Ist solidarisches Handeln ein Auslaufmodell?

Interview Jakob u.a. Solidarisches Handeln in krisenhaften Zeiten

Welche Rolle hat Solidarität in Krisenzeiten? Oder befindet sich die Solidarität selbst in der Krise? Wir haben ein Interview mit den Herausgeber*innen Silke Jakob, Nikias Obitz und Burçin Ladberg zu ihrem Band Solidarisches Handeln in krisenhaften Zeiten. Perspektiven der Sozialen Arbeit in demokratischen Gesellschaften geführt.

 

Interview zu „Solidarisches Handeln in krisenhaften Zeiten“

 

Liebe Herausgeber*innen, worum geht es in Solidarisches Handeln in krisenhaften Zeiten?

Wir möchten auf Krisenpotenziale aufmerksam machen, deren Komplexität begreifen und Handlungsmöglichkeiten nachvollziehen bzw. Lösungen diskutieren. Dabei ist sowohl der Krisenbegriff vielfältig, wodurch im Sammelband eine Vielzahl von krisenhaften Ereignissen diskutiert werden, als auch das solidarische Handeln.

 

Wie kamen Sie auf die Idee, dieses Buch herauszugeben? Gab es einen „Stein des Anstoßes“?

Wir haben uns mit dem Themenkomplex Krise und Solidarität bereits 2022 im Zuge des Sammelbandes Solidarität und Krise. Sozialpädagogische Perspektiven auf Herausforderungen unter krisenhaften Bedingungen beschäftigt. Ausschlaggebend war damals Corona und der omnipräsente Krisenbegriff.

Im Zuge dessen haben wir den Begriff hinterfragt und wollten ihn in seiner Vielfalt beleuchten und dem damit einhergehenden Anforderungsprofil an die Soziale Arbeit.

 

Welche Rolle hat Solidarität in Krisenzeiten? Oder befindet sich die Solidarität selbst in der Krise?

Sowohl als auch. Beide Fragen haben ihre Daseinsberechtigung und müssen kritisch betrachtet werden.

Wie viele andere menschliche Errungenschaften ist auch Solidarität ein wertvolles Gut, welche jedoch nicht per se besteht bzw. bestehen bleibt, sondern wofür immer wieder gearbeitet werden muss und es Menschen bedarf, die sie fördern und sich engagieren, die an ihren Wert erinnern.

In demokratischen Staaten stellt Solidarität eine wesentliche Grundlage dar, doch um demokratische Prinzipien aufrecht zu erhalten bedarf es letztlich auch gut qualifizierte Fachkräfte, die diese Werte vermitteln und sich dafür einsetzen.

Solidarität wird also für die Überwindung von Krisenzeiten benötigt, befindet sich jedoch zugleich selbst in der Krise, wenn ihr Wert nicht geachtet und gefördert wird.

 

Was braucht es aus Perspektive der Sozialen Arbeit für eine solidarische Praxis?

Aus unserer Perspektive benötigt die Soziale Arbeit sehr gut qualifizierte Fachkräfte und gesellschaftliche und politische Anerkennung. Die Soziale Arbeit lebt von Personen, die ihre ganze Leidenschaft und ihr ganzes Engagement in ihren Job stecken und Solidarität gewissermaßen ermöglichen.

Wie mit anderen Ressourcen jedoch auch, kann auch die solidarische Arbeit der Sozialen Arbeit irgendwann erschöpft sein, wenn letztlich Raubbau mit ihr betrieben wird.

 

Darum sind wir Autor*innen bei Budrich

Der Verlag Barbara Budrich hat uns nun schon bei mehreren Publikationen begleitet. Dabei ist der Austausch immer freundlich, lösungsorientiert und unkompliziert.

Wir haben einen Verlag gefunden, der uns in unseren Projekten perfekt unterstützt. Wir freuen uns auf viele weitere gemeinsame Projekte!

 

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Silke Jakob, Nikias Obitz und Burçin Ladberg (Hrsg.):

Solidarisches Handeln in krisenhaften Zeiten. Perspektiven der Sozialen Arbeit in demokratischen Gesellschaften

auch im Open Access verfügbar

Leseprobe

 

 

Die Herausgeber*innen

Burçin Ladberg, M.A., ist Doktorantin in der Endphase ihrer Promotion. Sie engagiert sich praxisnah-wissenschaftlich in der Sozialen Arbeit, mit Fokus auf kritische Themen wie Rassismus, Geschlecht und die berufliche Situation von Sozialarbeiter*innen im Kontext krisenhafter gesellschaftlicher Entwicklungen.

Dr. Nikias Obitz ist aktuell tätig als Verwaltungsprofessor Kinder und Jugendhilfe/Kinderschutz an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) in Holzminden.

Dr. Silke Jakob ist aktuell tätig als Professorin der Kindheitspädagogik der IU Stuttgart. Außerdem beendet sie derzeit ihre Weiterbildung zur Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin.

 

Über „Solidarisches Handeln in krisenhaften Zeiten“

Krisenhafte Zeiten – Zeiten der Gefährdung und der Veränderung: Krisen stellen sowohl auf gesellschaftlicher als auch auf individueller Ebene Herausforderungen dar und stoßen Prozesse der Neu- und Umorientierung an. In besonderem Maße stellt sich dabei die Frage nach Solidarität und Demokratie: Gemeinsame Probleme müssen kollektiv bearbeitet oder individuelle Interessen zum Schutz anderer zurückgestellt werden. Die Beiträge gehen den Herausforderungen für Individuen und Gesellschaft anhand von Beispielen nach und sammeln Lösungsansätze.

 

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