„Fehlerkulturen in der Sozialen Arbeit“: Leseprobe

Cover "Fehlerkulturen in der Sozialen Arbeit"

Eine Leseprobe aus Fehlerkulturen in der Sozialen Arbeit. Orientierungshilfen auf dem Weg zu einer fehlerreflektierten Professionalität von Jürgen Beushausen, Kirsten Rusert und Martin Stummbaum (Hrsg.), Kapitel „Einleitung: Fehler(kultur)verständnisse im Praxishandeln in der Sozialen Arbeit“.

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Einleitung: Fehler(kultur)verständnisse im Praxishandeln in der Sozialen Arbeit

Martin Stummbaum & Jutta Harrer-Amersdorfer

 

Das Technologiedefizit (Luhmann & Schorr 1979) nannten alle siebzehn Sozialpäda­gog*innen bzw. Sozialarbeiter*innen der im Vorwort genannten Studie von Stumm­baum namentlich bzw. beschreibend als Begründung für die Schwierigkeiten sowie Nichtnotwendigkeiten und Nichtmöglichkeiten, Fehler aus der eigenen Professiona­lität in der Praxis Sozialer Arbeit identifizieren und thematisieren zu können bzw. zu müssen. Dieses wird von den Interviewpartner*innen professionell nicht groß proble­matisiert, sondern als Spezifikum einer Sozialen Arbeit von Menschen mit Menschen intendiert, wie nachfolgende Passage aus dem Interview mit der Sozialarbeiterin My­riam B. (Name geändert) exemplarisch illustriert:

[I]n meiner Praxis lässt sich das nicht so einfach sagen, was ein Fehler ist. Es läuft laufend etwas schief, aber sind das gleich Fehler, wenn es sich irgendwie ausgeht und den Klienten geholfen wird. Ich mach mir da keinen großen Kopf. Es gibt Dinge, die gehen nicht. Da gibt’s Gesetze und Leistungsvereinbarungen. Da ist das klar geregelt. […] Das meiste ist offen und zu komplex. Jeder Klient ist ein Individuum, jeder Fall ist anders. Da lässt sich nicht klar sagen, das ist richtig und das ist falsch. Der – wie hieß er gleich nochmal – der Dings, der Luhmann hat das doch gesagt. Theorien helfen da nicht wirklich. Sie sind viel zu abstrakt und praxisfern. Im Studium haben mich meine Freunde Thierschianerin genannt. Ich war von der Lebensweltorientierung voll begeistert. Bin ich immer noch, bloß die Lebensweltorientierung taugt für die Praxis nicht als Theorie. Sie ist eine schö­ne Vision von Sozialer Arbeit, die ich in meine Arbeit einfließen lasse, wenn’s passt. Wenn keine Zeit da ist […] lasse ich sie weg. […] Das soll jetzt nicht heißen, ich arbeite unprofessionell. Ich arbeite sehr beziehungsorientiert. Darum geht’s doch in der Sozialen Arbeit. Wir arbeiten als Mensch mit Menschen. Wir gehen in Beziehung mit Menschen. Mit Menschen, die ausgegrenzt, traumatisiert, ver­zweifelt sind. Da braucht´s Beziehungsarbeit. Das ist nicht bloß Beziehung wie im Privaten. Das ist harte Arbeit, die mich als ganzen Mensch fordert. Mir be­deuten meine Klienten etwas als Mensch. Die meisten mag ich. Das sind keine bloßen Klienten. Das sind Menschen. Da geht es um Einlassen, um Aushalten, um Dranbleiben und dann wird’s vielleicht irgendwann besser. Da geht’s auf und ab. Es gibt Rückschläge, Krisen. Da hilft keine Theorie, kein Plan. Da versuche ich den Fall am Laufen zu halten, Schlimmeres zu verhindern, in Beziehung zu bleiben. Da muss ich offen und empathisch bleiben, mich einlassen. Da geht’s nicht um irgendeine Theorie. Es geht einzig um den Klienten als Mensch. […] Nicht alles geht. […] Das ist doch klar. Da muss ich nicht in richtig oder falsch denken. Das würde auch gar nichts bringen. […] Wir arbeiten mit Menschen. Das ist individuell und immer anders. Das ist hoch dynamisch, laufend ändert sich was. Immer sind irgendwelche Probleme und Konflikte zu lösen. Am Dienstag hatte ich es mit fünf Krisen zu tun. Am Mittwoch mit zwei. Da ist es doch klar, dass ich am Mittwoch Krisen anders bearbeite als am Dienstag. Dienstag habe ich nicht schlechter oder fehlerhaft gearbeitet. […] [E]s ist professionell, mit dem was kommt, umgehen zu können, in Beziehung zu bleiben, Fälle trotz Krisen und unerwarteter Probleme am Laufen zu halten, in Beziehung zu bleiben – das ist ganz wichtig für unsere Klienten. Das ist eine Stärke der Sozialen Arbeit. Wir bleiben dran, wenn andere schon keinen Kontakt mehr haben.

