.
Im letzten Kapitel folgt dann eine ganz konkrete Schritt-für Schritt- Anleitung für die Studienabschlussphase in 46 Punkten: Von Ihrer ersten Idee für das Thema der Bachelor Arbeit, über die optimale Planung und Umsetzung der mündlichen Prüfung bis zur Studienabschlussfeier, die Sie sich dann verdient haben.
Danach ein lustvoller Start in Ihre weitere erfolgreiche Zukunft
Voller Stolz können Sie im Anschluss Ihre nächsten Schritte im Leben gehen. Ihr erfolgreicher Studienabschluss wird Sie dafür persönlich und beruflich froh und stark machen. Die Welt gehört Ihnen – bereichern Sie sie.
Die Soziologin und Sozialpsychologin Dr. phil. Erika Haas arbeitet seit vielen Jahren sehr erfolgreich als Wissenschafts- und Karriereberaterin. Ihre Erfahrungen im Umgang mit Krisen fließen in diesen Ratgeber mit ein. Dr. Haas ist international unterwegs und lebt in München.
Über „Krisensicher durch das Studium“
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