Über das Buch
In diesem Buch werden Herausforderungen durch digitale Medien für das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen und Handlungsmöglichkeiten für die Soziale Arbeit dargestellt: Wie kann eine altersgerechte Mediennutzung gewährleistet werden? Wie können Minderjährige gestärkt werden, damit sie sich in den sozialen Medien sicherer bewegen? Welche sozialpädagogischen Handlungsansätze gibt es, um zum Beispiel auf übermäßiges Gaming oder problematischen Pornokonsum zu antworten? Die Autor*innen befassen sich außerdem mit Interventionsmöglichkeiten gegen Cybermobbing und sexualisierte Gewalt im Internet sowie mit Herangehensweisen beim Erkennen und bei der Abwendung digitaler Kindeswohlgefährdungen. Auch erlebte Herausforderungen und Grenzen von Fachkräften und Organisationen werden diskutiert.
Liebe Herausgeber:innen, bitte fassen Sie den Inhalt Ihrer aktuellen Publikation Digitale Kindeswohlgefährdung. Herausforderungen und Antworten für die Soziale Arbeit für unsere Leser:innen zusammen.
Wir wissen zwar, dass Minderjährige viele positive und ermächtigende Erfahrungen im Netz machen. Dennoch müssen Fachkräfte häufig mit einer gewissen Machtlosigkeit hinnehmen, dass soziale Netzwerke und Austauschplattformen Platz für die exzessive Nutzung des Internets, sexualisierte Darstellungen, Mobbing, Stalking, sexuelle Belästigung oder die Bestärkung in selbstschädigenden Verhaltensweisen bieten. In unserem Sammelwerk beleuchten wir daher die Schattenseiten der Nutzung digitaler Medien durch Kinder und Jugendliche, um Fachkräften ein Werkzeug in die Hand zu geben, die Dynamiken digitaler Kindeswohlgefährdungen besser zu verstehen.
Folgende Fragen stehen dabei im Mittelpunkt unserer Abhandlung:
- Wie können Minderjährige gestärkt werden, damit sie sich in den sozialen Medien sicher bewegen?
- Welche sozialpädagogischen Handlungsansätze gibt es, um auf Cybersex, Pornokonsum oder übermäßiges Gaming zu antworten?
- Welche Interventionsmöglichkeiten gibt es gegen Sexting, Cybermobbing und sexuelle Gewalt im Internet?
- Welche Herangehensweisen beim Erkennen und bei der Abwendung digitaler Kindeswohlgefährdungen bewähren sich?
- Welche Herausforderungen und Grenzen erleben Fachkräfte und Organisationen?
Wie kamen Sie auf die Idee, dieses Buch zu schreiben? Gab es einen „Stein des Anstoßes“?
Die Folgen der Digitalisierung für Kinder und Jugendliche und insbesondere die Risiken werden gesellschaftlich breit diskutiert. Für uns war es deshalb erstaunlich, dass in der Kinder- und Jugendhilfe die Risiken digitaler Medien für Kinder- und Jugendliche bisher kaum aus einer Perspektive des Kinderschutzes übergreifend diskutiert werden. Dabei zeigen Studien und Praxisberichte, dass diese Themen die Praxis umtreiben und viele Fachkräfte verunsichert sind, wie sie mit problematischen Nutzungsweisen und Gefährdungen des Kindeswohls durch digitale Medien umgehen sollen (vgl. dazu u.a. die Studie MEKiS, www.mekis.ch). Hier sahen wir Handlungsbedarf, weshalb wir dieses Buch auf den Weg gebracht haben.
Welche Herangehensweisen beim Erkennen und Abwenden digitaler Kindeswohlgefährdungen haben sich bisher bewährt?
Noch besteht wenig wissenschaftliches Wissen darüber, welche Instrumente, Methoden und Verfahren in der Kinder- und Jugendhilfe erfolgsversprechend sind, um digitale Kindeswohlgefährdungen zu erkennen und abzuwenden. Nach bisherigen Erkenntnissen sind für Organisationen mehrere Ebenen bedeutsam. Wichtig ist erstens eine gegenüber der Thematik sensibilisierte Einrichtungskultur (insbesondere sind hier Leitungspersonen und Träger gefordert). Zweitens ist die konzeptuelle Aufarbeitung der Thematik unter Einbeziehung aller Betroffenen (bspw. auch Kinder, Jugendlicher und Eltern) bedeutsam. Des Weiteren ist die fortgesetzte Weiterbildung der Fachkräfte in den Bereichen Früherkennung und -intervention bei digitalen Kindeswohlgefährdungen wichtig. Und natürlich ist und bleibt die Beziehungsarbeit zentral: Nur in vertrauensvollen, auf gegenseitigem Interesse beruhenden Beziehungen können digitale Kindeswohlgefährdungen erkannt und bearbeitet werden – gerade weil diese häufig im Verborgenen, dem Wissen der Fachkräfte entzogen, stattfinden.
