Ihren Aufsatz in einer Zeitschrift veröffentlichen

Frau sitzt am Schreibtisch und schreibt in ein Notizbuch. Aufsatz in einer Zeitschrift veröffentlichen

Sie möchten Ihren Aufsatz in einer Zeitschrift veröffentlichen? Das ist gut, denn für Ihre wissenschaftliche Karriere benötigen Sie auch Veröffentlichungen in Zeitschriften. Wie Sie geeignete Zeitschriften auswählen und welche Kriterien Sie dabei berücksichtigen können, erläutere ich im Folgenden. Abgerundet wird dieser Post mit einigen Praxistipps.

 

Ihren Aufsatz in einer Zeitschrift veröffentlichen: Bauen Sie Ihre eigene Zeitschriftenliste auf!

Es gibt einen einfachen Ansatz, wie Sie für die Veröffentlichung eines Ihrer Aufsätze geeignete Zeitschriften identifizieren können: Es ist der Blick in Ihr Literaturverzeichnis. Dort finden Sie – vorausgesetzt, Sie haben ordentlich recherchiert und nicht lediglich Literatur ausgewählt, die gerade (kostenlos) verfügbar war – die für Ihren Bereich, für Ihre Fragestellung zentralen Aufsätze, die in den einschlägigen Zeitschriften erschienen sind. Um nun daraus eine Liste zu erstellen: Wählen Sie Zeitschriften aus Ihrem Literaturverzeichnis, die Ihnen aufgrund der darin veröffentlichten Aufsätze für Ihr aktuelles Projekt (oder auch für Ihre zukünftigen Projekte) geeignet erscheinen.

Achten Sie dabei nicht allein auf die Thematik, sondern auch auf die Art von Veröffentlichung und die Zielgruppe:

  • Forschung, Methoden, Theorie, Praxis o.ä.;
  • hochspezifische Aufsätze oder eine Tendenz zu „größeren“ Aufsätzen mit einem weiteren Fokus;
  • Konzentration auf den engsten Kreis der Wissenschaft bis hin zu einer wissenschaftsinteressierten, also breiteren Öffentlichkeit.

Möglicherweise gibt es in diesen Bereichen Schwerpunkte bei den von Ihnen ausgewählten Zeitschriften. Für Sie – wie auch die von Ihnen ausgewählten Zeitschriften – sind die möglichen Synergien von zentraler Bedeutung: Je besser Ihre Publikation zur Programmatik der Zeitschrift und damit zur jeweiligen Haupt-Zielgruppe passen, desto größer sind Ihre Aussichten, dort publizieren zu können, und damit die Aussichten auf eine angemessene Verbreitung Ihrer Erkenntnisse.

Weitere Quellen für Ihre Zeitschriftenliste können sein:

  • direkte Empfehlungen von Kolleg*innen,
  • Zeitschriftenlisten Ihrer Institution (manche Fachbereiche, Institute bzw. Fachgesellschaften erstellen eigene Listen),
  • Zeitschriften einschlägiger Verlage;

Wenn Sie eine ausreichend große Zahl an Zeitschriften zusammengetragen haben, haben Sie die Qual der Wahl.

 

Prioritäten setzen

Bevor Sie eine der Redaktionen kontaktieren, können Sie Ihre eigene Übersicht erstellen, die es Ihnen erleichtert, die Kontaktaufnahme in einer für Sie passenden Reihenfolge vorzunehmen. Kriterien können sein:

  • Journal Impact Factor (sofern er in Ihren Fachbereich eine Rolle spielt),
  • Sprache,
  • Review-Prozess (Editorial Review, Double-blind oder einfacher Peer Review),
  • Redaktion/Herausgeber*innen-Gremium,
  • Open Access oder Paywall,
  • Umfang der Aufsätze,
  • Redaktionelle und technische Anforderungen,
  • Terminsituation

Zu diesen Kriterien lassen sich weitere hinzufügen, die für Ihre Anforderungen wesentlich sein mögen, zum Beispiel die Möglichkeit, Online first zu veröffentlichen. Die meisten Dinge können Sie problemlos anhand der Webseite der Zeitschrift recherchieren. Vielleicht haben Sie Kriterien, die Sie bei der Redaktion zunächst abfragen müssen. Das sollte in der Regel kein Problem darstellen.

Achten Sie bei Ihrer Recherche darauf, dass für kumulative Dissertationen unter Umständen spezifische Vorgaben gelten, bspw., ob und in wie vielen Zeitschriften mit Impact Factor publiziert werden muss oder innerhalb welcher Zeitspanne welche Anzahl an Aufsätzen erschienen sein muss.

Notieren Sie am besten die Webseiten der Zeitschriften in Ihrer Liste und ggf. die Koordinaten der Redaktion und Fristen, damit Sie all diese Dinge an einem Ort und im Blick haben. Sollten Sie feststellen, dass die Zeitschriften Calls for papers aussenden, können Sie sich bei dieser Gelegenheit auf deren Listen eintragen: So werden Sie regelmäßig informiert.

