Seit vielen Jahren wird der Verlag Barbara Budrich von einem engagierten wissenschaftlichen Beirat unterstützt. Die Mitglieder sind mit einem oder mehreren unserer Fachbereiche (Politikwissenschaft, Soziologie, Erziehungswissenschaft, Soziale Arbeit, Gender Studies) sehr vertraut und stehen uns aktiv bei unserer Programmentwicklung zur Seite. Im Rahmen dieser Rubrik stellen wir in unregelmäßigen Abständen die Mitglieder unseres Beirats vor. Heute: Prof. Dr. Marianne Kneuer.
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Name: Prof. Dr. Marianne Kneuer
Fachbereich: Politikwissenschaft
Kurzvita:
Seit 2021 habe ich die Universitätsprofessur für Politische Systeme und Systemvergleich an der TU Dresden inne. Seit 2022 leite ich dort das Institut für Politikwissenschaft als Geschäftsführende Direktorin. Zuvor war ich von 2011 bis 2021 Professorin für vergleichende Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen an der Universität Hildesheim. Dort etablierte ich 2012 den Forschungsfokus „Internet und Politik“ und gründete 2018 das Zentrum für Digitalen Wandel. Meiner akademischen Laufbahn ging eine zehnjährige praktische Tätigkeit voraus. Ich war als Journalistin tätig (u.a. bei der FAZ) und von 1994-1999 als Redenschreiberin von Bundespräsident Roman Herzog im Bundespräsidialamt. Von 2001-2005 habilitierte ich mich mit einem DFG-Forschungsstipendium. Danach folgten Vertretungsprofessuren an den Universitäten Erfurt, Hagen und Darmstadt. Da ich es für wichtig halte, sich auch im Dienst für die Disziplin zu engagieren, habe ich seit 2000 verschiedene Funktionen innegehabt – sowohl in der DVPW (Sprecherin des Arbeitskreises Demokratieforschung) als auch in der DGfP (Vorstandsmitglied und Vorsitzende). Seit 2012 engagiere ich mich international in verschiedenen Funktionen in der International Political Science Association, deren Präsidentin ich von 2018 bis 2021 war.
Mein Forschungsbereich
Mein erstes Forschungsinteresse liegt im Bereich der vergleichenden Regimeforschung; d.h. mich interessieren die Bedingungen und Gründe, unter denen Demokratien entstehen und zusammenbrechen und sich zu Autokratien entwickeln. Und gleichermaßen untersuche ich den umgekehrten Prozess von der Autokratie hin zur Demokratie. Damit eng verbunden ist die für Regimeforscher immer wichtiger werdende Frage, mit welchen Messinstrumenten Qualität von Demokratie zu messen ist. Die Beschäftigung mit den Themen war einerseits geprägt durch die „Bonner Schule“ um Karl Dietrich Bracher und die Auseinandersetzung mit Totalitarismus, zum anderen durch meinen Fokus auf Südeuropa und Lateinamerika und mein Studium in Spanien.
Mit der Entwicklung digitaler Medien (Internet, soziale Medien) hat sich mein zweiter Forschungsschwerpunkt herausgebildet: Die Analyse der Wirkung der Digitalisierung auf demokratische Prozesse, aber auch als Instrument autokratischer Machthaber. Insofern betrachte ich auch das Thema Digitalisierung im Lichte des Regimevergleichs. Vor allem interessieren mich digitale Partizipation und digitales Regieren sowie die Nutzung digitaler Medien durch politische Akteure.
Zu dieser konkreten Fragestellung forsche ich derzeit
Da Autokratisierung und Digitalisierung zwei Themen sind, deren Aktualität in der letzten Zeit eher zunimmt, gibt es Grund und Gegenstände, daran weiter zu forschen. Allerdings haben die jüngsten Krisen (Migrationskrise und Covid-19-Pandemie) mir ein weiteres Forschungsfeld erschlossen. In zwei interdisziplinären Forschungsverbünden (SOLDISK und SAFE-19) befassen wir uns mit der Rolle von Solidarität in diesen Krisen. Wie und warum entwickelt sich Solidarität? Transformiert sie sich über den Zeitraum der Krise hinweg? Und was können wir aus Diskursen über Solidarität ablesen? Der Themenkomplex Krise dürfte mich und die Forschung noch länger beschäftigen …
Meine letzte Publikation im Verlag Barbara Budrich
Political Science and Digitalization – Global Perspectives, herausgegeben zusammen mit meiner Kollegin Helen V. Milner, Princeton (USA).
Der Sammelband entsprang einer internationalen Tagung in Hannover im Dezember 2017, die Helen Milner und ich gemeinsam organisierten. Unter dem Thema „Political Science in die Digital Age“ ging es einerseits um den Forschungsgegenstand Digitalisierung, andererseits aber auch um eine Erkundung, welchen Einfluss Digitalisierung auf Forschung, Lehre, Publizieren und andere Aspekte unserer Profession hat. Aus einem der internationalen Roundtables entstand die Idee, erstmals eine cross-region Betrachtung dazu zusammenzustellen. Über 20 Beiträge zeichnen ein globales Bild, welchen Einfluss die Digitalisierung auf die Wissenschaftsgemeinschaften und ihre nationalen Kontexte hatte.
Was ich dem wissenschaftlichen Nachwuchs mit auf den Weg geben möchte
Sich trotz alledem nicht verbiegen lassen, sich treu bleiben, für die eigene Forschung brennen, aber nie vergessen, auch über den Tellerrand zu schauen …
Darum bin ich Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Verlags Barbara Budrich
Hinter dem Verlag Barbara Budrich steht ein klares und überzeugendes Konzept, das schon viele Jahre trägt – und dies trotz der rasanten Veränderungen im Verlagsbereich. Barbara Budrich steht für ein qualitätsvolles Programm und für Orientierung an Autor:in und Kund:in. Das möchte ich als Mitglied im wissenschaftlichen Beirat unterstützen.
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Marianne Kneuer, Helen V. Milner (eds.):
Political Science and Digitalization – Global Perspectives
Eine Übersicht der Beiratsmitglieder …
… finden Sie auf unserer Website.
© Titelbild gestaltet mit canva.com; Autorinnenfoto: privat