Welche Herausforderungen in Bezug auf Kinderschutz in der Digitalisierung kommen Ihrer Einschätzung nach künftig auf Fachkräfte und Organisationen zu?
Die Vielfalt der Themen der Buchpublikation zeigt die Komplexität des Kinderschutzes im digitalen Raum auf: Medienbezogene Süchte, Cybermobbing, Grooming, Sexting, Sharenting oder Pornografie sind nur einige der Phänomene mit jeweils ganz unterschiedlichen Entstehungsbedingungen und Folgen. Damit verknüpft sind sehr unterschiedliche Herausforderungen und Fragestellungen, sei es Datenschutz, Opferschutz, Gruppendynamiken, technologische Fragen wie die Löschbarkeit und Rückverfolgbarkeit von Daten etc. Es stellt sich für die Fachkräfte aufgrund dieser Breite die Frage, wie sie das nötige Wissen erwerben können, um die oftmals komplexen Problemstellungen bearbeiten zu können, oder wie ein Netzwerk von Expert:innen gebildet werden kann, welches die rechtlichen, technologischen, sozialen und individuellen Fragestellungen bearbeiten kann. Eine weitere Herausforderung besteht darin, das erworbene Wissen aktuell zu halten. Die digitale Transformation beschleunigt sich laufend und es stellen sich immer neue Herausforderungen: Welche neuen Kindeswohlgefährdungen ergeben sich durch KI? Welche durch das Internet der Dinge? Welche durch Virtual Reality? Solche Fragen werden aktuell weder in Wissenschaft noch Praxis diskutiert und dürften in absehbarer Zukunft relevant werden.
Darum sind wir Autor*innen bei Budrich
Budrich ist einfach ein toller Verlag, der persönlich ansprechbar und an praxisrelevanten Themen interessiert ist.
Kurzvitae der Herausgeber*innen
Kay Biesel, Prof. Dr. phil., ist Co-Leiter des Instituts Kinder- und Jugendhilfe, Hochschule für Soziale Arbeit, Fachhochschule Nordwestschweiz. Er ist Case Manager, Fachkraft für Dialogisches Coaching und Konfliktmanagement, Dipl. Sozialpädagoge/Sozialarbeiter FH. Vor der Co-Leitung des Instituts Kinder- und Jugendhilfe war er Professor für Kinder- und Jugendhilfe mit dem Schwerpunkt Kindesschutz. Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind: Fachaufsicht im Kindesschutz; Digitale Kindeswohlgefährdungen; Fehlerkultur und Qualitätsmanagement; Analyse problematischer und erfolgreicher Kinderschutzverläufe; reflexive Methoden und Verfahren des diagnostischen Fallverstehens im Kindesschutz.
Paul Burkhard, MA Soziale Arbeit, ist tätig am Institut Kinder- und Jugendhilfe, Hochschule für Soziale Arbeit, Fachhochschule Nordwestschweiz. Er arbeitet an Forschungs- und Entwicklungsprojekten in den Bereichen Kindesschutz und Hilfen zur Erziehung mit den Schwerpunkten Evaluationen, Bedarfe und Angebotsgestaltung digitaler Hilfen, Heimaufsicht, Auswirkungen und Prävention belastender Kindheitserfahrungen sowie qualitative Forschungsmethoden.
Rahel Heeg, Prof.’in Dr., ist Co-Leiterin des Instituts Kinder- und Jugendhilfe, Hochschule für Soziale Arbeit, Fachhochschule Nordwestschweiz. Sie beschäftigte sich in den letzten Jahren in vielfältiger Weise mit der Frage, wie in Handlungsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe mit der Digitalisierung umgegangen wird. Ein weiterer Schwerpunkt lag in der Erforschung der lebensweltlichen Perspektive von Jugendlichen auf Digitalisierung. Von besonderem Interesse ist für sie, diese beiden Ebenen zusammenzuführen und das lebensweltliche Wissen von Kindern und Jugendlichen für Fachpersonen der Sozialen Arbeit nutzbar zu machen.
Olivier Steiner, Prof. Dr., ist tätig am Institut Kinder- und Jugendhilfe, Hochschule für Soziale Arbeit, Fachhochschule Nordwestschweiz. Er lehrt und forscht zu Digitalisierung in der Sozialen Arbeit, Medienpädagogik in der Kinder- und Jugendhilfe, Mediatisierung der Lebenswelt Heranwachsender sowie Lebenslagen und Lebensweisen von Kindern und Jugendlichen in modernen Gesellschaften.
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© Titelbild: gestaltet mit canva.com; Herausgeber*innenfotos: privat