Wissenschaftlich Schreiben leicht gemacht

Hände töpfern. wissenschaftlich schreiben leicht gemacht

Wissenschaftlich Schreiben leicht gemacht – von wegen? Doch, denn wissenschaftliches Schreiben ist erlernbar! Im Folgenden schauen wir auf den einfachen Prozess in 7 Schritten, dem Sie folgen, wenn Sie wissenschaftlich schreiben. Wir navigieren Schritt für Schritt durch diese Reise, angefangen von der Vorbereitung bis hin zur Publikationsreife. Egal, ob Sie bereits Erfahrung im wissenschaftlichen Schreiben haben oder gerade erst damit anfangen: Dieser Beitrag bietet wertvolle Einblicke und bewährte Tipps, um Ihre Schreibarbeit zu erleichtern.

 

Wissenschaftlich Schreiben leicht gemacht – Schritt 1: Vorbereiten

Bevor wir uns in das Abenteuer des wissenschaftlichen Schreibens stürzen, benötigen wir Vorbereitung. Einfach drauflos zu schreiben finden zwar einige Autor*innen angenehm. Zum Beispiel brauchen wir für einen wissenschaftlichen Text eine Forschungsfrage. Doch häufig können wir keine spezifische Frage stellen, ohne uns zunächst in das Thema einzuarbeiten.

Mein Tipp: Notieren Sie Ihre eigenen Ideen und Gedanken, bevor Sie sich tiefer in das Thema einarbeiten. Sonst verschmelzen Ihre eigenen Gedanken mit denen anderer Wissenschaftler*innen und Sie wissen nicht mehr, woher die Ideen kommen.

Skizzieren Sie eine erste grobe Struktur Ihres geplanten Textes, bevor Sie sich ans Schreiben setzen.

 

2.  Rohtexten

Das Schreiben selbst beginnt mit einem Text, der alles andere druckreif aussieht. Das bewusste Rohtexten ist für manche Autor*innen die einzige Möglichkeit, den eigenen Perfektionismus zu überwinden. Der Gedanke, dass „alle anderen“ druckreif schreiben, kann zu Lähmungserscheinungen führen.

Mein Tipp: In meinem Blogpost Effizienz und Entlastung im Schreibprozess finden Sie Impulse, Ihr eigenes Rohtexten zu gestalten.

Auch wenn dieser Text noch weit entfernt ist von der Version, die Sie je einreichen wollen, können Sie sich an dieser Stelle bereits Feedback einholen.

 

3.  Feedback 1

Wissenschaftlich schreiben kann ein einsamer Prozess sein. Deshalb empfehle ich, sich einen Schreibpal zu organisieren: Jemand aus der Wissenschaft – nicht unbedingt aus Ihrem spezifischen Themenbereich –, mit dem Sie Texte austauschen können. Ein*e solche*r Peer ist auch für Ihren Rohtext optimal, um Feedback zu erhalten. Aber Achtung: Dieser Mensch sollte kein*e „Deutschlehrer*in“ sein! (Ich bitte die fehlende political correctness an dieser Stelle zu entschuldigen: Deutschlehrer*innen sind in diesem Kontext Menschen, die Sie sofort auf Fehler in Interpunktion, Rechtschreibung usw. hinweisen. Das ist genau nicht, was Sie an diesem Punkt brauchen!) Das Feedback, das Sie auf Ihren Rohtext erwarten können, bezieht sich ausschließlich auf die Grundlegung des Textes:

  • Ist das Erkenntnisinteresse klar?
  • Ist nachvollziehbar, worum es geht?
  • Gibt es in der (geplanten) Darstellung Brüche, Lücken in der Argumentation? Usw.

Mein Tipp: Suchen Sie sich eine*n Schreibpal. Tauschen Sie Texte miteinander aus, auch wenn diese noch im Rohstadium sind. So üben Sie beides: Feedback geben und Feedback bekommen.

 

4. Strukturieren

Sie haben bereits im Rahmen der Vorbereitung eine erste Grobgliederung erstellt. Doch im Verlaufe der Arbeit am Text werden Sie sich wiederholen, Schleifen drehen, ins Leere verweisen usw. Das ist im Rohtexten völlig in Ordnung! Das Rohtexten ist dazu da, rasch Text zu produzieren. Doch jetzt geht es darum, den Ablauf Ihres Textes zu überarbeiten.

