„Wir hoffen, dass die Zeitschrift auch zu einer theorie- und methodenkritischen Reflexion der Wissensproduktion anregt“ – Interview mit den Herausgeber*innen der Zeitschrift für erziehungswissenschaftliche Migrationsforschung

Zeitschrift für erziehungswissenschaftliche Migrationsforschung (ZeM)

herausgegeben von Donja Amirpur, Ulrike Hormel, Claudia Machold und Patricia Stošić

 

Aktuelle Leseprobe „Von der Flucht erzählen“ aus der ZeM, Heft 1-2022

 

 

Über die Zeitschrift

Die ZeM bietet ein Forum für das ausdifferenzierte Feld interdisziplinär konstituierter erziehungswissenschaftlicher Migrationsforschung. Sie möchte zu einer stärkeren Sichtbarkeit und Weiterentwicklung einer Forschung beitragen, die sich mit Fragen von Erziehung und Bildung im Gegenstandsbereich Migration auseinandersetzt und ihre theoretischen wie methodischen Grundlagen sozialwissenschaftlich fundiert.

Liebe Herausgeber*innen, bitte fassen Sie das Konzept der ZeM – Zeitschrift für erziehungswissenschaftliche Migrationsforschung für unsere Leser*innen zusammen.

Die ZeM soll ein einschlägiges Forum für das ausdifferenzierte Feld einer interdisziplinär konstituierten erziehungswissenschaftlichen Migrationsforschung bieten. Die Zeitschrift möchte damit zu einer stärkeren Sichtbarkeit und zur Weiterentwicklung einer Forschung beitragen, die sich mit Fragen von Erziehung und Bildung im Gegenstandsbereich Migration auseinandersetzt und ihre theoretischen wie methodischen Grundlagen sozialwissenschaftlich fundiert. Die einzelnen Ausgaben versammeln Beiträge zum jeweiligen Schwerpunktthema, themenungebundene Artikel, Tagungsberichte und Rezensionen. In theoretischen und empirischen Zugängen werden Formen und Folgen von Erziehung und Bildung im Kontext globaler, (trans-)nationaler und lokaler migrationsgesellschaftlicher Verhältnisse, Dynamiken und Transformationen analysiert und diejenigen Mechanismen freigelegt, die Migration und Flucht im Rahmen organisatorischer und professioneller Handlungskontexte, in pädagogischen Praktiken und Diskursen als individuell und gesellschaftlich bedeutsame Phänomene hervorbringen. Insbesondere hoffen wir, dass die Zeitschrift auch zu einer theorie- und methodenkritischen Reflexion der Wissensproduktion im Forschungsfeld selbst anregen und dazu auffordern wird, ‚blinde Flecken‘ und Forschungslücken vor dem Hintergrund einer interdisziplinär und international ausgerichteten Fachdiskussion aufzuzeigen und zu bearbeiten.

Wie kamen Sie auf die Idee, die Zeitschrift ins Leben zu rufen? Gab es einen „Stein des Anstoßes“?

Es gab keinen konkreten „Stein des Anstoßes“. Wohl aber haben wir beobachtet, dass sich in den vergangenen Jahren zum einen ein eigenständiges, auf Migration bezogenes Forschungsfeld innerhalb der Erziehungswissenschaft etabliert und ausdifferenziert hat, zum anderen migrationsbezogene Fragestellungen aber – nicht zuletzt durch die erkennbare Expansion des Migrationsthemas ‚nach PISA‘ – auch zunehmend von angrenzenden erziehungswissenschaftlichen (Teil-)Disziplinen bearbeitet werden. Dabei zeigt sich, dass sehr verschiedene und teils konfligierende Theorieperspektiven und normative Ausrichtungen existieren, die sich in divergierenden methodisch-methodologischen Zugängen niederschlagen und dass das Forschungsfeld auf spezifische Weise an der Schnittstelle zu politisch-öffentlichen Diskursen und pädagogisch-programmatischen Anforderungen positioniert ist.
Vor diesem Hintergrund schien uns ein Publikationsorgan zu fehlen, das ein Forum bietet, sowohl aktuelle empirische Erkenntnisse zu präsentieren als auch eine kritisch-konstruktive Auseinandersetzung mit grundlegenden Fragen der Theoriebildung, Methodologie und Wissensproduktion anzuregen. Ein so verstandener kritischer Diskursort soll explizit auch über die Grenzen der (deutschsprachigen) Erziehungswissenschaft hinausweisen und einen Beitrag zu einer interdisziplinär und international rückgebundenen Weiterentwicklung erziehungswissenschaftlicher Migrationsforschung leisten.

