Seit 20 Jahren Ihr Publikationspartner für die Sozialwissenschaften: 2024 feiert der Verlag Barbara Budrich runden Geburtstag! Über das Jahr hinweg erzählen wir davon, was den Verlag in dieser Zeit bewegt und geprägt hat, lassen unsere Partner*innen zu Wort kommen und feiern mit Ihnen – live und digital hier auf unserem Blog und den Social-Media-Kanälen.
In diesem Blogbeitrag spricht Barbara Budrich darüber, wie ökologische Nachhaltigkeit im Verlag umgesetzt wird.
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Wie alle anderen Menschen auch leben Unternehmer*innen zwischen Ideal und Wirklichkeit. Es wäre so wunderbar, völlig ohne Ressourcenverbrauch, Treibhausgasemissionen und Müll zu leben und zu wirtschaften. Leider habe ich den Weg in die perfekte Welt noch nicht gefunden.
Cradle-to-Cradle als Goldstandard für ökologische Nachhaltigkeit in der Printproduktion
Es gibt Cradle-to-Cradle-Produktionsmöglichkeiten (C2C) für Printprodukte. D.h., es ist möglich, zum Beispiel ein Buch auf recycleten Materialien mit umweltfreundlichen Farben zu drucken, mit wasserlöslichem, ungiftigem Kleber zu verarbeiten und anschließend in Umschlägen mit Blauem Engel über grüne Transportlösungen zu versenden. Für unsere Publikationen vervielfacht dies die Produktionskosten. Zudem müssen wir die Verkaufsauflagen möglichst exakt vorhersagen, denn weder sind auf diesem Wege kleine Auflagen derzeit auch nur annähernd wirtschaftlich darstellbar, noch gibt es bislang mir bekannte Print-on-Demand-Lösungen für C2C-Verfahren. Deshalb gibt es nur wenige Publikationen in unserem Haus, die in diesem hochwertigen und teuren Öko-Druckverfahren produziert werden konnten. Immer wenn dies möglich war, sind Institutionen bereit gewesen, die hohen Kosten zu übernehmen.
FSC
Die zweitbeste Lösung für die Printproduktion ist schon lange implementiert: Unsere Druckereien nutzen ausschließlich FSC-Materialien für die Produktion unserer Bücher und Zeitschriften. Dies ist die erste Stufe der FSC-Zertifizierung. Es gibt darüber hinaus die Möglichkeit, die gesamte Produktion FSC-zertifizieren zu lassen. Um mehr Autor*innen davon zu überzeugen, dass dies der Mindeststandard sein sollte, bieten wir diese Option im Aktionszeitraum bis Ende 2024 als kostenlosen Zusatz an, ohne etwaige Zuschüsse zu oder Ladenpreise zu erhöhen.
Für uns als Verlag ist diese FSC-Zertifizierung mit Zusatzaufwand verbunden; die zertifizierten Druckereien zahlen ordentlich für dieses Branding. Das führt dazu, dass kleine und mittelgroße Druckereien sehr selten zertifiziert sind. Außerdem gibt es nicht für jedes unserer Formate eine zertifizierte Druckerei, mit der wir zusammenarbeiten.
Alle Druckereien, die sich um Umweltstandards bemühen, erhöhen ihre Preise. Das ist nicht weiter verwunderlich und wird mittelfristig auf alle Papierhersteller, Druckereien und letzten Endes auf alle Unternehmen durchschlagen: Ökologische Nachhaltigkeit hat ihren Preis.
Ökologische Nachhaltigkeit via Open Access
Open Access kann als ein Puzzleteil unserer ökologischen Nachhaltigkeitsstrategie gesehen werden: Der kostenlose und freie Zugang zu unseren digitalen Publikationen führt automatisch dazu, dass deutlich weniger gedruckte Exemplare unserer Bücher und Zeitschriften genutzt und also produziert werden. Noch ist es vielen unserer Autor*innen und Publikationspartner wichtig, auch gedruckte Exemplare zur Verfügung gestellt zu bekommen. Je nach Arbeitsintensität und Gewohnheiten eignen sich gedruckte Exemplare für eine andere Arbeitsweise als digitale Veröffentlichungen. Dennoch schmilzt der Bedarf an physischen Exemplaren auf kleine Stückzahlen zusammen – und für die Zukunft ist durch die veränderten Gewohnheiten der Digital Natives damit zu rechnen, dass der Bedarf weiter fällt.
Es ist für uns derzeit nicht möglich, die Treibhausgas- und weiteren Umweltkosten digitaler Publikationen zu berechnen. Bei einem gedruckten Buch gibt es einmal, am Anfang der Lebenszeit, diese Umweltkosten – danach können Sie das Buch jederzeit zur Hand nehmen und nutzen, ohne weitere Energie dafür aufzuwenden (auch wenn Sie freilich nach Sonnenuntergang vermutlich Strom verbrauchen, um nicht im Dunkeln zu lesen). Bei digitalen Publikationen ist das anders: Jedes Mal, wenn Sie den Text zur Hand nehmen, wird erneut Energie benötigt.
Damit sind wir abhängig vom Gesamtbild gesellschaftlicher Energieproduktion: Je mehr der Energiemix in Richtung erneuerbare Energien geht, desto weniger „schädlich“ ist das Lesen von eBooks und eJournals, das Hosten, das Recherchieren usw.
Auf dem Weg
Die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen (SDG17) sind eine Art Leitstern für unser Handeln. Ökologische Nachhaltigkeit – von der Reduktion von Treibhausgasemissionen bis hin zu Ressourcenschonung, von Müllvermeidung bis hin zur Nutzung regenerativer Energie – ist ein Teil dieser 17 Ziele. In unterschiedlichen Konstellationen denken wir mit anderen Unternehmer*innen darüber nach, wie wir möglichst schnell umbauen können.
Wirtschaftlich ist das für alle Beteiligten eine Herausforderung. Eine weitere Herausforderung nach der Pandemie, bei fortschreitender Inflation, während Kriege geführt werden und die Weltordnung so instabil wirkt wie schon lange nicht mehr.
Wir sind all diesen Krisen zum Trotz auf dem Weg – vielleicht nicht in die perfekte Welt, aber auf einem guten Weg. Und wir freuen uns, diesen Weg mit Ihnen gemeinsam weiter zu beschreiten.
Die Autorin
Barbara Budrich, M.A., ist von Kindesbeinen an im Wissenschaftsverlag tätig und seit 2004 selbstständige Verlegerin. Außerdem ist sie Trainerin und Coach für wissenschaftliches Schreiben und Publizieren im Schulungsunternehmen budrich training. Zudem ist sie selbst Autorin. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz führt sie seit 2015 als Vorbildunternehmerin.
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