Schöne neue Publikationswelt

Hand hält Angelköder über das Meer

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ein Beitrag von Verlegerin Barbara Budrich

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Verlags- und Redaktionsarbeit bedeutet in unserem Verständnis Betreuung und Begleitung von Autor*innen, Programmarbeit und Qualitätssicherung sowie Marketing und Vertrieb. Doch scheint ein „Knopfdruck“ auszureichen, seit vermehrt und über unterschiedliche Publikationspartner Open Access veröffentlicht wird. Unter die zahllosen Anbieter von Publikationsdienstleistungen mischen sich mehr und mehr Betrüger. Was es damit auf sich hat und wie Sie sich vor „predatory publishing“ schützen, erläutere ich in diesem Blogpost.

 

Ist der Verlag „echt“?

Vor vielen Jahren habe ich in einem kleinen Video erläutert, wie Sie erkennen können, ob ein Verlag „echt“ ist. Meine damalige Definition von Verlagsarbeit halten wir nach wie vor hoch: Qualitätssicherung und Programmarbeit, transparente Kommunikation, Begleitung und Betreuung, Präsenz im Fach sowie Vertrieb und Marketing. Seit damals hat sich die Verlagslandschaft weiterentwickelt. Und die Frage, ob ein Publikationspartner in dem genannten Sinne „echt“ ist – Verlag oder Zeitschrift –, scheint an Bedeutung verloren zu haben. Einerseits. „Publizieren“ scheint mit einem Knopfdruck erledigt: die Übertragung „einfacher Nutzugsrechte“, Open Access – fertig.

Andererseits birgt genau diese Art des Publizierens mit einer niedrigen Einstiegshürde auch Gefahren. Allerdings geht es nicht länger bloß darum, einen Publikationspartner zu finden, der auf Augenhöhe professionell arbeitet. (Das war meine Fragestellung für das genannte Video.) Heute geht es eher darum, ob eine vorgebliche Zeitschriftenredaktion oder ein angeblicher Verlag überhaupt irgendetwas tut! Es geht also um „predatory publishing“.

 

Was ist „predatory publishing“?

“Predatory publishers or journals are those which charge authors a fee for publication with no intention of providing the expected services – such as editorial or peer review – in return. Charging a fee is a legitimate business model, but the publisher should be providing a good publishing service in return. Authors, realising that they have submitted their paper to a questionable publisher, can find they are charged a large fee if they want to withdraw their article.” (Think.Check.Submit – Zugriff 24.4.2023)

Es geht beim predatory publishing also um Betrug: Es wird verlegerische bzw. redaktionelle Arbeit versprochen ohne die Absicht, diese auch zu liefern. Und dafür wird Geld eingesammelt. Das ist fraglos ein kriminelles Geschäftsmodell. (Interessant aus meiner Perspektive als Verlegerin, dass sich die „expected services“ lediglich auf Qualitätssicherung mit Blick auf den individuellen Text beziehen, nicht etwa auf Programmarbeit, Betreuung/Begleitung, Marketing und Vertrieb.)

Es gibt natürlich auch Listen, wie die vermeintlich „neue“ Plattform https://predatoryreports.org (abgerufen 20.4.2023), bei der selbst eingeführte Open-Access-Publisher wie Frontiers in Ungnade fallen und als „predatory“ gelistet werden. Was zeigt, dass auch Negativlisten nicht unbedingt nur hilfreich sind.

Doch, was tun, um selbst nicht Opfer eines „Predators“ zu werden?

 

Raubtiere vermeiden

Die von einer Vielzahl einschlägiger Akteur*innen aufgesetzte Seite Think.Check.Submit (zuletzt abgerufen 24.4.2023) möchte bei der Auswahl vertrauenswürdiger Publikationspartner unterstützen. Es freut mich, dass der Prozess mit „Denken“ anfängt: Denn als Autor*in können Sie selbst durch einen genauen Blick auf das anvisierte Journal oder den Verlag, der Sie möglicherweise angesprochen hat, schon viel erkennen.

„Check“ steht für eine Checkliste, die auf der TCS-Seite in verschiedenen Sprachen kostenlos zur Verfügung steht und zwar sowohl für Bücher als auch für Zeitschriften.

„Submit“ bedeutet, dass Sie erst dann Ihr Projekt zur Publikation einreichen sollten, wenn Sie alle Fragen der Checkliste mit „Ja“ beantwortet haben.

Mit einem Video veranschaulicht TCS das Vorgehen:

Vimeo

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Es ist also nicht allzu kompliziert, herauszufinden, ob Sie einem „Raubtier“ gegenüberstehen. Eine wichtige Empfehlung, die ich vor allem jüngeren Autor*innen mit auf den Weg geben möchte:

Veröffentlichen Sie nur das, was Sie selbst ernstnehmen.

Und dann nehmen Sie es ernst! Was auch bedeutet, dass Sie prüfen, wer Ihr Publikationspartner ist. Aktiv kontaktiert zu werden, schmeichelt. Auch wir kontaktieren Autor*innen, wenn wir auf interessante Fragestellungen stoßen. Doch nur weil ein potenzieller Publikationspartner Sie kontaktiert, bedeutet das nicht automatisch, dass es ein guter Partner für Sie und Ihren Text ist.

Haben Sie Fragen zum Publizieren beim Verlag Barbara Budrich? Dann kontaktieren Sie uns – gern auch völlig unverbindlich!

 

© pexels.com | Maël BALLAND