„Demokratiepädagogik ist ganzheitlich zu sehen.“ – Interview mit den Herausgeber*innen zu „Demokratie von Anfang an“

Interview Schneider Jacobi-Kirst Demokratie von Anfang an

Wie kann Demokratiebildung im KiTa-Alter gelingen? Wir haben ein Interview mit den Herausgeber*innen Armin Schneider und Carmen Jacobi-Kirst zu ihrem neuen Buch Demokratie von Anfang an. Partizipation leben in der KiTa geführt.

 

Interview zum Buch „Demokratie von Anfang an“

 

Lieber Armin Schneider, liebe Carmen Jacobi-Kirst, worum geht es in Demokratie von Anfang an?

In diesem Sammelband werden Erfahrungen und Beispiele vorgestellt, die Strukturen, Netzwerke und auch Haltungen betreffen, die im System der Kindertagesbetreuung zur frühen Förderung einer partizipativen und demokratieförderlichen Haltung beitragen. Ausgehend von den Beteiligten in der Kindertagesbetreuung und deren Perspektiven werden strukturelle Möglichkeiten in und außerhalb der Einrichtungen erörtert, die mit wenig Aufwand Partizipations- und Demokratiemöglichkeiten verstärken und fördern, wie z.B. den Kita-Beirat als Abbildung und Partizipation aller Beteiligten in einer Kita.

Dabei werden aktuelle Ergebnisse aus Forschungsprojekten des und im Umfeld des Institutes für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit | Rheinland-Pfalz (IBEB) auf ihre praktische Relevanz hin vorgestellt.

Neben der klassischen Kita werden in diesem Band auch Themen des Übergangs zur Grundschule behandelt.

 

Wie kamen Sie auf die Idee, dieses Buch herauszugeben? Gab es einen „Stein des Anstoßes“?

Das Thema Demokratiepädagogik und Beteiligung in Kindertagesstätten ist derzeit sehr aktuell. Das Recht auf Beteiligung von Kindern ist gesetzlich verankert. Akteure der öffentlichen Jugendhilfe sind dazu aufgefordert, Maßnahmen zu beschreiben und umzusetzen, die Kindern darin unterstützen ihr Recht auf Beteiligung zu leben. Schon 2019 widmeten wir uns mit dem Buch Demokratiepädagogik in Kindertageseinrichtungen. Partizipation von Anfang an dieser Thematik. Dieser Sammelband stieß auf großes Interesse und wir wurden oft darauf angesprochen, wann eine „Fortsetzung“ hierzu erscheinen würde. Das Thema „Demokratiepädagogik in Kindertagesstätten“ ist sehr vielschichtig. Die Betrachtung aus den Blickwickeln der unterschiedlichen Akteure des Kindertagesstättenbereiches bieten Erkenntnisse und Impulse zum Reflektieren und Weiterdenken. Daher ist unser neues Buch als eigenständiges Werk zu betrachten.

 

Wie würden Sie die Erkenntnisse aus Demokratie von Anfang an in maximal drei Sätzen zusammenfassen?

Die Erkenntnisse des Buches in drei Sätzen zusammenzufassen ist schwierig, da das Buch Beiträge von unterschiedlichen Akteuren im Bereich der Kindertagesstätten enthält und jeder das Thema aus seiner Perspektive betrachtet.

Demokratiepädagogik in Kindertagesstätten ist notwendig, damit Kinder im Alltag Demokratie erleben und somit eine Demokratie-orientierte Haltung verinnerlichen. Dies darf nicht, wie Korczak schreibt „von den Launen der Erwachsenen abhängen“, sondern muss beständig im Alltag gelebt werden. Die demokratische Haltung einer Kita spiegelt sich nicht nur im pädagogischen Umgang mit den Kindern wider, sondern umfasst auch die Erziehungs- und Bildungspartnerschaft mit den Eltern, den Kita Beirat und kann von verschiedenen Akteuren, wie der Kitasozialarbeit, unterstützt werden.

 

Welche Aspekte der Demokratiepädagogik werden Ihrer Einschätzung nach künftig stärker in den Fokus rücken?

Demokratische Prozesse sollten künftig selbstverständlich im Alltag gelebt werden. Beteiligung sollte immer auf Augenhöhe und nicht als punktuelles Projektangebot stattfinden.

Demokratiepädagogik ist ganzheitlich zu sehen. Die Kita als Institution im Sozialraum kann einerseits diesen mitentwickeln und beeinflussen, andererseits auch Unterstützung aus dessen Netzwerken erhalten. Dazu bedarf es des demokratischen Handelns und der Transparenz von Seiten der pädagogischen Fachkräfte.

Demokratie heißt auch Verantwortung übernehmen. Dazu ist es wichtig, dass der Fokus vom Individuum aus auf die Gemeinschaft gelegt wird. Das Stichwort heißt hier „Verantwortungsgemeinschaft“. Kindertagessstätten bieten optimale Voraussetzungen, diesen Gemeinschaftssinn zu erleben. Dies sollte, auch bei aller individueller Förderung, nicht aus dem Blickfeld geraten.

