Über das Buch
Jede Schule ist aufgefordert, sich mit Inklusion auseinanderzusetzen, aber was bedeutet dies für die einzelne Lehrkraft? Das Buch bietet einen fundierten Einblick in aktuelle Problemlagen des Inklusionsanspruchs und der Inklusionsrealität mit den Schwerpunkten Kinderrechte, Anti-Diskriminierung, Bildungsgerechtigkeit, Anerkennung und pädagogische Fürsorgepflicht. Es bietet Lehrpersonen eine Orientierung und praktischen Fallbeispiele, Diskussionsfragen und Übungen, die direkt im Unterricht angewendet werden können.
Liebe Katharina Resch, worum geht es in Schulische Inklusion?
Das Buch setzt sich mit Inklusion in Schulen und den damit verbundenen unvermeidlichen Widersprüchen zwischen Inklusionsanspruch und der schulischen Realität auseinander. Es richtet sich mit praktischen Übungen und Fallbeispielen an Lehrpersonen und an diejenigen, die inklusive Schulentwicklungsprozesse in Schulen anregen und gestalten. Außerdem habe ich in den letzten Jahren erkannt, dass die Übungen eine hilfreiche Quelle für künftige Lehrpersonen darstellen, d.h. Studierende der Pädagogik, der Erziehungswissenschaft und der Sonderpädagogik.
Wie kamen Sie auf die Idee, dieses Buch zu schreiben? Gab es einen „Stein des Anstoßes“?
Die Idee zum Buchvorhaben entstand in mehreren Lehrveranstaltungen, die ich mit Studierenden des Lehramts bzw. der Erziehungswissenschaft zu inklusiven Bildungsprozessen in Österreich und Deutschland gehalten habe. Wir haben über die mögliche Gestaltung inklusiver Bildungsprozesse für diverse Schüler*innen diskutiert und ich habe die Notwendigkeit erkannt, gleichzeitig theoriegeleitete und praktisch anwendbare Übungen und Beispiele zu entwerfen. Letztendlich habe ich beschlossen, die fünf relevantesten Spannungsfelder im Buch aufzugreifen: Kinderrechte, pädagogische Fürsorgepflicht, Bildungsgerechtigkeit, Anti-Diskriminierung und die Frage der Passung von Anerkennung und Inklusion.
Das Buch enthält praktische Fallbeispiele aus der pädagogischen Praxis, Diskussionsfragen und Übungen, die von Lehrpersonen direkt im Unterricht verwendet werden können. Würden Sie uns eine dieser Übungen exemplarisch vorstellen?
Eine Übung zur Reflexion von Bildungsgerechtigkeit ist zum Beispiel diese:
Die Lehrperson sammelt eine Reihe von Aussagen zu Bildungs(un)gerechtigkeiten auf Kärtchen (im Buch enthalten) und lässt jede Schülerin bzw. jeden Schüler ein Kärtchen auswählen. Dann sitzen alle im Sesselkreis und jede Person soll erläutern, warum er oder sie die Aussage als gerecht oder ungerecht empfindet. Beispiele wären etwa: „Jeder Jugendliche hat dieselbe Chance auf einen Praktikumsplatz. Sag mir deinen Namen und ich weiß, in welche Schule du gehst. Jede Sprache ist gleich viel Wert. Kinder an Privatschulen müssen weniger leisten als andere.“
Die Schüler*innen werden sich nicht in allen Aussagen einig sein und so können erlebte Bildungs(un)gerechtigkeiten in der Gruppe diskutiert werden. Dann kann die Lehrperson dazu überleiten, zu fragen, wer denn für die Herstellung von Bildungsgerechtigkeit verantwortlich ist und wie jede*r einen Beitrag leisten kann. So geht die Gruppe einen Schritt Richtung Inklusion.
Welche zentralen Handlungsaufforderung(en) in Bezug auf schulische Inklusion würden Sie an Entscheidungsträger und Lehrpersonen formulieren?
Ich würde sagen:
- Setzen Sie sich für Inklusion, Kinderrechte und Anti-Diskriminierung ein! Erst wenn wir nicht mehr darüber sprechen, ist Inklusion an Schulen Realität geworden.
- Die Auseinandersetzung mit Inklusion ist fächerunabhängig und kann in jedem Fach, etwa im Deutschunterricht oder im Sportunterricht, Anwendung finden.
- Sich als Lehrperson mit (neuen) didaktischen Mitteln zu konfrontieren, lohnt sich immer, egal wie lange man schon unterrichtet. Ein Blick in Methodenbücher oder eben das vorliegende Buch dient der Anregung und Inspiration der pädagogischen Praxis. Dafür sollte man als Lehrperson Zeit einplanen, z.B. in den Sommerferien. Die Übungen und Fallbeispiele können einfach adaptiert und mit unterschiedlichen Schüler*innen durchgeführt werden und eröffnen Perspektivenwechsel.
Darum bin ich Autorin bei Budrich
Der Verlag ist nach einer Publikation in einem Sammelband aktiv auf mich zugekommen mit der Frage, ob ich Interesse an weiteren Publikationen hätte. Das hat mich beeindruckt und ich würde wieder mit dem Verlag kooperieren.
Kurzvita der Autorin
Dr. Katharina Resch ist seit 2015 Soziologin an der Universität Wien mit den Forschungsschwerpunkten Inklusion, Diversität und soziale Ungleichheit, Hochschulforschung und bildungssoziologische Forschung zur Lehrer*innenbildung. 2021 war sie Vertretungsprofessorin an der Universität Koblenz-Landau. Sie unterrichtet künftige Lehrpersonen an Schulen, die Bildungsprozesse inklusiv gestalten können, und ist Autorin zahlreicher Aufsätze und Studien zum Thema Inklusion und Diversität.
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© Titelbild: gestaltet mit canva.com; Foto Katharina Resch: Barbara Mair