Die Interviewsequenz mit der in der Familienhilfe tätigen Sozialarbeiterin Myriam B. (Name geändert) enthält zentrale Aspekte, die den Praxis- und Professionalisierungs­kontext erhellen, der es den siebzehn Befragten so schwermacht und auch unnötig bzw. unmöglich erscheinen lässt, aus der eigenen Professionalität Fehler in der Praxis Sozialer Arbeit identifizieren und thematisieren zu können.

Eine Soziale Arbeit von Menschen mit Menschen ist bezeichnend für das in den Interviews durchwegs geäußerte Selbstverständnis sozialpädagogischer bzw. sozial­arbeiterischer Professionalität. Eine Soziale Arbeit von Menschen für Menschen ent­schlüsselt sich in den Interviews als fünffache Chiffre:

Erstens als Chiffre einer sozialpädagogischen bzw. sozialarbeiterischen Strategie, trotz bzw. im Technologiedefizit der Sozialen Arbeit professionell handeln zu können. Von Menschen für Menschen steht für ein professionelles Selbstverständnis, mittels Beziehungsarbeit als Technologieersatztechnologie (Luhmann & Schorr 1979) das Technologiedefizit der Sozialen Arbeit kompensieren zu können.

Zweitens ist eine Soziale Arbeit von Menschen mit Menschen für die Interview­ten der Ausdruck für eine professionelle Haltung, die das Technologiedefizit nicht als Manko, sondern als Maxime sozialpädagogischer bzw. sozialarbeiterischer Professio­nalität bewertet (vgl. Hollstein 2011). Für fünfzehn Interviewte manifestiert sich diese besondere Haltung in einer Beziehungsprofessionaltät von Menschen mit Menschen. Für zwei der Interviewten kontextuiert sich diese Haltung als beziehungsbasierter Ge­genentwurf zu unserer kapitalistischen Gesellschaft.

Drittens äußert sich in einer Sozialen Arbeit von Menschen mit Menschen die persönliche Motivation der interviewten Sozialpädagog*innen bzw. Sozialarbeiter*in­nen. In elf Interviews wurde dezidiert geäußert, dass dieses der Grund war, Soziale Arbeit zu studieren und nicht etwa Psychologie oder Lehramt bzw. ein vorheriges Stu­dium für ein Studium der Sozialen Arbeit aufzugeben. Fünfzehn Interviewte benennen das Arbeiten als Mensch mit Menschen als (ihre) grundlegende Motivation, auch unter schlechten und unzulänglichen Arbeitsbedingungen als Sozialarbeiter*in bzw. Sozial­pädagog*in tätig zu sein (vgl. Bastian 2018).

Viertens impliziert das von den Befragten geteilte Selbstverständnis einer Sozia­len Arbeit von Menschen für Menschen auch eine Kritik an den Theorien der Sozialen Arbeit. Theorien der Sozialen Arbeit werden als (zu) wenig praxisnützlich und nach­rangig für eine Soziale Arbeit von Menschen mit Menschen erachtet. Diese Kritik ba­siert bei drei Interviewten auf einer völligen Verneinung einer Relevanz von Theorien für eine Soziale Arbeit von Menschen für Menschen. Bei sieben Interviewten mündet sie in eine Kritik an der Disziplin der Sozialen Arbeit hinsichtlich einer unzureichen­den bzw. nicht entsprechend praxisrelevanten Theorieentwicklung (vgl. Birgmeier & Mührel 2009). Bei zwei Interviewten verbindet sich die Kritik mit der Forderung nach einem antikapitalistischen Theoriefundament für die Soziale Arbeit. Bei fünf Inter­viewten relativiert sich die Kritik auf ein Nice-to-have von Theorien als Vision und zur Außendarstellung von Sozialer Arbeit.

