Wie beeinflusst Normativität die Professionalität Sozialer Arbeit?

Interview Normativität und Professionalität Sozialer Arbeit korr

Die Diskurse um Normativität und Professionalität werden oftmals isoliert voneinander betrachtet, was problematisch ist, da sich das normativ gerahmte Handeln von Sozialarbeiter*innen teils massiv auf die Lebensführung ihrer Adressat*innen auswirkt. Welche Normativitäten werden aber im Handeln der Fachkräfte eigentlich implizit erzeugt? Wir haben ein Interview mit Autor Sebastian Hempel zu seinem neuen Buch Normativität und Professionalität Sozialer Arbeit. Eine arbeitsfeldübergreifende Rekonstruktion geführt.

 

Interview zu „Normativität und Professionalität Sozialer Arbeit“

 

Lieber Sebastian Hempel, worum geht es in Normativität und Professionalität Sozialer Arbeit?

Es handelt sich um eine rekonstruktive Studie, mit der ich herausfinden wollte, wie sich professionelles Handeln von Sozialarbeiter*innen normativ entfaltet. Unser Handeln wird von Werten und Normen bestimmt, ohne dass uns das unmittelbar bewusst ist.

Mir ging es darum, an diese impliziten Werte und Normen heranzukommen und sie auf den Professionalitätsdiskurs Sozialer Arbeit zu beziehen. Anders als dies in den meisten anderen qualitativen Studien in der Sozialen Arbeit der Fall ist, habe ich hierbei arbeitsfeldübergreifend geforscht.

 

Wie kamen Sie auf die Idee, dieses Buch zu schreiben? Gab es einen „Stein des Anstoßes“?

Einen Stein des Antoßes gab es nicht direkt. Mit Professionalität hatte ich mich schon während des Studiums beschäftigt, so dass dieser Fokus für mich naheliegend war. Dass es innerhalb Sozialer Arbeit unterschiedliche Normativitäten gibt, ist mir während meiner Zeit als Sozialarbeiter im Jugendamt aufgefallen.

Zu Beginn habe ich mich mehr mit dem Begriff Normalität befasst, erst im Laufe der Forschung habe ich dann die Verknüpfung zwischen Normativität und Professionalität hergestellt.

 

Wie ist Ihre Untersuchung methodisch aufgebaut?

Ich habe Gruppendiskussionen mit Teams aus drei verschiedenen Arbeitsfeldern Sozialer Arbeit geführt. Dabei waren Gruppen aus dem Bereich Justiz/Bewährungshilfe, Streetwork und der stationären Wohnungslosenhilfe. Zudem habe ich auch Bilder analysiert, die die Teams mir zur Verfügung gestellt haben.

Ausgewertet haben ich die Daten mit der dokumentarischen Methode. Entstanden ist eine Typologie, die ich dann auf Forschungsergebnisse aus vorliegenden Studien bezogen habe.

 

Im Buch entwickeln Sie ein Modell normativer Rahmungen Sozialer Arbeit. Was zeichnet dieses Modell aus?

Die Verwendung des Plurals soll verdeutlichen, dass es unterschiedliche Ebenen gibt, auf denen Normativität in der Handlungspraxis von Sozialarbeiter*innen wirksam wird. Diese Erkenntnis ist an sich nicht neu, allerdings denke ich, dass diese Ebenen nicht allen Studierenden und Praktiker*innen immer so präsent sind.

Das Modell kann möglicherweise einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass Fachkräfte sensibler auf die normativen Grundlagen ihr eigenes Handeln und das ihrer Kolleg*innen achten und hierbei die verschiedenen Ebenen im Blick behalten.

 

Darum bin ich Autor bei Budrich

Ich habe die Zusammenarbeit mit Budrich als professionell, anregend und sehr freundlich erlebt und würde mich freuen, auch zukünftig bei Budrich zu publizieren.

 

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Cover Hempel Normativität und Professionalität Sozialer ArbeitSebastian Hempel:

Normativität und Professionalität Sozialer Arbeit. Eine arbeitsfeldübergreifende Rekonstruktion

auch im Open Access verfügbar

Leseprobe

 

 

Der Autor: Sebastian Hempel

Sebastian Hempel ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule RheinMain und forscht zu Professionalität und Normativität sowie Organisation Sozialer Arbeit. Vor seiner wissenschaftlichen Laufbahn war er u.a. als Sozialarbeiter in einem Jugendamt tätig.

 

Über „Normativität und Professionalität Sozialer Arbeit“

In seinem Buch untersucht Sebastian Hempel, wie Sozialarbeiter*innen in verschiedenen Arbeitsfeldern normative Orientierungsmuster in ihrem professionellen Handeln erzeugen – oft unbewusst, aber mit weitreichenden Folgen für ihre Adressat*innen. Er rekonstruiert anhand von Gruppendiskussionen und Bildmaterial die normativen Rahmungen der Praxis und zeigt, wie diese die professionelle Arbeit prägen. Auf Basis eines innovativen, rekonstruktiven Forschungsdesigns wird ein Modell entwickelt, das nicht nur Einblicke in professionelle Handlungslogiken bietet, sondern auch als Reflexionsfolie für Fachkräfte, Forschung und Lehre dienen kann.

 

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