Der Kita-Beirat als Gremium, der sowohl Elternbeteiligung als auch die Beteiligung von Kindern über die FaKiB (kurz für Fachkraft für die Kinderperspektive im Kita-Beirat) ermöglicht, wird mehr an Bedeutung erhalten.

Außerdem werden Beschwerdemanagementkonzepte als Unterstützung des Kinderschutzes von größerer Bedeutung sein.

 

Darum sind wir Autor*innen bei Budrich

Mit dem Verlag Barbara Budrich haben wir einen Partner, der verlässlich ist, offen für neue Ideen und der sich sehr gut auf die Belange der Autor:innen einstellt und gerne auch mal Experimente wagt. Die Zusammenarbeit ist immer durch gegenseitige Wertschätzung, schnelle Entscheidungen und eine passgenaue Umsetzung gekennzeichnet.

 

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3D Cover Demokratie von Anfang an 150 pxArmin Schneider, Carmen Jacobi-Kirst (Hrsg.):

Demokratie von Anfang an. Partizipation leben in der KiTa

Leseprobe

 

 

 

Die Herausgeber*innen

Carmen Jacobi-KirstCarmen Jacobi-Kirst, Sozialpädagogin

  • 1994 Abschluss zur Staatlich anerkannten Erzieherin
  • Bis April 2021 Kita Leitung
  • 2019 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Bildung und Betreuung in der Kinderheit IBEB/ Projekt Demokratiepädagogik in Kindertagesstätten
  • 2013 BA des Studiengangs Bildungs -und Sozialmanagement an der Hochschule Koblenz
  • BA-Thesis Kreativitätsförderung bei Mitarbeitern -In Benchmarking zwischen der Verbandsgemeinde Puderbach und ThyssenKrupp Rasselstein
  • 2018 MA Soziale-Arbeit, Vertiefungsrichtung Kinder- und Jugendhilfe im europäischen Kontext an der Hochschule Koblenz
  • Master-Thesis: Erziehungsziel Mündigkeit-Relevanz und Förderungsmöglichkeiten in rheinlandpfälzischen Kindertagesstätten aus politischer Sicht
  • Seit 2017: Lehrbeauftragte an der Hochschule Koblenz im Fachbereich Sozialwissenschaften
  • Seit April 2021: Pädagogische Beratung im Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung Rheinland-Pfalz
  • 2020 Podcast Kopfgehört IBEB
  • Verschiedene Publikationen zu den Themen Personalentwicklung, Kreativität und Demokratiepädagogik
  • Homepage: www.casijaki.de

 

Armin SchneiderProf. Dr. Armin Schneider, Sozialarbeiter, Diplom-Pädagoge, Theologe

  • 1987 Abschluss Studium Sozialarbeit
  • 1988 bis 1993 Referent in der Jugend- und Erwachsenenbildung beim Kolpingwerk in Frankfurt am Main
  • 1993 Abschluss Studium Diplom-Pädagogik mit den Nebenfächern Psychologie und Katholische Theologie
  • 1993 bis 2005 Leiter des Katholischen Jugendamtes Rhein-Sieg in Siegburg
  • 2005 Promotion zur Dr. phil. mit einer Arbeit über Organisationsethik
  • 2005 bis 2007 Regionalverantwortlicher für Jugendpastoral und Jugendarbeit im Rhein-Erft-Kreis
  • Seit 2007 Professor für Sozialmanagement und empirische Sozialforschung an der Hochschule Koblenz.
  • Seit 2016 dort Direktor des Institutes für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit | Rheinland-Pfalz
  • Publikationen zu Forschung in der Sozialen Arbeit, zu Leadership und Management insbesondere im Feld der frühen Bildung, Demokratiepädagogik und Nachhaltigkeit in Führung und Management.
  • Homepage: https://www.hs-koblenz.de/profile/schneider

 

Über „Demokratie von Anfang an“

Die bloße Absicht und die interessantesten Methoden der Demokratiepädagogik können zwei wesentliche Voraussetzungen für eine lebendige Demokratie von Kindesbeinen an nicht ersetzen: Die eigene Haltung sowie Strukturen, die helfen, demokratische Überzeugungen auch umzusetzen und den Kindern in einer demokratischen Gesellschaft den nötigen Halt zu geben. Der Band stellt Erfahrungen und Beispiele vor, die Strukturen, Netzwerke und Haltungen betreffen, die in der Kindertagesbetreuung zur frühen Förderung einer partizipativen und demokratieförderlichen Haltung beitragen.

 

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© Titelbild gestaltet mit canva.com ; Foto Armin Schneider: Frey, Foto Carmen Jacobi-Kirst: privat