 

Konktaufnahme

Wenn Sie Ihre Zeitschriftenliste zusammenstellen, sehen Sie, ob Sie gleich den ganzen Aufsatz oder ein erstes Abstract einzureichen haben, entweder online über ein Redaktionstool oder per E-Mail. Was auch immer es sein mag: Achten Sie darauf, die formalen Vorgaben für Autor*innen einzuhalten. Manch eine Redaktion lehnt Angebote direkt ab, die nicht diesen Vorgaben entsprechen.

 

Praxistipps

Wenn Sie Ihren Aufsatz in einer Zeitschrift veröffentlichen möchten, gilt eine goldene Regel: Reichen Sie niemals den gleichen Zeitschriftenaufsatz gleichzeitig bei mehreren Redaktionen ein! Der Prozess der Qualitätskontrolle kostet Zeit und Arbeit und die Kolleg*innen schätzen es gar nicht, wenn der von Ihnen eingereichte und dann zurückgezogene Beitrag bei der Konkurrenz erscheint! Dieses Vorgehen prädestiniert Sie für die „rote Liste“: Sie bekommen bei dieser Redaktion vermutlich keine Beiträge mehr unter – und die Redaktionen  sprechen miteinander … Achten Sie also unbedingt auf Ihren guten Ruf!

Vermehrt bekomme ich gerade von Nachwuchswissenschaftler*innen die Frage gestellt, wie sie aus ihrem Stoff in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Zeitschriftenaufsätze in möglichst vielen ranked, peer-reviewed international Journals veröffentlichen können. Und ich antworte darauf: „Am besten gar nicht!“ Achten Sie darauf, dass Ihre Zeitschriftenaufsätze dem Prinzip der Originalität folgen. Es ist sogar schon vorgekommen, dass eine Zeitschriftenredaktion einen Aufsatz abgelehnt hat, weil dieser bereits in einer anderen Sprachversion erschienen war. Mit dem Hinweis auf die dadurch fehlende Originalität des Beitrags war die internationale Zeitschrift nicht bereit, den zuvor auf Deutsch veröffentlichten Text anzunehmen – trotz intensiver Überarbeitung. Wollen Sie also einen Text unter Umständen in unterschiedlichen Sprachen veröffentlicht sehen, setzen Sie auch hier Prioritäten und bemühen Sie sich um die für Sie wichtigste Sprache zuerst.

Achten Sie darauf, dass Sie Ihren Namen nicht so positionieren, dass Ihre Kolleg*innen Sie als „Vielschreiber*in“ kennenlernen. Vielleicht kennen Sie selbst das Phänomen: Sie finden vom gleichen Autor vier Aufsätze mit ähnlichen aber doch unterschiedlichen Titeln in vier verschiedenen Zeitschriften – nur um festzustellen, dass es immer und immer wieder das Gleiche ist, was in diesen Aufsätzen steht. „Say it well, and say it often“ ist zwar ein guter Merksatz, der bei der Positionierung hilft. Doch in der Wissenschaft tun Sie gut daran, nicht wieder und wieder genau das Gleiche mit etwas anderen Worten zu sagen.

Wenn Sie Ihren Aufsatz in einer Zeitschrift veröffentlichen möchten, müssen Ihre Aufsätze Hand und Fuß haben – und zwar jeder Einzelne. Sie können das gleiche Thema mehrfach angehen und z.B. für unterschiedliche Zielgruppen und Kontexte aufbereiten. Sie können aus Ihrem Projekt vielleicht einmal die Methode in den Vordergrund stellen, einmal das Forschungsprojekt. Vielleicht sogar noch durch Vergleiche mit anderen Projekten, Regionen, Ergebnissen ein, zwei weitere Aufsätze daraus gewinnen. Doch seien Sie maß- und vor allem gehaltvoll. Damit tun Sie Ihrer Karriere (und Ihrem Publikum) einen größeren Gefallen als in der thematischen Dauerschleife.

***

Die Autorin: Barbara Budrich

Im Jahr 1993 begann sie die Arbeit als Lektorin im Verlag Leske + Budrich, der ihrem Vater Edmund Budrich gehörte. Im Jahre 2004, nach dem Verkauf von Leske + Budrich, gründete Barbara Budrich ihr erstes eigenes Unternehmen, den Verlag Barbara Budrich. 2007 gründete sie die Budrich UniPress Ltd., die 2019 in Budrich Academic Press überführt wurde.

Sie hat zahlreiche Bücher und Aufsätze publiziert, wird zu unterschiedlichen Anlässen als Rednerin eingeladen – vom wissenschaftlichen Publizieren bis hin zu Unternehmensthemen – und ist vielfach ausgezeichnet. Weitere Informationen zu ihr auf ihrer eigenen Webseite.

Alle Calls for Papers von Budrich Journals im Blick …

… finden Sie auf unserem Blog in der Rubrik Call for Papers.

 

 

© Titelbild: pexels.com | RF .-. studio; Bild Barbara Budrich: Nina Schöner Fotografie