Und fünftens ist eine Soziale Arbeit von Menschen mit Menschen für die Inter­viewten (im Kern) nicht methodisierbar. Professionalität generiert sich für sie im Beziehungsgeschehen von Sozialpädagog*innen bzw. Sozialarbeiter*innen und Kli­ent*innen im Modus von Menschen mit Menschen. Methoden haben dabei für fünf Interviewte keine Relevanz. Für zwölf interviewte Sozialpädagog*innen bzw. Sozial­arbeiter*innen nehmen Methoden im Beziehungsprozess eine flankierende bzw. die Fallarbeit unterstützende Funktion ein. Studien von Harrer-Amersdorfer (2022), Klug et al. (2020) und Reisberger (2020) kommen zu vergleichbaren Ergebnissen hinsicht­lich der Methodisierbarkeit der Beziehungsarbeit in der Sozialen Arbeit.

Eine Soziale Arbeit von Menschen mit Menschen verdeutlicht in der erfolgten De­chiffrierung, dass in der Verwobenheit von individueller Motivation, professionellem Selbstverständnis, professioneller Haltung, Theoriekritik und methodischem Ver­ständnis eine angemessene Bestimmung und Thematisierung von Fehlern in der Praxis der Sozialen Arbeit professioneller Kommunikations- und Reflexionsprozessen bedarf. In der Praxis der Interviewten verorten sich diese Reflexionen vorrangig im Prozess der Beziehungsgestaltung und Fallbearbeitung bei- und mitläufig sowie im Falle von befürchteten und aufgetretenen Schwierigkeiten:

Wie gesagt, das ist nicht bloß Beziehung wie im Privaten. Das ist harte Arbeit, die mich als ganzen Mensch voll fordert. Da reflektiere ich immer. Da läuft nichts ohne mir Gedanken zu machen. Das läuft automatisch. […] Immer wieder nach­denken, was war? Revue passieren lassen, was habe ich gemacht, was haben die Klienten gemacht? Überlegen, wie mache ich weiter? Das gehört zu einer profes­sionellen Beziehungsarbeit und läuft ganz automatisch. Wenn´s sehr stressig ist, da halte ich kurz inne und reflektiere ganz bewusst, was geht in mir vor. Das hilft ungemein, auch unter Stress empathisch zu bleiben. Wenn´s ganz dicke kommt, da mache ich Timeout und reflektiere mit den Klienten zusammen. […] Wenn´s größere Schwierigkeiten gibt, da höre ich mit dem Reflektieren nicht einfach auf. Das lässt sich nicht so einfach stoppen. Da reflektiere ich viel auch nach der Arbeit. Mein Freund kann davon ein Lied singen. Wenn ich mir Sorgen um Klien­ten mache, da kann ich nicht einschlafen ohne vorher mit ihm darüber zu reden. […] Mein Freund und meine Mutter sind meine wichtigsten Reflexionspartner. (Myriam B., Name geändert).

Diese von den Interviewten vorrangig praktizierten Formen der Reflexion im sozialpä­dagogischen bzw. sozialarbeiterischen Handlungskontext der Beziehungsgestaltung und Fallbearbeitung lassen sich im Modell „The Reflective Practitioner“ (Schön 1983) subsumieren als Reflection-in-Action (Reflexion während der Beziehungs- und Fall­arbeit) in Unterscheidung zur Reflection-on-Action (Reflexion über die Beziehungs-und Fallarbeit).