Mein Tipp: Nutzen Sie „Hidden Headers“: Formulieren Sie mit ein oder zwei Worten behelfsmäßige Überschriften für jeden Ihrer Absätze. Verwenden Sie dafür eine Überschriftenkategorie Ihrer Textverarbeitung, die Sie ansonsten nicht nutzen – zum Beispiel die Überschrift 6 o.ä. Lassen Sie sich in Ihrer Textverarbeitung nur die Gliederung anzeigen. Anhand dieser Gliederung sehen Sie, wie Ihr Text strukturiert ist, wo Sie umstellen müssen, was sich (unbeabsichtigt) wiederholt usw. Ist diesser Überarbeitungsschritt abgeschlossen, löschen Sie die Behelfsüberschriften wieder.

Nach dieser Arbeit haben Sie einen noch nicht druckreifen Text in einer sauberen Struktur. Jetzt folgt ein ganz wichtiger Schritt, der vielen Autor*innen schwerfällt.

 

5. Reflektieren und Feedback 2 einholen

Sie geben Ihren Text erneut an Ihre*n Schreibpal und tun selbst gar nichts damit. Sie warten einfach nur auf Feedback. Sollten Sie derweil Ideen haben oder von weiteren Gedanken gejagt werden: Notieren Sie sich diese Dinge in einem anderen Dokument. Verändern Sie nicht den Text, der bei Ihren Schreibpals liegt. Sonst erhalten Sie Feedback zu einem Text, den es nicht (mehr) gibt. Wissenschaftlich schreiben bedeutet also in diesem Schritt: Nichtstun!

Mein Tipp: Nicht immer gibt es ausreichend Zeit, um diese Feedback-Schleife einlegen zu können. Doch lassen Sie Ihren Text mindestens über Nacht ruhen: Sie wundern sich möglicherweise am nächsten Tag, was Sie geschrieben haben. Denn oft genug lesen wir nicht, was wir geschrieben haben, sondern was wir glauben, geschrieben zu haben: Jedes bisschen Distanzierung von unseren eigenen Texten hilft uns dabei, objektiver zu sehen, was da wirklich steht.

 

6. Überarbeitungsschleifen mit Feedback 3

Sie bekommen das zweite Feedback und jetzt geht es an die finale Überarbeitung. Wieviele Überarbeitungsschleifen Sie durchführen wollen und können, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab: Abgabefristen, Länge des Textes, Ihr Schreibstil, Ihr Anspruch, … Gehören Sie zu den Autor*innen, die von Perfektionismus geplagt nie ans Ende gelangen? Oder gehören Sie zu denjenigen, die ungeheuer pragmatisch möglicherweise zu schnell abgeben? Beides ist ungünstig. Und auch hier können Ihre Schreibpals helfen und Sie bei Ihrer Einschätzung unterstützen.

Mein Tipp: Jetzt schlägt die Stunde der Deutschlehrer*innen! Für den Abschluss ist es enorm hilfreich, wenn Sie Unterstützung beim Prüfen von Interpunktion, Orthografie und Konkordanz erhalten. Wer mag, holt sich professionelle Unterstützung durch eine*n Lektor*in.

 

Wissenschaftlich Schreiben leicht gemacht – Schritt 7: Publikationsreife

Am Ende des Prozesses steht ein publikationsreifer Text – ob Buchbeitrag, Zeitschriftenaufsatz oder eigenständige Monografie. Feiern Sie das Erreichen dieses Meilensteins angemessen: Das ist eine großartige Leistung!

Wenn Sie sich für den nächsten Schritte etwas Vorbereitung wünschen, registrieren Sie sich für die kostenlose E-Mail-Serie Veröffentlichen: Den richtigen Publikatiospartner finden und ansprechen.

 

Wissenschaftlich Schreiben leicht gemacht: die Autorin

Porträt der Verlegerin Barbara Budrich mit offenen langen Haaren, dunklem Jacket über einem T-Shirt, freundlich lächelnd.Barbara Budrich, M.A., ist von Kindesbeinen an im Wissenschaftsverlag tätig und seit 2004 selbstständige Verlegerin. Außerdem ist sie Trainerin und Coach für wissenschaftliches Schreiben und Publizieren im Schulungsunternehmen budrich training. Zudem ist sie selbst Autorin. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz führt sie seit 2015 als Vorbildunternehmerin.

 

© Foto Barbara Budrich: privat | Titelbild: unsplash.com, Courtney Cook