„Soziale Arbeit bietet wahnsinnig viele berufliche Optionen.“ – 5 Fragen an Nikolaus Meyer und Andrea Siewert

Herausgeber*innen-Interview zu Handlungsfelder der Sozialen Arbeit. Der berufliche Alltag in Beschreibungen von Nikolaus Meyer und Andrea Siewert – erschienen bei Budrich/utb.

 

Interview mit Nikolaus Meyer und Andrea Siewert

 

Lieber Nikolaus Meyer, liebe Andrea Siewert, bitte fassen Sie den Inhalt Ihrer aktuellen Publikation Handlungsfelder der Sozialen Arbeit für unsere Leser*innen zusammen.

Wir haben Praktiker*innen aus der Sozialen Arbeit mit meist langjähriger Erfahrung gebeten, dass Sie uns ihren Weg über die Ausbildung zum Beruf beschreiben und daneben die wichtigsten Tätigkeiten und Besonderheiten in ihrem aktuellen Handlungsfeld skizzieren. Das immer mit dem Ziel, dass sich sowohl berufserfahrene Personen als auch Interessierte oder berufliche Anfänger*innen über die vielfältigen Möglichkeiten der Sozialen Arbeit informieren können. Denn: Soziale Arbeit bietet wahnsinnig viele berufliche Optionen.

 

Wie kamen Sie auf die Idee, dieses Buch zu schreiben? Gab es einen „Stein des Anstoßes“?

In der Lehre ist uns anhand der Nachfragen von unseren dualen Studierenden immer wieder aufgefallen, dass es extrem gute Literatur zu den Handlungsfeldern Sozialer Arbeit gibt. Allerdings eben auch immer aus einer theoretischen Perspektive, so dass manche Studierende sich in anderen Handlungsfeldern „wiedergefunden“ haben als sie die wahrnehmen. In der vorhandenen Literatur fehlte also die Auseinandersetzung mit der tatsächlichen beruflichen Tätigkeit, also auch den Besonderheiten und Schwierigkeiten, aus Sicht der Praxis selbst. Zwar muss man als Forschende nicht die Logik des Feldes übernehmen, man darf sich von ihr allerdings auch nicht einfach unreflektiert entkoppeln. Und das berechtigte Interesse von Studieninteressierten oder -anfänger*innen ist es, einen authentischen Blick hinter die Kulissen zu bekommen, um sich zu fragen, ob Soziale Arbeit eigentlich der „richtige“ Beruf ist. Insofern war uns wichtig, dass Praktiker*innen ihren komplexen Alltag selbstständig darstellen können und wir ihnen so die Möglichkeit geben, zu Worte zu kommen und sich gegenüber der Gesellschaft zu artikulieren. Erst auf dieser Basis lässt sich das Buch jetzt auch für die Forschung nutzen, um dahinter steckende Logiken in den Texten zu rekonstruieren.

 

In Ihrem Buch kommen Praktiker*innen aus verschiedenen Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit zu Wort. Wie haben Sie diese Personen für Ihr Buchprojekt akquiriert?

Wir haben sowohl unsere eigenen beruflichen Kontakte bemüht wie wir auch auf die Netzwerke der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit und der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft zurückgegriffen haben. Gerade hier haben wir total positive Erfahrungen gemacht: Einerseits, weil andere Wissenschaftler*innen ihre Kontakte angesprochen haben und andererseits, weil sich viel mehr Praktiker*innen bei uns gemeldet als wir Möglichkeiten hatten. Das zeigt: Der Bedarf anderen Menschen die eigene Tätigkeit in der Sozialen Arbeit zu beschreiben ist enorm. Hier liegt sicher ein ungeheurer Bedarf: Die Beschäftigten in der Sozialen Arbeit leisten Unglaubliches für ihre Adressat*innen, gerade auch jetzt während der Corona-Pandemie. Und doch: Soziale Arbeit wird im Verhältnis zu ihrer gesellschaftlichen Funktion und der damit verbundenen Bedeutung nur unzureichend wahrgenommen. Wir setzen mit dem Buch nun Narrative gegen dieses Desinteresse, weil sich in den Texten die vielschichtigen Problemlagen der Adressat*innen sowie die damit verbundenen komplexen Begleitungsstrategien der professionell Tätigen spiegeln. Alle Leser*innen können nun sehen, was in Sozialer Arbeit geleistet wird.

 

Welches Fazit ziehen Sie für sich aus der Arbeit mit den Praktiker*innen?

Eigentlich noch keines! Im Moment ist unsere positive Erfahrung in der Zusammenarbeit mit den Praktiker*innen noch viel zu frisch. Vielleicht nur so viel: Soziale Arbeit lässt sich kaum in einzelne und wenige Handlungsfelder auf Basis von Theorie zusammenfassen. In den beruflichen Selbstbeschreibungen haben wir vielmehr eine extreme Heterogenität mit komplexen Handlungsformen erlebt, die sich im Ergebnis kaum in einem Fazit zusammenfassen lassen. Wir können die Studierenden jetzt allerdings mit dem Buch in ihren Suchprozessen viel gezielter unterstützen und ihnen gleichzeitig mitgeben: Die Soziale Arbeit bietet so viel Diversität, dass für jeden Menschen mit den je eigenen Fähigkeiten eine Tätigkeit vorhanden sein wird. Gleichzeitig sehen wir, dass es wahnsinnig viele Optionen gibt, um sich im beruflichen Lebensverlauf zu verändern und zu verwirklichen. Man könnte sagen: Soziale Arbeit bietet inhaltliche Karriereoptionen durch die Möglichkeit zur lebenslangen Veränderung.

 

Darum sind wir Autor*innen bei Budrich

Das ist ganz einfach: Die Zusammenarbeit mit dem Verlag ist sehr gut und außerdem ist Budrich DER Verlag für die Soziale Arbeit!

 

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3D Cover Meyer SiewertNikolaus Meyer und Andrea Siewert (Hrsg.):

Handlungsfelder der Sozialen Arbeit. Der berufliche Alltag in Beschreibungen

 

 

Die Herausgeber*innen: Andrea Siewert und Nikolaus Meyer

Siewert, AndreaAndrea Siewert ist Professorin für Soziale Arbeit an der IUBH Internationale Hochschule. Sie lehrt am Standort Frankfurt am Main Pädagogik, Methode der Sozialen Arbeit und hier insbesondere Beratungsmethoden sowie qualitative Forschungsmethoden. Sie hat zuvor an der Goethe-Universität mit einer biografieanlaytischen Arbeit promoviert und war mehrere Jahre in der Migrationsarbeit tätig. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Biografieforschung sowie in Fragen der individuellen Professionalisierung.

Meyer, NikolausNikolaus Meyer ist Professor für Profession und Professionalisierung Sozialer Arbeit am Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Fulda. Seine derzeitigen Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte sind: Professionstheorie, komparative Berufsgruppenforschung, Wohnungsnotfallhilfe sowie Soziale Arbeit, Nationalsozialismus und die berufsbezogenen Auswirkungen bis heute.

 

Über das Buch

In der Sozialen Arbeit werden die konkreten Handlungen der Fachkräfte entlang verschiedener Arbeitsfelder differenziert und konkretisiert. Das Buch lässt die Praktiker*innen in diesen vielen verschiedenen Handlungsfeldern selbst zu Wort kommen: Wie war mein Weg dorthin? Was tue ich heute konkret? Was müssen Studierende tun, um ebenfalls in dieses Handlungsfeld einzumünden? Das Buch schafft einen Einblick in eine oft unübersichtliche Praxis und gibt einen authentischen Blick „hinter die Kulissen“.

 

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