In der Kategorie einer Reflexion-in-Action liegt der Reflexionsfokus der Inter­viewten auf den Klient*innen als Menschen und der eigenen Persönlichkeit bzw. dem eigenen Menschsein als Sozialpädagog*in bzw. Sozialarbeiter*in im jeweiligen Be­ziehungsgeschehen bzw. dem jeweiligen Fallverlauf. Auf der Basis unterschiedlicher Reflexionsverständnisse betonen die Interviewpartner*innen unisono, dass wissen­schaftliche Bezugnahmen bzw. Praxis-Theorie-Relationierungen in ihrer bzw. in einer Reflexionsarbeit keine bzw. lediglich eine geringe Relevanz zukommt. Reflexionspro­zesse zielen in der Kategorie „Reflection-in-Action“ bei den Interviewten vorrangig auf eine (Selbst)Vergewisserung in unsicheren und schwierigen Phasen der Beziehungs-und Fallarbeit sowie auf eine angemessene Auswahl zwischen Handlungsalternativen, die ihren jeweiligen Persönlichkeiten verfügbar und für sie grundsätzlich realisierbar sind. Reflexionsprozesse basieren auf und fördern bei ihnen in Anlehnung an Thiersch (2018: 25) ein „Jeder[frau*]manns-Wissen des gesunden Menschenverstandes“. Die­ses wird von den Interviewten – anders als von Thiersch (2018) – nicht als Defizit, sondern als Maxime einer Sozialen Arbeit von Menschen mit Menschen bewertet und manifestiert sich in entsprechenden Reflexionsprozessen u. a. mittels (präferierter) Reflexionspartner*innen aus dem nichtberuflichen bzw. privaten Bereich (Familien­angehörige und Freunde) sowie der Zurverfügungstellung eigner biografischer Le­benserfahrungen (Arbeitslosigkeit, Diskriminierung, Elternschaft und Krankheit).

Das Studium hat für meine Arbeit als Sozialarbeiterin nicht so viel gebracht. Also ich meine, die Studieninhalte haben nicht so viel gebracht – zu theoretisch, zu weit weg von der Praxis. Die Studienzeit war für mich total wichtig. Das erste Mal weg von meiner Familie, raus aus dem Dorf, mich in einer Stadt zurechtfin­den, meinen Freund kennenlernen, mich auf eine Beziehung einlassen. […] Das Studium war für mich eine total wichtige Zeit. Ich hätte mir halt mehr Praxis und weniger Theorie gewünscht. […] In meinem Engagement als Jugendgruppen­leiterin habe ich mehr über Jugendarbeit gelernt als in den ganzen Seminaren dazu. […] Für die Arbeit mit meinen Familien da hilft mir, dass ich mich schon immer gut auf unterschiedliche Menschen einstellen kann. […] Die Geburt mei­ner Tochter, die Schwierigkeiten und auch Konflikte von der Partnerschaft zur Elternschaft, die mein Freund und ich hatten, da hat sich schon einiges in meiner professionellen Sicht geändert. Ich habe einen ganz anderen Zugang zu familiä­ren Konflikten und Krisen bekommen. (Myriam B., Name geändert).

In diesem stark aus der eigenen Biografie und Persönlichkeit realisierten und reflek­tierten Professionsverständnis der Interviewten werden Praxis-Theorie-Relationierun­gen als nicht bzw. wenig relevant für eine Sozialen Arbeit von Menschen mit Menschen erachtet. Dennoch lassen sich in 29 der insgesamt 36 erläuternden Praxisfälle der In­terviewten wissenschaftliche Bezugnahmen erkennen. Diese wissenschaftlichen Bezü­ge fließen fragmentarisch verwoben mit biografischen Erfahrungen und persönlichen Vorstellungen unbenannt und wenig wahrgenommen als Relationierung von Theorie mit biografischen Erfahrungen und persönlichen Vorstellungen in die Professionali­tätsvorstellungen einer Sozialen Arbeit von Menschen mit Menschen ein.

Im Kontext einer Reflexion-on-Action verfügen alle Befragten über institutiona­lisierte Möglichkeiten von Supervision sowie nichtinstitutionalisierte, aber institu­tionell durchwegs erwartete Settings von Intervision. Ein Qualitätsmanagement ist in allen Einrichtungen der Interviewten gegeben. Für die Reflexion wird es allerdings nicht bzw. lediglich unter professionsfremden Aspekten genutzt. Ein Beschwerdema­nagement ist ebenso wie ein Fehlermanagement in keiner Einrichtung der Interview­ten vorhanden.

