Kenia-Projekt-Adventsbrief 2023 unserer Autorin Sigrid Tschöpe-Scheffler

Sigrid Tschöpe-Scheffler Kenia-Projekt

Unsere Autorin Sigrid Tschöpe-Scheffler engagiert sich in einem eigenen gemeinnützigen Kenia-Projekt, das sich die Verbesserung der Lebenssituation der Maasai zu Ziel gesetzt hat. Die Schwerpunkte der Arbeit liegen in der Wasserversorgung, dem Bildungssystem und der Gesundheit.

Gern teilen wir an dieser Stelle wieder den Adventsbrief von Sigrid Tschöpe-Scheffler, der die Arbeit und die Erfolge des Projekts in 2023 zusammenfasst.

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Liebe Interessierte an dem Kenia-Projekt,

gerne möchte ich Sie/Euch am Ende des Jahres 2023 wieder über die Ereignisse in dem kleinen Dorf Majaoni, 30 km entfernt vom Indischen Ozean, informieren.

Als ich im März 2023 wieder einen Monat in Kenia verbracht habe, hat mich eine Woche lang ein Filmteam begleitet, Sven Veidt und Lena Mosebach haben sehr achtsam und mit einem guten Blick für Details von morgens bis abends Situationen, Szenen und Momente aus den Projektaktivitäten gefilmt und Interviews mit unterschiedlichen Menschen geführt – daraus haben sie einen wunderbaren Film zusammengestellt:

 

Njia za Maisha – Wege des Lebens

Kenia-Projekt Nija za Maisha Cover

Wie ist die Schulsituation für die Kinder? Was erleben sie in der Churchschool, die wir als Notschule im Lockdown 2020 eingerichtet haben, und die immer noch für die Kinder, die nicht zur offiziellen Schule gehen können, mit kostenlosen freiwilligen Lernangeboten zur Verfügung steht. Wie sieht unser Kindergarten jetzt aus, und wie erlebt die Erzieherin die Zeit dort? Was passiert in der Kirche, die gleichzeitig ein Treffpunkt für Jung und Alt ist und wie sieht ein Gottesdienst dort aus? Die Nähmaschinen und Computer waren im Einsatz, es wurde gesungen und getanzt, und die Frauen nahmen an einem Seminar mit mir und einer kenianischen Lehrerin am Meer teil.  Alles das ist in dem einstündigen Film zu sehen, der gerade fertig geworden ist.

DANKE an Lena und Sven und DANKE an das Team von „AV1 – Pädagogik-Filme“.

Der Trailer kann hier angeschaut werden: https://av1-shop.de/produkt/njia-za-maisha-wege-des-lebens/

Es erfüllt meine ProjektpartnerInnen in Majaoni und mich immer wieder mit großer Freude, dass es Menschen, wie Euch, gibt, die nachfragen, kleine und größere Spenden überweisen, Schulgeld für inzwischen 30 Kinder zahlen und damit an der Entwicklung in dem Dorf beteiligt sind.

Es gab in diesem Jahr wieder einige Besucherinnen und Besucher, die unser Projekt für einen Tag besucht haben. Sie wurden herzlich empfangen, und es ist eine besondere Ehre für die Dorfbewohnerinnen und auch die Kinder, wenn sich Menschen aus Germany für sie und ihre soziale Arbeit interessieren.

Was ist in diesem Jahr in dem Projekt noch alles passiert?

 

1) Frauen

Da die meisten Frauen in dem Dorf finanziell von ihren Männern abhängig sind, ist es wichtig, dass sie sich ein eigenständiges Leben aufbauen können. In Seminaren am Meer gab es im März 2023 mit einer kenianischen Lehrerin und mir Wochenendseminare für 20 Frauen, die wir „Maisha mazuri“ (Gutes Leben) genannt haben. Wie können die Frauen durch Lebensmut und Kreativität ihre eigenen Talente wieder aktivieren und beginnen, daraus Selbstwirksamkeit zu entwickeln? Es geht dabei nicht nur um die finanzielle Unabhängigkeit, sondern auch um den Mut, sich mit ihren Stärken zu zeigen. Durch die Gemeinschaft in der Gruppe kamen die Frauen motiviert zurück und fingen an, kleine Geschäftsideen zu entwickeln. Als ich im November 2023 wieder dort war, zeigte mir eine Frau ihren Obstverkaufsstand im Dorf und zwei andere hatten zusammen einen Ceralienshop gegründet. Die Näharbeiten liefen auch gut, so dass kleine Taschen genäht und verkauft werden konnten. Und eine Frau bot an der Straße ihre Künste als Friseurin an. All das brachte ihnen etwas Geld ein und ist ein Anfang in die Eigenständigkeit, was sie stolz macht. Auch im November haben wir die Seminare mit 20 Frauen weitergeführt. Ihr Wunsch wäre es, in einem Seminarhaus am Meer ein paar Tage unbeschwert verbringen zu können. Wenn wir Geld haben, werden wir es im nächsten Jahr wieder anbieten können.

