Wie lässt sich die Art und Weise, wie Personen und Organisationen mit Informationen umgehen, wenn sie Texte schreiben, rezipieren, verwalten oder verteilen (lassen), optimieren? Wir haben ein Interview mit den Autor*innen Gerd Bräuer, Christina Hollosi-Boiger, Raphaela Lechleitner und David Kreitz zum Buch „Literacy Management als Schlüsselkompetenz in einer digitalisierten Welt“ geführt.
Interview zu „Literacy Management als Schlüsselkompetenz in einer digitalisierten Welt“
Liebes Autor*innen-Team: Worum geht es in Literacy Management als Schlüsselkompetenz in einer digitalisierten Welt?
In dem Buch geht es um die Schlüsselkompetenz Literacy Management, also um die Steuerung des Umgangs mit Informationen zum Zwecke einer optimierten Produktion, Rezeption und Distribution von Texten. Was vielleicht etwas sperrig klingt, geht uns alle an, die wir mit Texten hantieren – sei es in Bildung, Wirtschaft, Politik oder Medien.
Veränderungen in unseren literalen Praktiken (in Alltag, Schule und Studium sowie im Job) sind nötiger denn je. Die Umstände und Rahmenbedingungen für Lesen, Schreiben, Dokumente verwalten und austauschen verändern sich in rasanter Geschwindigkeit, einmal mehr durch die aktuellen Entwicklungen im Bereich KI. Auf der Basis unserer eigenen Erfahrung als Literacy-Manager*innen beim Begleiten von Veränderungsprozessen literaler Praxis in Hochschulen, Firmen und Non-Profit-Organisationen unterbreiten wir in unserem Buch Angebote, wie sich die literale Praxis optimieren lässt, ob individuell oder in Organisationen.
Wie kamen Sie auf die Idee, dieses Buch zu schreiben? Gab es einen „Stein des Anstoßes“?
Eine immer komplexer werdende Welt aus Informationen, Texten und Übertragungswegen schafft eine größere Ineffizienz im literalen Handeln und ist so voll von solchen „Steinen des Anstoßes“. Der wirtschaftliche Schaden, der durch Fehlinformationen, unterbrochene Kommunikation oder durch Missverständnisse aufgrund von schlechten Texten entsteht, ist immens. Für uns war das Erscheinen der textproduzierenden KI in Gestalt von ChatGPT Ende des Jahres 2022 letztlich der entscheidende Moment, unser schon länger angedachtes Buchprojekt hochmotiviert zu Ende zu bringen, denn die KI produziert erst dann tatsächlich wirkungsvolle Texte, wenn sie sinnvoll in die literale Praxis von Menschen und Organisationen eingebunden wird.
Was sind Ihrer Erfahrung nach die häufigsten Fehler, die Schreibende in ihrer literalen Praxis machen?
Die Schreibenden selbst machen eigentlich wenig falsch bzw. würden wohl das meiste richtig machen, wenn man sie nur ließe! Die entscheidenden Probleme und Hindernisse für effiziente literale Praxis liegen in den vorhandenen Bildungskulturen. Diese sind seit dem 19. Jahrhundert nach wie vor geprägt durch die einseitige Fixierung auf einen Bildungskanon und den damit verbundenen Textsorten, durch Produktorientierung bei der Anleitung und Begleitung von Schreibenden und letztlich durch defizitorientierte Bewertung. Dadurch betreten wenig leistungsfähige und flexible Schreibende die Berufsfelder und multiplizieren dort die Schwierigkeiten in der literalen Praxis. Würden sie ihr literales Handeln jedoch reflektieren, könnten sie es auch steuern und optimieren.
Welche Aspekte sind für das Literacy Management unerlässlich?
Zunächst muss man verstehen, dass es individuelles und institutionelles Literacy Management gibt, die sich wechselseitig beeinflussen. Das heißt, der Umgang mit textbasierten Informationen ist immer persönlich gesteuert, aber das wiederum unterliegt institutionelle Vorgaben. Es ist ein reibungsarmes Zusammenspiel dieser beiden Steuerungselemente, was optimierte literale Praxis erzeugt. Die Eckpunkte dieses Zusammenspiels sind diese: ein persönlich erlebbarer Gebrauchswert (Zweck) für die anvisierte Textproduktion; die Aussicht auf echtes Interesse, für das, was geschrieben werden soll; kommunikationsfreudige Leser*innen, transparente Qualitätskriterien.
Darum sind wir Autor*innen bei Budrich
Wir haben alle vier in unserer Arbeit schon so viel von Büchern aus dem Verlag Barbara Budrich profitiert, dass es uns an der Zeit schien, endlich selbst etwas zum reichhaltigen Angebot dieses Verlags beizutragen.
Kurzvitae der Autor*innen
Dr. Gerd Bräuer, begleitet Menschen und Institutionen, die sich für die Aus- und Weiterbildung von Schreibenden und Lesenden engagieren.
Mag.a Christina Hollosi-Boiger, Literacy Managerin, Schreibtrainerin, Schreibcoach, Lehrauftrag an mehreren österreichischen Hochschulen
Mag.a Raphaela Lechleitner, Texterin für Medien und PR, Pädagogin, ausgebildete Schreibberaterin und Literacy Managerin
David Kreitz, pädagogischer Mitarbeiter bei der HVHS Mariaspring, freiberuflicher Schreibcoach und -trainer
Wir kooperieren als Literacy Manager*innen regelmäßig mit Bildungseinrichtungen, Betrieben u.a. Organisationen. Wir beraten individuelle Schreibende und begleiten Schreibgruppen und -projekte. Wir kommunizieren die Erfahrungen und Erkenntnissen unserer Arbeit auf Tagungen, in Zeitschriftenartikel und Buchbeiträgen und natürlich in unterschiedlichen Online-Formaten.
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Gerd Bräuer, Christina Hollosi-Boiger, Raphaela Lechleitner, David Kreitz:
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© Fotos Gerd Bräuer, Raphaela Lechleitner, David Kreitz: privat | Titelbild gestaltet mit canva.com