Buchpreisbindung: feste Preise für das Kulturgut Buch

Frau mit Büchern auf dem Arm Buchpreisbindung

Dieser Beitrag zur Buchpreisbindung in Kurzform:

  • In Deutschland und Österreich gibt es feste Buchpreise, die eine flächendeckende Versorgung mit Büchern sicherstellen und die Vielfalt im Buchhandel bewahren soll.
  • Es gibt nur begrenzte Möglichkeiten, Nachlässe auf Buchpreise zu gewähren. Dazu gehören der Autor*innenrabatt, Wiederverkäuferrabatt, Mengenpreise und Nachlässe für Bibliotheken.
  • Frühestens 18 Monaten nach Erscheinen eines Buches kann der Verlag den Ladenpreis „aufheben“. Solche Bücher werden im Modernen Antiquariat verkauft.
  • Trotz gelegentlicher Sehnsucht nach weiteren Rabattierungsmöglichkeiten schätze ich die Buchpreisbindung als Schutz vor dem dominierenden Online-Buchhandel und dem Verlust der Vielfalt im Buchhandel.

In diesem Blogpost erläutere ich einige Grundzüge der Buchpreisbindung in Deutschland. Wer mehr dazu lesen möchte, findet weitere Informationen zum Buchpreisbindungsgesetz beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels.

In Deutschland (und Österreich) gelten feste Ladenpreise für Bücher. Wo auch immer Sie ein Buch kaufen möchten, ob beim Online-Giganten oder in Ihrer Lieblingsbuchhandlung um die Ecke: Der Preis ist der gleiche. Hinter diesem Phänomen steckt in Deutschland das Buchpreisbindungsgesetz (BuchPrG). Dessen Grundgedanke ist: Die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit dem Kulturgut Buch soll sichergestellt, die vielfältige Buchhandelslandschaft geschützt werden. Die Kehrseite der Medaille: Sie bekommen keinen Rabatt.

Wenn Sie in anderen Ländern in eine Buchhandlung kommen, werden Sie bestürmt mit „2 Bücher zum Preis von 1“ oder „50% Rabatt auf den regulären Buchpreis“. Das passiert Ihnen in Deutschland allenfalls im (Modernen) Antiquariat. Verlage und Buchhandlungen können nur in wenigen Ausnahmesituationen Nachlässe gewähren.

 

Wenig Spielraum für Rabatt auf den Buchpreis

Es gibt ein paar wenige Konstellationen, in denen Nachlässe auf den Buchpreis gewährt werden dürfen.

 

Autor*innenrabatt

Als Autor*in des Verlags Barbara Budrich dürfen wir Ihnen Autor*innenrabatt einräumen. Diesen Rabatt dürfen wir Ihnen allerdings nur für Anschaffungen für Ihren eigenen Bedarf gewähren. Wollen Sie selbst Bücher kaufen, um sie weiterzuverkaufen, darf der Autor*innenrabatt dafür nicht genutzt werden.

 

Wiederverkäuferrabatt

Wer selbst Bücher (weiter)verkaufen möchte, ist verpflichtet, dies zum festgesetzten Ladenpreis zu tun. Es ist unter bestimmten Umständen möglich, auch als Nicht-Buchhändler*in als Wiederverkäufer*in von Büchern aufzutreten. Das Buchpreisbindungsgesetz gibt dafür einen engen Rahmen vor.

 

Mengenpreise

Im Falle von Großabnahmen durch Institutionen oder Unternehmen dürfen im Rahmen des Buchpreisbindungsgesetzes vom Verlag Mengenpreise festgesetzt werden. Im Vergleich zu Rabatten, die in anderen Branchen üblich sind, sind die damit ermöglichten Nachlässe noch immer vergleichsweise gering. Das kann zu Irritationen bei Großkunden führen – die aber mit Verweis aufs Gesetz entschärft werden können.

 

Nachlässe für Bibliotheken

Bibliotheken dürfen unter bestimmten Voraussetzungen ebenfalls Nachlässe eingeräumt werden. So lautet §7 Abs. 2 BuchPrG: „Beim Verkauf von Büchern können wissenschaftlichen Bibliotheken, die jedem auf ihrem Gebiet wissenschaftlich Tätigen zugänglich sind, bis zu 5 Prozent, jedermann zugänglichen kommunalen Büchereien, Landesbüchereien und Schülerbüchereien sowie konfessionellen Büchereien und Truppenbüchereien der Bundeswehr und der Bundespolizei bis zu 10 Prozent Nachlass gewährt werden.“

 

Die Buchpreisbindung: Aufhebung des Ladenpreises

Am Lebensende eines Buches, frühestens 18 Monate nach Erscheinen, kann der Verlag bestimmen, dass der Ladenpreis „aufgehoben“ wird. Die Buchpreisbindung gilt für den betroffenen Titel nach entsprechender Bekanntmachung seitens des Verlages dann nicht mehr und der Preis ist allenfalls noch eine Empfehlung. Neue Titel, deren Ladenpreise aufgehoben wurden, sind dann Gegenstand des Modernen Antiquariats.

In der Schweiz sind nach Aufhebung der dortigen Ladenpreisbindung die Buchpreise übrigens insgesamt angestiegen. Während mein persönlicher Eindruck ist, dass die Buchpreise in UK nach der Aufhebung der dortigen Preisbindung in den Keller gerauscht sind – zumindest im Bereich der populären Literatur. Wissenschaftliche Literatur, vor allem spezialisierte Forschung, erscheint mir hingegen sehr hochpreisig.

 

Buchpreisbindung: mein Fazit

Manchmal bin ich auf Tagungen neidisch auf die Kolleg*innen der internationalen Verlage, die durchgehend „30% auf alles“ anbieten können, was auf ihrem Büchertisch liegt. Und doch finde ich persönlich die Buchpreisbindung eine gute Sache. Es ist schon viel Business vom Buchhandel zum Online-Riesen gegangen. Und viele Traditionsbuchhandlungen haben aufgeben müssen. Da ist es mir lieber, auf den Tagungen Fragen nach Rabatten mit Kopfschütteln zu beantworten und uns als Verlag, aber auch die ganze Branche, nicht voll und ganz der Kontrolle des einen Riesen unterwerfen zu müssen.

 

Mehr Einblicke in den Wissenschaftsverlag …

… finden Sie in unserer Blog-Kategorie Wissenschaftskommunikation.

 

Die Autorin

Porträt der Verlegerin Barbara Budrich mit offenen langen Haaren, dunklem Jacket über einem T-Shirt, freundlich lächelnd.Barbara Budrich, M.A., ist von Kindesbeinen an im Wissenschaftsverlag tätig und seit 2004 selbstständige Verlegerin. Außerdem ist sie Trainerin und Coach für wissenschaftliches Schreiben und Publizieren im Schulungsunternehmen budrich training. Zudem ist sie selbst Autorin. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz führt sie seit 2015 als Vorbildunternehmerin.

 

 

© Foto Barbara Budrich: privat | Titelbild: pexels.com ; cottonbro studio