Welche Themen stehen derzeit im Fokus der erziehungswissenschaftlichen Migrationsforschung?

Mit den ersten vier, durch uns Herausgeber*innen thematisch vorstrukturierten Heften haben wir versucht, zentrale und aktuelle Themen der erziehungswissenschaftlichen Migrationsforschung zu lancieren: So beschäftigt sich das erste Heft 01/2022 mit „Flucht als Gegenstand erziehungswissenschaftlicher Migrationsforschung“, das zweite Heft 02/2022 trägt die Überschrift „Frühe Kindheit in der erziehungswissenschaftlichen Migrationsforschung. Anfragen an ein ‚neues‘ Forschungsfeld“. Im dritten Heft 01/2023 widmen wir uns der Rassismusforschung in erziehungswissenschaftlicher Perspektive und im vierten Heft 02/2023 wird es um intersektionale Forschungsperspektiven gehen.

Welchen Herausforderungen wird die erziehungswissenschaftliche Migrationsforschung Ihrer Einschätzung nach künftig gegenüberstehen?

Die (deutschsprachige) erziehungswissenschaftliche Migrationsforschung sehen wir aktuell und zukünftig mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert: So wird es etwa darum gehen, eine stärkere Anbindung an den internationalen Wissenschaftsdiskurs zu suchen und gleichzeitig national und historisch imprägnierte Rahmungen im Blick zu behalten, die je spezifische Konturierungen pädagogischer Wirklichkeit und der Bildungssysteme hervorbringen. Weiter ist sie gefragt, ihre Themen und Problemstellungen nicht allein an politischen Konjunkturen und pädagogisch-programmatischen Normativitäten auszurichten, sondern ihre eigenständige Position im Verhältnis zu Politik, öffentlichen Diskursen und pädagogischer Praxis zu reflektieren und zu behaupten. Darüber hinaus wird sie methodisch-methodologische Zugänge im Hinblick auf die Bearbeitung drängender gesellschaftlicher Herausforderungen, wie etwa soziale Ungleichheit und Rassismus, weiterentwickeln und in Hinblick auf erziehungswissenschaftliche Fragestellungen respezifizieren müssen.

Darum sind wir froh, bei Budrich zu sein

Wir sind sehr froh, beim Verlag Barbara Budrich einen Ort für unsere Zeitschrift gefunden zu haben. Wir schätzen sein großes und seit vielen Jahren sichtbares Engagement dafür, der sozial- und erziehungswissenschaftlichen Scientific Community einen Ort für die Publikation hochwertiger wissenschaftlicher Beiträge zu bieten. Vor allem aber schätzen wir die überaus große und zuverlässige Unterstützung durch den Verlag in allen Arbeitsschritten – von der Gründung bis zur Herausgabe der Zeitschrift!

 

Kurzvitae der Herausgeber*innen in eigenen Worten

Dr. Patricia Stošić: Seit 2013 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Erziehungswissenschaften, Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt, seit WS 20/21 Vertretung einer Professur für Erziehungswissenschaft an der Universität zu Köln

 

 


Prof. Dr. Claudia Machold: Seit 2017 Professorin für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Kindheitsforschung an der Bergischen Universität Wuppertal (ab 01.04.2022 an der Goethe-Universität Frankfurt).

 

 

Prof. Dr. Ulrike Hormel: Seit 2014 Professorin für Soziologie an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg.

 

 

 

Prof. Dr. Donja Amirpur: Seit 2019 Professorin für Migrationspädagogik an der Hochschule Niederrhein im Fachbereich Sozialwesen.

 

 

 

 

 

Der Titel in unserem Shop

Zeitschrift für erziehungswissenschaftliche Migrationsforschung (ZeM)

herausgegeben von Donja Amirpur, Ulrike Hormel, Claudia Machold und Patricia Stošić