peDOCS: Zur Relevanz des Open Access-Repositoriums

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peDOCS als Zugang zu Fachliteratur

Autor*innen der Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung nutzen peDOCS – oder? Die Antwort lautet: Ja, peDOCS (https://www.pedocs.de/) liegt im laufenden Jahr 2021 knapp 81% über den Vorjahreswerten der Klicks. Diese gesteigerte Nutzung wird sicherlich auch an den Einschränkungen des Zugangs zu Fachliteratur auf konventionellem Weg durch die Corona-Pandemie liegen. Doch die absoluten Nutzungszahlen zeigen, dass es auch vor 2020 bereits einen kontinuierlichen Anstieg der Nutzungszahlen gab: So wurden Monographien und Sammelwerke auf peDOCS 2017 im Schnitt 378,5 Mal, 2018 schon 691 Mal, 2019 dann 870,5 Mal und 2020 722,2 Mal heruntergeladen.[1] Im ersten Quartal dieses Jahres wurden diese Dokumentenarten durchschnittlich bereits 250.9 Mal heruntergeladen; die Downloadzahlen haben sich demnach in den vergangenen fünf Jahres gesteigert und es bleibt zu beobachten, ob sich dieser Trend fortsetzt oder ob die Zahlen auf diesem hohen Niveau verharren werden. Auch die Downloadzahlen der übrigen Publikationsarten in peDOCS haben sich ähnlich entwickelt.

Wie begründet sich die Relevanz von peDOCS für Autor*innen und Wissenschaftler*innen der Bildungsforschung und Erziehungswissenschaft? Die Erziehungswissenschaft verfügt mit der FIS Bildung Literaturdatenbank und dem Fachportal Pädagogik seit Jahrzehnten über zwei etablierte Zugänge zu Literaturdaten.[2] Als zentrale bibliographische Instrumente bilden die Datenbank und das Webportal nicht nur die lokalen Bestandskataloge von Bibliotheken ab, sondern liefern Nachweise zu den meisten veröffentlichten Schriften der Disziplin, die möglichst umfassend bis hin zu den Fachdidaktiken abgebildet werden. peDOCS ist als Plattform für Open Access-Publikationen in diese Zugänge integriert und auch alleine zugänglich. Seit 2008 werden so qualitätsgeprüfte Open Access-Publikationen der Erziehungswissenschaft, Bildungsforschung und Fachdidaktik gesammelt, erschlossen und verfügbar gemacht. Der Verlag Barbara Budrich gehört zu den Verlagen, die uns beim Aufbau von Anfang an unterstützt haben, so dass das Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF) als Träger der OA-Plattform sich gut im fachlichen Feld etablieren konnte. Inzwischen ist die Anzahl der Kooperationen mit Verlagen, Stiftungen oder Vereinen als Träger von Zeitschriften und Publikationsreihen auf 45 Partner angewachsen und es kommen laufend neue hinzu.

Diese Zusammenarbeit mit den Experten für Fachpublikationen hat peDOCS von Anfang an von vielen anderen OA-Plattformen unterschieden. Beim Aufbau des Repositoriums war es den Betreibern wichtig, solche Publikationen zugänglich zu machen, die auch für Wissenschaftler*innen nutzbar und vor allem zitierfähig sind. Anders als in den Naturwissenschaften sind sogenannte pre-prints in den Sozialwissenschaften weniger verbreitet, sodass das Verlags- und Publikaktionslayout von Beginn an für uns einen Mehrwert bildete und essentieller Bestandteil war, um sich im Feld zu etablieren.

Gerade in jüngster Zeit sind zudem auf Initiative von Verlagen eigene Plattformen entstanden, um Veröffentlichungen online verfügbar zu machen. Als Beispiele seien hier die Plattform von UTB oder auch de Gruyter genannt. Diese Plattformen bieten neben OA-Inhalten auch Publikationen zum Kauf an. Ihr weiter gefasstes Disziplinenspektrum lässt sich auch auf die Bereiche Erziehungswissenschaft/Bildungsforschung einschränken. Das sind für Nutzer*innen sicherlich positive Entwicklungen. Ein Vorteil von peDOCS tritt hier deutlich hervor: die inhaltliche Ausrichtung des Bestands und der verlagsübergreifende Ansatz.

 

Das Kooperationsnetzwerk von peDOCS

Für peDOCS hat sich durch den stetigen Ausbau des Kooperationsnetzwerkes eine stabile Basis an aktuellen Zulieferungen ergeben. Die meisten Publikationen gelangen nicht über die Autor*innen selbst, sondern auf Grundlage von Verlagskooperationen zum Repositorium. Aktuell (Stand März 2021) kooperiert peDOCS mit rund 45 Verlagen und weiteren Datenlieferanten, wie Vereinen oder Herausgebergremien. Zu diesem Kreis gehören die wichtigsten Verlage der Erziehungswissenschaft.[3] Diese Kooperationsbeziehungen sichern einerseits die Zulieferung aktueller Literatur, denn die Partner stellen aus ihrem jährlichen Programm Dokumente zur Verfügung. Andererseits ermöglichen diese Kooperationsbeziehungen dem Repositorium, Publikationen im Verlags-Layout zugänglich zu machen, die so zitierfähig sind und damit direkt im wissenschaftlichen Arbeitsprozess genutzt werden können.

 

Metadaten wozu?

