„Ein Einblick in die Möglichkeiten inklusiver Schule als ,Caring Community’“ – Interview mit Annedore Prengel, Autorin von „Schulen inklusiv gestalten”

Cover "Schulen inklusiv gestalten" Annedore Prengel

Wie wird Inklusive Pädagogik begründet und welche Bausteine gehören zur inklusiven pädagogischen Praxis? Wir haben ein Interview mit Annedore Prengel, Autorin von Schulen inklusiv gestalten. Eine Einführung in Gründe und Handlungsmöglichkeiten, geführt.

 

Über das Buch

„Schulen inklusiv gestalten“ stellt grundlegendes Wissen über inklusive Pädagogik in verständlicher Sprache bereit. Dabei werden zwei Fragen behandelt: Wie wird Inklusive Pädagogik menschenrechtlich und wissenschaftlich begründet? Und: Welche Bausteine gehören zur inklusiven pädagogischen Praxis? Sowohl alltägliche pädagogische Erfahrungen als auch wissenschaftlich fundiertes Wissen werden als wertvolle Erkenntnisquellen genutzt.

 

Interview mit Annedore Prengel

 

Liebe Annedore Prengel, bitte fassen Sie den Inhalt Ihrer aktuellen Publikation Schulen inklusiv gestalten  für unsere Leser*innen zusammen.

Absicht des Buchs ist es, auf verständliche Weise grundlegendes Wissen über Inklusive Pädagogik bereitzustellen. Dabei werden zwei Fragen behandelt: Wie wird Inklusive Pädagogik theoretisch und menschenrechtlich begründet? Und: Welche Bausteine gehören zur inklusiven pädagogischen Praxis? Sowohl wertvolle Erfahrungen aus der Praxis inklusiver Schulen als auch wichtige Forschungsbefunde werden berücksichtigt. Gezeichnet wird der Einblick in die Möglichkeiten inklusiver Schule als „Caring Community“, die alltäglich gute Beziehungen zwischen allen Beteiligten, gelingende Entwicklung, erfolgreiches Lernen und demokratische Sozialisation der Lernenden – im Wissen um stets gegebene Unzulänglichkeiten und unvermeidliche menschliche Irrtümer – anstrebt.

 

Welche Bausteine gehören zur inklusiven pädagogischen Praxis?

Elementare Bausteine inklusiver Praxis können auf fünf Handlungsbenen in knapper Form dargestellt werden:

  • I. Institutionelle Ebene
    • Wohnort- und Sozialraumnähe
    • Externe institutionelle Kooperation
    • Interne institutionelle Entwicklung
  • II. Professionelle Ebene
    • Kooperation
    • Personalausstattung
  • III.  Beziehungsebene
    • Pädagogische Beziehung
    • Peer-Beziehungen
  • IV. Didaktische Ebene
    • Didaktische Säule obligatorisches Lernen
    • Didaktische Säule fakultatives Lernen
    • Didaktische Diagnostik
  • V. Finanzielle und bildungspolitische Ebene
    • Ausstattung
    • Systematische Implementation

 

Welchen Herausforderungen steht die Verwirklichung von Inklusion im Bildungswesen derzeit gegenüber?

In Teilen des Bildungswesens sind Widerstände gegen Inklusion und das Verhaftetsein in gleichschrittige Unterrichtsformen verbreitet. In systematischen Fortbildungsvorhaben sollte grundlegendes Wissen über die Didaktik der inneren Differenzierung im Fachunterricht, über fächerübergreifende Freiarbeit und Lernbüroarbeit sowie über Epochen- und Projektunterricht vermittelt werden. Systematisch geplante Fortbildung über Gründe und Formen inklusiven Unterrichts ist notwendig, um positive Einstellungen zu Inklusion bei Schulleitungen, Lehrkräften und pädagogischen Fachkräften zu unterstützen. Dabei ist es hilfreich, über die Konzeptionen und die guten Erfolge zahlreicher inklusiver Schulen zu informieren.

Außerdem ist es wichtig, Ressourcen aus dem Regelsystem und aus dem Sondersystem zusammenwachsen zu lassen, um die Ausstattung inklusiver Schulen zu verbessern.

 

Liebe Annedore Prengel, welche Aspekte der pädagogischen Inklusionsforschung werden Ihrer Einschätzung nach künftig stärker in den Fokus rücken?

Zukünftige Forschung muss noch besser herausfinden, was die flächendeckende Verwirklichung von Inklusion behindert. Außerdem finde ich es wichtig, dass Forschung untersucht, wie man erfolgreicher Wissen über die Erfolge von schulischer Inklusion bekannt machen kann.

 

Darum bin ich Autorin bei Budrich

Der Verlag Barbara Budrich ist offen für Vorschläge von uns Autorinnen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wir recht zügig unsere neue Buchreihe „Pädagogische Einsichten: Praxis und Wissenschaft im Dialog“ gründen konnten. Und es war möglich, Wünsche für die Gestaltung der Cover zu verwirklichen. Auch bin ich dankbar für die gute Kommunikation mit dem Lektorat, für die vielseitige Werbung und für die gute Kooperation mit allen beteiligten Stellen aus dem Verlag.

 

Kurzvitae der Autorin in eigenen Worten

Annedore Prengel (prengel@uni.potsdam.de) ist Erziehungswissenschaftlerin. Sie ist Professorin i.R. an der Universität Potsdam und war von 2013 – 2022 Seniorprofessorin an der Goethe-Universität Frankfurt/Main. Nach fast 10 Jahren im Schuldienst arbeitete sie an den Universitäten Frankfurt, Paderborn, Halle und Potsdam. Ihre Schwerpunkte sind: Pädagogik der Vielfalt, Inklusion, Heterogenitätstheorien, Didaktische Diagnostik, Kinderrechte in pädagogischen Beziehungen, Pädagogikethik sowie kulturelles Gedächtnis. Sie ist Mitinitiatorin der Vorhaben „Reckahner Reflexionen zur Ethik pädagogischer Beziehungen“ und „Reckahner Modelle zur inklusiven Unterrichtsplanung“ (www.paedagogische-beziehungen.eu).

 

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© Foto Annedore Prengel: privat | Titelbild: gestaltet mit canva.com