Light of Maasai Frauen

 

2) Kenia-Projekt: Mädchenwohngruppe mit sechs Mädchen

Im September haben wir eine Wohnung für sechs Mädchen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren eingerichtet. Dank großzügiger Spenden konnten wir die Wohnung  mit Matratzen, Kochgeschirr und Haushaltsgegenständen rudimentär möblieren, so dass die Mädchen einziehen konnten. Seit längeren war den Lehrerinnen aufgefallen, dass einige Mädchen zu Hause aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr leben konnten: Missbrauch, Gewalt und große Armut waren die Hauptgründe. Anfangs sind vier von ihnen bei der Pfarrfamilie untergekommen. Das wurde allerdings mit der Zeit zu einer Belastung, somit entstand die Idee, eines meiner Häuschen als Mädchenwohngruppe umzufunktionieren.  Als ich im November das zweite Mal in 2023 wieder in Kenia war, konnte ich mich davon überzeugen, dass die Mädchen sich in der Gruppe sehr wohl fühlen. Sie werden von einer unserer Lehrerinnen betreut, und eine Mutter wäscht und putzt für die Gruppe. Ein besonderes Erlebnis war der Besuch in einem Supermarkt, den sie sich von mir gewünscht hatten. Für fast alle war es ihr erster Ausflug mit einem Tuktuk in einen größeren Supermarkt, wo wir für den täglichen und persönlichen Bedarf von Spendengeldern einkaufen konnten: Unterwäsche, Pflegemittel, neue Schuhe, Jogginghosen, Besen, Waschschüsseln und ein Regal für die Wohngruppe haben wir dann mit dem Tuktuk in die kleine Wohngruppe gebracht. Es war für alle, auch für mich, ein besonderer Tag. Die Gruppe nennt sich „CHAMPIONS“ und hat es an ihrer Tür verewigt. Sie danken den Sponsorinnen und Sponsoren, dank derer nicht nur die Einrichtung finanziert wurde, sondern es ist auch Geld da, damit sie für die nächste Zeit Ihre Unkosten für Mahlzeiten und Alltägliches decken können.

Kenia-Projekt Gruppe

 

3) Findelkind Moses

Im Juni 2023 wurde ich des nachts von Pastor Jonathan angerufen, da in der Kirche ein Säugling, in Tücher gewickelt, unter dem Altar lag. Die Gemeindemitglieder wussten, wer die Eltern waren: eine behinderte Mutter, die sofort nach der Geburt verschwunden war, und ein drogenabhängiger Vater. Dorthin konnte das Kind auf keinen Fall zurück. Die Suche nach einer Amme stellte sich als unmöglich heraus. Die drei Frauen, die zu dem Zeitpunkt Babys hatten, waren aus unterschiedlichen Gründen nicht in der Lage oder bereit, das Baby mit zu stillen und aufzunehmen. Zwei Frauen haben sich dann anfangs um das Kind gekümmert, aber da es schlecht atmen konnte, musste es ins Krankenhaus, brauchte eine Spezialkost und Medizin. Wir konnten das von Extra-Spendengeldern erst einmal bezahlen, wussten aber nicht, wie es weitergehen sollte. Laura, unsere Schneiderin, die selbst keine Kinder hat, wollte sich um das Kind kümmern, wenn die Unkosten bezahlt würden. Ich habe die Geschichte von Moses, so hieß das Kind anfangs, später bekam es noch zusätzlich den Namen Helmut (nach meinem Mann benannt), verschiedenen Menschen erzählt. Die Klasse einer Rudolf-Steiner-Schule in Braunschweig hat mit viel Engagement einen Basar organisiert und das eingenommene Geld war genau die Summe, die wir brauchten, damit Moses erst einmal ein Jahr lang bei der Pflegemutter versorgt werden kann. Auch das sind immer wieder kleine und große Wunder! DANKE an alle Sponsorinnen und Sponsoren!

Light of Maasai Moses

 

4) Kenia-Projekt: Mahlzeiten, Ferienprogramm, Unterstützung bedürftiger Familien

Nach wie vor erhalten die Kinder regelmäßige Mahlzeiten. Frauen aus dem Dorf kochen großzügig, so dass viele Kinder Essen mit nach Hause nehmen können, damit auch die Familien noch etwas bekommen. Die Lebensmittel werden ebenfalls von Spendengeldern gekauft. Die Armut in dem Dorf ist immer noch sehr groß. Die lange, ungewöhnliche Regenperiode wurde anfangs als Segen gesehen, später, als die Ernte durch Sturm und Starkregen vernichtet war, wurde der Hunger wieder größer, und es gab und gibt immer noch viele kranke Kinder mit Cholera, Atemwegserkrankungen und Unterernährung.

Beim Weihnachts-Ferienprogramm nehmen gerade mehr als 100 Kinder teil, auch hier gab es wieder ein warmes Essen am Tag. Das soll unbedingt in den Ferien im Jahr 2024 weitergeführt werden, damit die Kinder im Dorf eine Struktur, schöne gemeinsame Erlebnisse haben und wenigstens einmal am Tag etwas zu essen bekommen, was viele Eltern nicht gewährleisten können.

Für mich ist es immer wieder erstaunlich, wie fröhlich die Menschen sind, wenn sie zusammen sind. Es wird gesungen und getanzt und viel gebetet. Ich habe gelernt, dass die Gemeinschaft und der Glaube entscheidend dazu beitragen, nicht die Hoffnung zu verlieren, eines Tages ein Leben ohne Armut leben zu können.

Kenia-Projekt Message

Zusammen mit den Kindern, den Familien und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Majaoni möchte ich mich herzlich bei Ihnen/Euch allen bedanken. Ohne Sie, ohne Euch könnte nichts von dem geschehen, was dort in dem kleinen Dorf alles möglich geworden ist und immer wieder möglich wird.

Ich wünsche Ihnen/Euch eine frohe, gesegnete Advents- und Weihnachtszeit.

 

Ihre/Eure Sigrid Tschöpe-Scheffler

 

© Fotos: Sigrid Tschöpe-Scheffler