Erstes Publizieren als „No-Name“?

Ein Mann wandert eine Straße entlang. Erstes Publizieren
  • Verlage veröffentlichen auch Publikationen von unbekannten Autor*innen, die erstes Publizieren praktizieren.
  • Wenn Autor*innen wissen, was und wen sie mit ihrer Veröffentlichung erreichen möchten, wird die Suche nach dem richtigen Verlag oder der richtigen Zeitschrift einfacher.

Sehr häufig werde ich während meiner Workshops und Coachings darauf angesprochen, ob junge Wissenschaftler*innen überhaupt eine Chance darauf haben, ihre Werke in einer Zeitschrift oder einem Verlag veröffentlichen zu können. „Ich habe noch keinen Namen – dann will ohnehin niemand mit mir arbeiten!“, ist die vorweggenommene Einsicht.

 

Achtung: Zwickmühle

Da man sich durch die Teilhabe am wissenschaftlichen Diskurs einen Namen macht, ist also genau dies die Voraussetzung dafür. Die klassische Definition für einen „Catch 22“: „Wenn ich keinen Namen habe, kann ich nicht veröffentlichen. Wenn ich nicht veröffentliche, kann ich mir keinen Namen machen.“

Das können Sie über die nächsten Jahrzehnte genau so betreiben. Vielleicht kommt mal ein Verlag oder eine Redaktion vorbei und bittet um einen Beitrag? Kaum möglich, da ja niemand weiß, in welchem Bereich Sie aktiv sind, etwas wissen, etwas beitragen möchten.

Aus dieser Zwickmühle kommen Sie nur heraus, wenn Sie sich trauen, die Nase vor die Tür zu stecken. Wie aber finden Sie die Möglichkeit, als „Namenlose*r“ einen Publikationspartner zu finden?

 

Was muss der Nachwuchs anders machen?

Was muss der wissenschaftliche Nachwuchs beim Publizieren beachten, worauf „alte Hasen“ nicht (mehr) achten müssen? Aus meiner Sicht: nicht viel. Das Wichtigste: Sie müssen die richtigen Prioritäten setzen.

Ich weise gern darauf hin, dass es nicht den einen richtigen Partner (oder Partner*in) gibt. Weder beim Publizieren noch sonst im Leben. Doch lassen Sie uns beim Publizieren bleiben. Je nachdem, mit welcher Art von Projekt Sie welches Ziel erreichen möchten, können unterschiedliche Publikationspartner “genau richtig” sein. Dazu zwei Beispiele:

Ihre Dissertation veröffentlichen

Wenn Sie Ihre Dissertation veröffentlichen möchten, gibt es unzählige Möglichkeiten, wo und wie Sie das tun können. Sie können nach einer ansprechenden Cover- und moderaten Ladenpreisgestaltung Ausschau halten. Sie können gucken, ob jemand die Monografie (die wir hier als Beispiel nehmen wollen) in Hirschleder mit Goldkante von Hand gebuchbindert produziert. Sie können nach der Möglichkeit schauen, möglichst schnell, möglichst preiswert mit möglichst wenig Aufwand zu publizieren. Oder Sie können den wissenschaftlichen Reputationsgewinn mit höchster Priorität versehen. Abhängig davon, wo Sie Ihre weitere Zukunft sehen und welcher Schritt Ihr nächster sein soll, finden Sie für jedes dieser Ansinnen einen relativ „perfekten“ Partner.

Wollen Sie in der Wissenschaft bleiben, könnte es sein, dass die Publikation im Fachverlag Ihnen die meiste Reputation für Ihre Veröffentlichung bringt. Haben Sie jedoch keine Zeit, die Publikation ordentlich abzuschließen, könnte es besser sein, einen einfachen Weg zu finden, um der Publikationspflicht zu genügen und bei nächster Gelegenheit „richtig“ mit der eigenen Literaturliste zu beginnen.

Einen Zeitschriftenbeitrag aus der Dissertation veröffentlichen

Vielleicht haben Sie die Dissertation als Open Access-Publikation auf Ihren Hochschulserver laden lassen und haben damit die Publikationspflicht erfüllt. Nun wollen Sie aus dem Methodenteil Ihrer Dissertation einen Zeitschriftenbeitrag verfassen. Der soll Sie, so Ihre Vorstellung, dabei unterstützen, im Bereich der qualitativen Sozialforschung sichtbar zu machen. Welcher Partner ist nun für Sie am geeignetsten? Brauchen Sie ein international peer-reviewed ranked journal? Haben Sie dort überhaupt eine Chance? Oder suchen Sie eine Zeitschrift, die mitten in Ihrem Spezialbereich positioniert ist? Wollen oder müssen Sie Open Access publizieren? Werden Sie wahrgenommen, wenn Sie in einem kleinen Medium genau „neben“ Ihrer eigenen Zielgruppe publizieren?

Fragen über Fragen und keine eine richtige Antwort.

 

Erstes Publizieren: Das eigene Ziel kennen und anerkennen

Ganz grundsätzlich ist es für den wissenschaftlichen Nachwuchs genauso schwierig oder einfach, einen Publikationspartner zu finden wie für gestandene Autor*innen. Der große Unterschied liegt zunächst einmal in bestehenden Netzwerken: Haben Sie bereits bei Budrich (rein zufällig ausgewählter Verlagsname) publiziert, finden Sie den Weg ins Lektorat leichter, denn Sie kennen Ihre Ansprechpartner*innen. Kennen Sie die Redaktion einer Zeitschrift persönlich aus früherer Zusammenarbeit, haben Sie keine Scheu davor, dort einen Beitrag einzureichen.

Ob neu oder lange dabei: Qualität wird immer vorausgesetzt und Ihre angestrebte Veröffentlichung muss zum jeweils ausgewählten Partner passen. Qualität und Passung sind weit wichtiger als Ihre (fehlende) Berühmtheit!

Nun ist es an Ihnen, festzulegen, welches Ziel Sie mit Ihrer geplanten Veröffentlichung erreichen möchten. Je genauer Sie Ihr Ziel kennen, umso leichter wird es Ihnen fallen, den nächsten strategischen Schritt zu gehen, der jetzt dran ist.

Manchmal fällt es allein schwer, eigene Kriterien und Prioritäten festzulegen. Dann kann professionelle Beratung und Begleitung helfen. Zum Beispiel die Mitgliedschaft im Schreibclub unseres Schulungsunternehmens budrich training: Melden Sie sich direkt zu einem ersten unverbindlichen Gespräch an!

 

Die Autorin

Porträt der Verlegerin Barbara Budrich mit offenen langen Haaren, dunklem Jacket über einem T-Shirt, freundlich lächelnd.Barbara Budrich, M.A., ist von Kindesbeinen an im Wissenschaftsverlag tätig und seit 2004 selbstständige Verlegerin. Außerdem ist sie Trainerin und Coach für wissenschaftliches Schreiben und Publizieren im Schulungsunternehmen budrich training. Zudem ist sie selbst Autorin. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz führt sie seit 2015 als Vorbildunternehmerin.

 

 

© Foto Barbara Budrich: privat | Titelbild: Alexis Antoine