Die Kollegialität in unserem Team ist schon sehr hoch. Das Problem ist der hohe Arbeitsdruck. Da kann keiner was dafür, macht’s halt aber schwer, so was wie kollegiale Beratung zu planen. Wenn’s sich ergibt – in der Mittagspause oder nach der Teambesprechung – da beraten wir uns schon länger über unsere Fälle. Meist ist es zufällig, so zwischen Tür und Angel. Da geht’s mehr um so formale Sachen wie Fristen, wie stelle ich einen Antrag richtig. Manchmal, da geht’s ein­fach drum, jemanden zu haben, sich Frust und Stress von der Seele reden zu kön­nen. […] Supervision haben wir alle paar Wochen. Es ist gut, dass wir sie haben. Wir sind bloß so viele. Bis jeder gesagt hat, was gerade los ist, ist die Hälfte der Zeit vorbei. Das soll jetzt keine Kritik sein. Psychohygiene ist wichtig. Da ist der einzige Ort, an dem wir mal entspannt ohne ganz so viel Hektik zusammenkom­men. Da bleiben so 40 Minuten. Da sprechen wir dann über einen, manchmal auch zwei Fälle. Wir versuchen aus dem Team verschiedene Sichtweisen auf die Fälle zu bekommen. […] Um Fehler gings in den letzten Jahren zweimal. Da kam unsere Leitung in die Supervision, um eine gemeinsame Strategie zu finden, wie wir als Einrichtung mit Vorwürfen bei Verdachtsfällen auf Kindeswohlgefähr­dung am besten umgehen. […] Ich fand das furchtbar schrecklich. Da ging es nur darum, uns als Einrichtung in der Öffentlichkeit und bei den Zuschussgebern gut dastehen zu lassen. Die von den Vorwürfen betroffenen Kollegen waren am Boden zerstört. Das interessierte nicht. […] Ich hoffe, mir passiert das nie. Ich wüsste nicht, wie ich das überstehen soll. (Myriam B., Name geändert).

Die interviewten Sozialpädagog*innen und Sozialarbeiter*innen verstehen sich in einer Sozialen Arbeit von Menschen mit Menschen als reflektierende Professionelle. Die mit den beiden Kategorien „Reflexion-in-Action“ und Reflexion-on-Action“ inten­dierte Unterscheidung der Reflexionsperspektiven von in bzw. während der und über die Beziehungs- und Fallarbeit verschwimmt in ihrer Praxis. Eine hohe Arbeitsverdich­tung, (zu) geringe (fall)bemessene Arbeitszeitkontingente erschweren ihnen, die für eine Reflexion über die Beziehungs- und Fallarbeit nötige Distanzierung einzuneh­men. Supervision ist in allen Einrichtungen zwar institutionalisiert, stellt allerdings kein in die Praxis der Interviewten integriertes Arbeitsmittel dar (vgl. Krauß 2012). Unterschiedliche Zugangsmöglichkeiten für Voll- und Teilzeitkräfte, eine Überfrach­tung aufgrund zu vieler Teilnehmenden mit zu vielen Fällen sowie eine Vermischung unterschiedlicher Erwartungen (etwa hinsichtlich Fallreflexion, Personalentwicklung, Psychohygiene, Teamentwicklung) überfordern Supervision in den Einrichtungen der Interviewten und unterlaufen den von Krauß (2012) postulierten Anspruch von Su­pervision als ein integriertes Arbeitsmittel einer professionellen Sozialen Arbeit.

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Die Herausgeber*innen

Prof. Dr. rer. pol. Jürgen Beushausen, Diploma Hochschule, Studiendekan im Masterstudium „Psychosoziale Beratung in Sozialer Arbeit“, zudem tätig als Supervisor und in der Weiterbildung

Kirsten Rusert M.A., wissenschaftliche Mitarbeiterin und Promovendin der Erziehungswissenschaften und des Zentrums für Lehrer*innenbildung an der Universität Vechta, zudem tätig als Mediatorin und Prozessbegleitung

Prof. Dr. Martin Stummbaum, Professor für Soziale Arbeit an der Fakultät für angewandte Geistes- und Naturwissenschaften der Hochschule Augsburg

 

Über „Fehlerkulturen in der Sozialen Arbeit“

Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage…“ Beipackzettel sind in der Medizin üblich, aber auch in der Sozialen Arbeit muss mit Risiken, Fehlern und Nebenwirkungen gerechnet werden. Viele soziale Situationen und Entscheidungen weisen Ambivalenzen auf und sind nicht plan- und steuerbar. Studierende und Berufseinsteiger in den sozialen Berufen kennen die Handlungsmöglichkeiten und Maßnahmen, sind mit Fehlern und Widerständen in der Praxis aber oft überfordert. Das Buch versammelt zum ersten Mal systematisch unterschiedliche Ansätze zu einem produktiven Umgang mit Fehlern und trägt damit zur Entwicklung einer selbstkritischen und reflektierten Professionalität in der Sozialen Arbeit bei.

 

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