Ein wesentlicher Bestandteil der Kooperation bildet die Weiternutzung von Daten, die zunehmend von den Autor*innen selbst erstellt oder aber von den Verlagen erzeugt werden. Daten sind dasjenige, was die Publikationen auffindbar werden lässt und die doch zunehmend immer weniger von Dokumentationszentren oder Bibliotheken regelkonform erstellt werden. Daher sind alle, die am Publikationsprozess mitwirken, verstärkt dazu aufgerufen, sich mit der Bereitstellung von Daten auseinanderzusetzen. D.h. zu peDOCS gelangen nicht nur die Publikationen als pdf-Dokumente, sondern auch immer sogenannte „beschreibende Metadaten“, die sich auf formale Angaben wie Erscheinungsjahr, Autor*innennamen und Verlagsnamen wie auch auf inhaltliche Informationen beziehen, die thematische Suchen über Suchportale wie das Fachportal Pädagogik oder BASE und Suchmaschinen wie Google möglich machen.

Die Publikationen sowie die dokumentarischen Metadaten verbleiben nicht allein auf den Servern des DIPF, sondern werden weitergereicht und so zur Verfügung gestellt, dass auch technisch eine möglichst umfassende Verbreitung der Daten stattfinden kann. Daten aus peDOCS gelangen seit 2012 bspw. an OpenAIRE (Open Access Infrastructure for Research in Europe). peDOCS ist einer von über 60 Kooperationspartnern dieses paneuropäischen Forschungsinformationssystems. Aber auch innerhalb Deutschlands werden die Daten weiteren Distributoren zur Verfügung gestellt. So werden im regelmäßigen Turnus Metadaten aus peDOCS von BASE (Bielefeld Academic Search Engine) abgerufen, um sie in dieser umfangreichen Suchmaschine für wissenschaftliche Dokumente recherchierbar zu machen. In diesem Zuge hat das DIPF auch begonnen, seit Anfang 2018 die peDOCS-Website kontinuierlich für Suchmaschinen zu optimieren. Diese sogenannten SEO-Maßnahmen sollen vor allem die Sichtbarkeit von peDOCS-Dokumenten bei Google erhöhen, so dass NutzerInnen auch an über peDOCS zugängliche Publikationen gelangen, wenn sie über eine Suchmaschine themenspezifisch suchen.

Um sicherzustellen, dass die Dokumente auch langfristig verfügbar sind, erhalten alle Publikationen eine URN und in Kürze auch eine (weitere) DOI, also dauerhaft stabile Identifikatoren. Alle Publikationen inkl. der Metadaten an die Deutsche Nationalbibliothek zur Langzeitarchivierung weitergeleitet. So können wir sicherstellen, dass auch digitale Veröffentlichungen zugänglich bleiben, auch wenn die Technik sich ändern sollte.

peDOCS kann sich so neben bewährten Literaturzugängen wie den Bibliothekskatalogen an Hochschulen und Forschungsinstituten bewähren, gerade weil Open Access-Publikationen, die von den Institutionen nicht mehr erworben werden, nicht selbstverständlich ihren Weg in die lokalen Kataloge finden.

Die Kategorien der Auffindbarkeit und Langzeitverfügbarkeit, wie sie das peDOCS-Repositorium bietet, kann so eine wertvolle Ergänzung zu den Zugängen sein, wie sie die Verlage ermöglichen.

 

Perspektiven für Autor*innen

Im Zuge der zunehmenden Unterstützung von Open Access-Publikationen durch die Geldgeber von Forschung werden Autor*innen zunehmend selbst aktiv, digitale Publikationsformate aufzusetzen, die auch die Rolle der Verlage ein Stück weit neu bestimmt. Publikationssoftware wie Open Journal Systems (OJS) für Zeitschriften oder Open Monograph Press für Monographien und Sammelwerke machen das Selbstverlegen von Publikationen einerseits auch Laien einfach, andererseits stellen diese Systeme Strukturen bereit, die die für den Verbreitungsprozess wichtigen Daten zu erzeugen helfen.

Solche Entwicklungen sichern aber nicht nur der wissenschaftlichen Community, sondern auch den verlegerisch Tätigen eine Plattform für Open Access Publikationen, die nicht nur in ihrer technischen Infrastruktur verlässlich arbeitet und steuerfinanziert betrieben wird. Darüber hinaus kann sie vor allem auch Qualitätsmaßstäbe für die Erziehungswissenschaft sichern. Diese wird immer stärker auch in einem internationalen Umfeld von solchen „Anbietern“ herausgefordert, die gerade nicht den wissenschaftlichen Austausch und den wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt im Blick haben, sondern den Markt, der Gewinne erwirtschaften kann. Die Diskussion um sogenannte predatory journals, um internationale Tagungen, hinter denen gewinnorientierte Organisationen, aber keine Fachgesellschaften stehen oder auch die Zunahme an personalisierten Mails, die anbieten, bereits publizierte Texte in einer anderen Sprache im Open Access gegen Geld zu erstellen, stehen einer qualitätsvollen Wissenschaft entgegen. Eine Plattform wie peDOCS bietet solchen Anbietern keine Gelegenheit, dafür aber den Autor*innen sowie Fachverlagen und Herausgebergremien die Möglichkeit, in einer anerkennenden Art und Weise weiterhin für alle sichtbar und für alle zugänglich zu publizieren.

Es spricht also alles dafür, das Open Access-Repositorium weiter zu führen – als partnerschaftliches Anliegen von Verlagen, herausgebenden Institutionen und den Autor*innen der Erziehungswissenschaft, Bildungsforschung und Fachdidaktik.

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[1] Die Zahlen stammen aus intern ermittelten peDOCS-Statistiken.

[2] Siehe hier die Websites: FIS Bildung http://www.fachportalpaedagogik.de/literatur/produkte/fis_bildung/fis_bildung.html und Fachportal Pädagogik: www.fachportal-paedagogik.de

[3] Eine vollständige Liste der peDOCS-Kooperationspartner ist zu finden unter: https://www.pedocs.de/kooperationspartner_verlage.php

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Ein Gastbeitrag von Sieglinde Jornitz und Anke Butz | DIPF Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation

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