„Öffnung nach außen – Öffnung nach innen“ – Die Eigenheiten des Schreibens in der Schweiz

„Schreiben ist eine Kulturtechnik und als solche in einem hohen Maße kontextabhängig. Ich stelle immer wieder fest, dass man sich des Kontextes, in dem in der Schweiz (gesprochen und) geschrieben wird, im (auch deutschsprachigen) Ausland oft wenig bewusst ist.“

In unserer aktuellen Ausgabe der Exposé – Zeitschrift für wissenschaftliches Schreiben und Publizieren 2021-2 (Schwerpunkt: Internationales) beschäftigt sich Autorin und Hochschullehrerin Katrin Burkhalter in ihrem Beitrag „Öffnung nach außen – Öffnung nach innen“ mit den Eigenheiten der „(Schreib-)Schweiz“. Sie thematisiert die Randstellung der Schweiz innerhalb des deutschen Sprachraums, den Aspekt der Mehrsprachigkeit und den des Föderalismus.

Wie sich diese Eigenheiten auf das Schreiben und Veröffentlichen von Wissenschaftler*innen auswirken, können Sie Open Access über budrich journals lesen:

www.budrich-journals.de/index.php/expose/issue/view/2923

Einen Auszug präsentieren wir hier:

„Viereinhalb Millionen Deutschsprechende in der Schweiz stehen mehr als achtzig Millionen Deutschen und acht Millionen Österreichern gegenüber. Nicht die ganze Schweiz ist deutschsprachig, sondern nur rund 70 Prozent. Die Schweiz ist also eigentlich nicht ein deutschsprachiges, sondern vielmehr ein auch deutschsprachiges Land. Die Grenze des deutschen Sprachraums geht mitten durch die Schweiz. In der Romandie schreibt und spricht man Französisch, im Tessin und in den vier Bündner Südtälern ist Italienisch die Amtssprache. Die drei Sprachen werden vor allem außerhalb der Schweiz gesprochen – entsprechend ist die Schweiz Teil dieser Kulturräume. Anders verhält es sich mit dem Rätoromanischen, das ausschließlich in der Schweiz gesprochen wird. Dies vier Sprachen sind Amtssprachen, in denen z. B. Gesetze verfasst sind.

Die Struktur des Landes ist föderalistisch, wie das Kürzel CH deutlich macht, das für Confoederatio Helvetica steht. Die Kantone gelten als Staaten im Staat. Das macht die Schweiz kleinkammrig: Die Kantone sind für Bereiche wie Gesundheit (die Corona-Impfungen z. B.  werden kantonal organisiert) und Bildung zuständig – nicht die Eidgenossenschaft. Die Machtdistanz ist in unserem Land geringer als anderswo; das macht die Schweiz beweglich. Oft gelingt es uns, in recht kurzer Zeit etwas zu bewegen. Die Kehrseite unserer Kleinheit und Agilität ist allerdings, dass uns oft die kritische Masse fehlt – die Anzahl Köpfe, aber auch das geringe politische Gewicht vieler Akteure –, die für eine nachhaltige Entwicklung nötig ist.“

Weiterlesen: www.budrich-journals.de/index.php/expose/article/view/38644